Rubrik: Sonstige Tipps

Monitorkalibration Teil 2 – Messgeräte und Test

2006-09-11 Verlässliche Farben auf dem Monitor sind ein Muss für jeden ambitionierten Digitalfotografen, will er seine Aufnahmen richtig beurteilen. Vor allem, wenn man seine Bilder am PC bearbeitet, ist ein kalibrierter Monitor vonnöten. Sonst läuft man Gefahr, Farbfehler des Monitors statt die Bilddatei zu korrigieren. In Teil 2 dieses Fototipps werden drei messtechnische Verfahren für die Kalibration vorgestellt und kritisch bewertet.  (Mike Schelhorn)

Spyder2express

Spyder2express [Foto: ColorVision]ColorVision bietet mit Spyder2express eine auf Einsteiger abgestimmte Kalibrationslösung an. Im Lieferumfang enthalten ist als Messgerät das Colorimeter Spider 2, das sich schon in den Profi-Anwendungen von ColorVision bewährt hat, sowie die eigens für Kalibrations-Novizen konzipierte Software ColorPlus 1.1. Das Kombi eignet sich zur Kalibration von Röhren- wie LCD-Monitoren. Für Letztere liegt ein Ausgleichsgewicht bei, da man auf LCD-Oberflächen kein Messinstrument per Saugnäpfen anbringen sollte. Der Anschluss des Spider 2 erfolgt über die USB-Schnittstelle. Die Kalibrationssoftware ColorPlus führt den Anwender sehr stringent durch den Kalibrationsprozess. Außer der Steuerung des Kalibrationsvorgangs, der in den Tests des Autors durchschnittlich 14 Minuten benötigte, sind die einzigen Anwendereingriffe das eventuelle Einstellen von Kontrast, Helligkeit oder Hintergrundbeleuchtung. Eine Wahl des Monitorgammas (beispielsweise 2,2 für PC oder das Mac-typische 1,8) ist dem Anwender ebenso wenig überlassen wie die Wahl des Weißpunkts, für den ColorPlus auf den Herstellerwert des Monitors zugreift. Damit lässt sich nicht für alle Umgebungslichtbedingungen eine verlässliche Farbanzeige erreichen, und zudem ist der Wert zum Teil von den Fertigungsschwankungen der Monitorhersteller abhängig. So erzielte der Autor durchweg taugliche Ergebnisse auf Röhrenmonitoren, aber ein unzulängliches Monitorprofil für das Display eines Notebooks. Zwar ist ColorPlus eine einfache, fast idiotensicher zu bedienende Lösung, taugliche ICC-Monitorprofile erstellt es jedoch nur, wenn andere Faktoren – wie das Umgebungslicht und der Werks-Weißpunkt des Monitors – mitspielen.

ColorPlus Screenshot

Steckbrief

Hersteller ColorVision
Software ColorPlus 1.1
Messgerät Colorimeter Spider 2
Sprache deutsch
Betriebssystem Windows 98, ME, 2000/XP, Mac OS X 10.2 und höher
Anspruch Anfänger, Einsteiger mit Grundwissen
Bezugsquelle http://www.ColorVision.ch/de
Preise (ca.) 85 EUR

Kurzbewertung

+ einfache Handhabung
+ gutes Preis/Leistungsverhältnis
– arbeitet nur mit einem Gammawert und dem Werks-Weißpunkt des Monitors

Huey

HueyMessgerät [Foto: Pantone/Gretag-Macbeth]Aus der Zusammenarbeit zwischen den Firmen Pantone und Gretag-MacBeth ist eine unkomplizierte Monitorkalibrationslösung für CRTs und LCDs namens Huey hervorgegangen. Diese setzt sich aus der Software und einem Colorimeter-Messinstrument zusammen. Letzteres ist gerade einmal so groß wie ein Textmarker-Stift und übernimmt neben der Monitorkalibration auch die Messung des Raumlichts – auf Wunsch (nach erfolgter Kalibration) während des Betriebs mit Anpassung des Monitorprofils. Damit ist Huey die erste Kalibrationslösung, die das Monitorprofil im laufenden Betrieb an die aktuellen Umgebungslichtbedingungen anpasst. Profis aus der Druckvorstufe fordern zwar immer konstantes Umgebungslicht, Huey hingegen wird dem Alltag vieler Anwender gerecht. Diese kümmern sich nämlich nicht um das Umgebungslicht, welches sich im Tagesverlauf deutlich ändern kann (durch Tageszeiten und Wetterlage, ein- oder ausgeschaltetes Kunstlicht). Die eigentliche Kalibration ist sehr einfach: Nach Installation der Software und Anschluss des Colorimeters geleitet Huey einen Schritt für Schritt durch den Kalibrationsvorgang. In maximal sieben Schritten und in weniger als fünf Minuten ist dieser durchgeführt. Zum Schluss teilt man der Software noch mit, für welchen Anwendungszweck man seinen Monitor eingestellt haben will. Das erzeugte ICC-Profil passt Huey auf Wunsch an sich änderndes Raumlicht an, wobei das Colorimeter in einstellbaren Intervallen die Raumlichtmessung durchführt. Die Kalibration – auf Anwender ohne Farbmanagement-Wissen abgestimmt – bestimmt einen fixen Weißpunkt und die Farb- und Helligkeitscharakteristik. Die Lichttemperatur und der Gammawert des Monitors hingegen werden durch eine Änderung des Video-Lookup-Table berücksichtigt, ebenso die Anpassung an das aktuelle Umgebungslicht. Zur Wahl stehen drei Lichtarten und drei Gammawerte. Huey ist eine einfache Monitorkalibration für Nicht-Experten, die zwar nicht die Verbindlichkeit und Qualität teurerer Lösungen erreicht, aber besonders Hobbyfotografen zu einer verlässlicheren Monitoranzeige verhilft.

Huey Screenshot

Steckbrief

Hersteller Pantone/Gretag-Macbeth
Software Huey
Messgerät Colorimeter Huey
Sprache deutsch
Betriebssystem Windows 2000, XP, Mac OS X 10.3 und höher
Anspruch Anfänger, Einsteiger mit Grundwissen
Bezugsquelle http://www.pantone.de
Preise (ca.) 100 EUR

Kurzbewertung

+ einfache Bedienung
+ schnelle Kalibration
+ Anpassung an wechselndes Umgebungslicht
– Gamma nicht individuell anpassbar
– fixer Weißpunkt
– unzureichende Dokumentation

Basiccolor Display 4

Hersteller Color Solutions wendet sich mit seiner Monitorkalibrationslösung Basiccolor Display mehr an die Profis. Basiccolor Display 4 ist ein einerseits sehr umfangreiches Programm, lässt sich aber auch von Laien anwenden. Letztere können das Programm zusammen mit dem Messgerät Ray erwerben, dann aber nur in Version FE mit eingeschränkter Funktionalität (Beschränkung auf Presets, keine Validierung und kein Editieren des gemessenen Gammas). Für professionellere Anwendungen steht ein Kombi mit dem Messgerät Squid2 zur Wahl. Daneben lässt sich das Programm aber auch mit einer Reihe anderer Geräte etwa von X-Rite (der Autor testet mit dem DTP94) oder Gretag-MacBeth betreiben. Basiccolor Display 4 ist geeignet für LCD- und Röhrenmonitore und beherrscht auch die Hardwarekalibration entsprechender Monitore via DDC-Schnittstelle. Eine Stärke des Monitorkalibrationsprogramms ist die L-Stern-Kalibration. Hier sind die RGB-Werte des Monitor-Gammas für die Grauachse linear und – wie auch die Farbwerte – optisch gleichabständig; Tonwertabrisse in der Monitordarstellung werden dabei minimiert, wenn nicht vermieden. Die Tests des Autors haben dies nur bestätigt. Diese mit der Vorgängerversion Display 3 eingeführte L-Stern-Kalibration macht dann richtig Sinn, wenn man auch den Arbeitsfarbraum L-Stern-RGB einsetzt. Alternativ stehen freie Gamma-Werte zur Wahl sowie eine fixe sRGB-Kalibration für Anwendungen aus dem Video- und Präsentationsbereich. Ebenso frei ist die Wahl der Farbtemperatur, die man vor Charakterisierung und Profilierung einmessen kann (sofern vom Monitor unterstützt). Auch die Farbtemperatur des Umgebungslichts oder sinnvoller eines Normlichtkastens lässt sich dabei bestimmen. Eine wesentliche Neuerung ist die getrennte Messung von Weiß- und Schwarzpunkt des Monitors. Hersteller Color Solutions verspricht hierfür eine verbesserte Durchzeichnung in Lichtern und Tiefen sowie einen optimierten Kontrast. Basiccolor Display 4 ist eine ebenso umfangreiche wie klar nach dem Ablauf strukturierte Monitorkalibrationslösung. Sie deckt auch Anwenderbedürfnisse aus Spezialgebieten wie der Textilindustrie oder dem Medizinbereich ab. Für die Hauptanwendungen Prepress und Fotografie kommt Basiccolor praktisch allen Wünschen nach – und darf daher momentan als Referenz gelten.

Basiccolor Screenshot

Steckbrief

Hersteller Color Solutions
Software Basiccolor Display
Messgerät(e) Squid2, Ray, andere von Gretag-MacBeth und X-rite
Sprache englisch
Betriebssystem Windows 2000/XP, Mac OS X 10.2 und höher
Anspruch Einsteiger mit Grundwissen, Fortgeschrittene, Profis
Bezugsquelle http://www.basiccolor.de
Preise (ca.) Einsteigerversion FE (mit Messgerät Ray) 230 EUR,
Profiversion (mit Messgerät Squid2) 405 EUR,
Software ohne Messgerät 116 EUR

Kurzbewertung

+ sehr gute Ergebnisse
+ alle wesentlichen Parameter frei wählbar (in FE-Version wählbare Presets)
+ Editieren und Überprüfen des Messergebnisses/Monitorprofils möglich
– nur englischsprachig
– Arbeitsplatzlizenzen erforderlich

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