Rubrik: Bildbearbeitung
Monochrome Fotos nachkolorieren
2010-05-24 In den Anfängen der Fotografie waren alle Bilder monochrom. Um den Abnehmern dennoch etwas Außergewöhnliches bieten zu können, haben einige findige Fotografen einfach mit transparenter Farbe in die fertigen Papierbilder gemalt, um noch "realistischere" Ergebnisse zu erhalten. Heute muten diese handwerklich geschickt gemachten Bilder zwar nicht sehr realistisch an, was zum einen am Ausbleichen der Farben liegt und zum anderen an der kräftigen Farbwahl der Künstler. In Zeiten der elektronischen Bildverarbeitung mutet eine solche Praktik vielleicht anachronistisch an, dennoch ist es eine Möglichkeit, seinen Bildern einen kleinen "Kick" zu geben. (Harm-Diercks Gronewold)
Vor dem Start in die Nachkoloration ist sicherzustellen, dass die Bildbearbeitungssoftware Ebenen und Masken beherrscht, wie z. B. Gimp oder Photoshop. Natürlich kann man auch direkt im Bild arbeiten, bei Fehlerkorrekturen ist diese destruktive Methode jedoch nicht ratsam. Am Anfang des Arbeitsflusses steht die Wandlung des Bildes in Schwarz-Weiß (siehe weiterführende Links). Erwähnenswert ist, dass die Kontraste im Bild durch die Nachkoloration etwas weicher werden können, also sollte man diese entweder am Anfang schon kräftiger machen, oder man entscheidet am Ende der Bearbeitung, ob hier noch Handlungsbedarf besteht.
Ist das Bild in SW gewandelt, dann kann man sich entscheiden, das Bild ein wenig zu tonen, wenn es z. B. ein Foto im Retrostil werden soll. Wie genau man Bilder tont, wird in einem anderen Fototipp beschrieben (siehe weiterführende Links).
Zunächst sollte man sich für eine Farbe entscheiden, mit der man loslegt; im Fall des Beispiels war dies die Haut der beiden Japanerinnen. Historisch betrachtet, dürften die Damen sehr blässlich geschminkt sein, und so ist ein sehr heller Hautton angebracht (RGB 255/178/122). Hierzu wählt man eine Volltonfarbebene aus und legt diese an. Natürlich ist diese Ebene zunächst "platt" auf dem Bild und deckt alles ab. Hier empfiehlt es sich, die Verrechnungsmethode der Ebene auf "weiches Licht" zu setzen. Doch Vorsicht, die Verrechnung sollte je nach gewünschtem Bildstil gewählt werden. Der Modus "weiches Licht" passt zum Nachkolorieren eines Fotos von 1920 besser als der kräftigere Modus "Farbe". Letzteren könnte man aber z. B. besser bei einem Pin-Up-Foto aus den 50ern einsetzen. Sollte nun das gesamte Bild von der Farbe betroffen sein, dann muss die Maske umgekehrt werden. Ist die Farbe nicht zu sehen, dann kann losgelegt werden. Mit dem Pinselwerkzeug wird nun die Farbe dort zum Vorschein gebracht, wo sie hin soll. Je nach Bereich solle der Pinsel eine nicht zu harte Kante haben. Hat man sich vermalt, so kann man mit dem Wechsel der Pinselfarbe (Weiß zu Schwarz) das schnell korrigieren. Hier liegt dann auch die Stärke der Maskentechnik, da jederzeit alles vollständig änderbar ist.
Ist die erste Ebene fertig, dann kann man sich gleich auf die nächste stürzen. Um filigrane Applikationen, wie in diesem Beispiel das Muster auf dem Kimono, einfacher zu erledigen, stellt man hier die Verrechnungsmethode auf "Farbe", und schon deckt die Ebene die Farben der anderen Ebenen ab. Wem das nicht gefällt, der muss schon bei den größeren Flächen darauf achten, dass die kleinen Applikationen nicht mit übermalt werden und so die Maske optimal liegt.