Rubrik: Aufnahmeeinstellungen
Mit Zoomeffekt überraschende Bildergebnisse erzielen
2006-07-03 Der Zoomeffekt als Aufnahmetechnik ist schon seit der analogen Ära mit dem Erscheinen von Zoomobjektiven bekannt, um interessante und abstrakte Bilder zu erzielen. In der Praxis ist es aber oft schwierig, das richtige Verhältnis von Belichtungszeit und Zoombewegung zu "erraten", das zum erhofften Ergebnis führt. Die Digitalfotografie erleichtert dagegen wesentlich das Anwenden dieses kreativen Werkzeuges. (Florian Kainz)
Grundvoraussetzung ist zunächst eine Kamera mit einem mechanisch zu betätigenden Zoom-Objektiv. Die Brennweite kann sich vom Weitwinkel- in den mittleren Telebereich erstrecken. Die optische Qualität spielt hier eine untergeordnete Rolle. Es muss nicht unbedingt eine Spiegelreflexkamera sein, auch eine Reihe von den so genannten Prosumer-Digitalkameras mit fest angeschlossenem Objektiv bietet diese Möglichkeit, aber ein motorisches Zoom macht die Aufgabe fast unlösbar, da die Zoomgeschwindigkeit meist viel zu langsam ist bzw. die Kamera kein Zoomen während der Aufnahme zulässt. Ein allenfalls vorhandener Bildstabilisator sollte auf jeden Fall deaktiviert werden, er könnte sich auf die Zoombewegung auswirken. Außerdem benötigt man ein solides Stativ, da die notwendigen langen Verschlusszeiten sonst zu Bewegungsunschärfe führen würden. Mit etwas Übung geht es aber auch ohne Stativ, jedoch meist mit einem Verlust an Bildschärfe.
Bei der Motivsuche sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, es können z. B. Blumen, Bäume oder auch Personen sein. Zu beachten ist allerdings, dass nur das Objekt in der Bildmitte einigermaßen zu erkennen sein wird, alles andere ist mehr oder weniger verwischt; deshalb sollte man das Hauptmotiv stets dort positionieren. Hat man es dennoch lieber etwas außerhalb des Zentrums, kann bei der Nachbearbeitung am Rechner ein Ausschnitt gewählt werden. Zoomen ist sowohl von der großen zur kleinen Brennweite als auch umgekehrt möglich. Der Knackpunkt ist allerdings die Wahl der Belichtungszeit und die Geschwindigkeit der Zoombewegung. Da sich jedes Objektiv beim Zoomen anders verhält, ist hier Probieren angesagt. Die ideale Belichtungssteuerung ist die Blendenautomatik, der folgende Funktionsweise zugrunde liegt: Man gibt die Belichtungszeit vor, und die Kamera ermittelt den entsprechenden Blendenwert. Als Richtwert wäre eine Verschlusszeit von 1/8 - 1/30 Sekunde anzusehen. Ist zuviel Licht vorhanden, sodass ein ausreichend langes Öffnen des Verschlusses nicht möglich ist, sollte auf eine niedrigere ISO-Empfindlichkeit gestellt werden. Reicht auch das nicht, hilft ein Graufilter.
Jetzt braucht man eigentlich nur mehr auszulösen und im selben Moment zu zoomen. Und hier kommt durch die Möglichkeit der Bildkontrolle ein Vorteil der Digitalkameras voll zum Tragen – ein kurzer Blick auf den Monitor nach der Aufnahme verrät sofort das Ergebnis. Ist die Bewegung zu wenig sichtbar, wählt man einfach eine längere Verschlusszeit oder zoomt schneller, ist das Bild zu verwischt, macht man es umgekehrt. Auch der genaue Zeitpunkt der Auslösung hat Einfluss auf die Aufnahme. So kann sich der Fotograf schnell an das gewünschte Bildergebnis herantasten. Eigentlich gar nicht so schwierig, und sobald die ersten Fotos gelungen sind, ist die Gefahr groß, dass man diese Technik öfter einsetzt.
Auf Bild 1 ist eine Sonnenblume in einem Feld zu sehen, die Kamera stand auf einem Stativ, Verschlusszeit war hier 1/15 Sekunde. Bild 2 zeigt eine junge Dame mitten in einem Blasmusikorchester. Durch das Zoomen hebt sie sich total von der Menge ab, der Fokus richtet sich alleine auf diese Person, und das verleiht dem Foto den speziellen künstlerisch verträumten Ausdruck. Hier wurde spontan aus der Hand mit einer 1/8 Sekunde fotografiert und ein Ausschnitt gewählt, um das Hauptmotiv zur Seite zu rücken.