Rubrik: Motive und Situationen
Motive und Situationen – nie mehr ohne Kamera!
2007-07-30 Viele Stunden seiner Freizeit verbringt ein Hobbyfotograf in der Natur, auch wenn er nicht ausschließlich fotografieren will. Nur wenn er die Kamera bei sich hat, kann er schnell auf sehenswerte Motive reagieren und die Aufnahme schießen – wer weiß, ob er das in seinem Leben noch einmal sehen kann. Aber vielleicht bekommt er zu einem späteren Zeitpunkt ein ganz anderes und noch schöneres Bild zustande, weil er auch dann wieder seine Kamera bei sich hatte. (Günter Hauschild)
Wer einmal beschlossen hat, dass Fotografie in seinem Leben eine Rolle spielen soll, der kann einfach nicht ohne seine Kamera aus dem Hause gehen, der muss sie immer mitnehmen. Soweit die logischen Überlegungen. Danach kommen aber gleich auch die Fragen. Soll man also immer die komplette Fotoausrüstung bei sich haben, sich immer mit der gesamten Technik herumschleppen? Ja und nein! Doch eins nach dem anderen.
Fall 1: Man ist überzeugt, dass heute an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit ganz bestimmte Fotos (im Kopf sind die schon vorhanden) zu machen sind. Also rüstet man sich mit seiner gesamten Technik aus, kleidet sich entsprechend und ab geht’s zur Fotopirsch.
Fall 2: Was tun beim sonntäglichen Spaziergang durch die Stadt oder den Park oder auf den Flohmarkt oder ...? Da stört doch die ganze Ausrüstung nur. Dann nimmt man eben nur die Allzeit-dabei-Kamera mit. Vielleicht ist es ja eine Kompaktkamera: Sie hat ein- Weitwinkel-, ein Normal-, ein Tele- und ein Makroobjektiv. Besitzer einer Spiegelreflexkamera haben diesen Vorteil – trotz am Markt vorhandener Linsen mit Brennweitenbereichen von 18 bis 250 mm, also 13,9-fach – nicht. Was da manchmal fehlt, ist das Stativ. Aber da findet sich in der Regel auch eine Mauer oder ein Baum, die dessen Funktion wenigstens aushilfsweise übernehmen.
Fall 3: Und dann gibt es ja noch digitale Kameras, die das Format einer gut gefüllten Brieftasche haben, eine solche wäre dann auch ein willkommener Begleiter beim Spaziergang, sogar bei einem Theater- oder Konzertbesuch.
Zum guten Bild benötigt man also nicht nur eine gute Technik, Zeit, Ruhe und Geduld, sondern man muss einfach alles auch zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle zur Hand haben. Gerade mit den heutigen technischen Entwicklungen bestehen derartige kreative Möglichkeiten, von denen die analogen Fotografen nicht mal zu träumen wagten. Es lohnt sich auch hier, einmal über den Satz eines (unbekannten) klugen Menschen nachzudenken: Man ist nicht einfach gut, man ist nur in einer bestimmten Konstellation gut. Die Sentenz passt auch hier „wie die Faust aufs Auge“ pardon.
Nach der Theorie nun die Praxis, und damit zu den Bildern, die nur nach dem Grundsatz "eine Kamera sollte immer dabei sein" zustande gekommen sind.
Einlaufendes Schiff (Bild 1): Dieses Foto ist sicher stimmungsvoll. Es konnte nur gemacht werden, weil mehrere günstige Umstände zusammenpassten: Es war Hochwasser an der Nordseeküste, das gibt es täglich zwei Mal. Windstille, die See war glatt wie ein Spiegel, das ist gerade an der Nordsee ziemlich selten. Die "Nordfriesland" läuft ein, um Urlauber vom Husumer Außenhafen zur Fahrt durch den Halligen abzuholen, dafür gibt es zwar einen Fahrplan, aber der ist auch nicht jeden Tag gleich. Die Morgensonne taucht das ganze Geschehen in ein herrliches Licht – das passiert schon häufiger. Aber dass alle diese Faktoren zu diesem Zeitpunkt zusammentrafen, eben das war ein außerordentlich seltener Glücksumstand. Was willst du mehr, Fotograf? Kamera bereitmachen! Das Schiff an der besten Stelle im Bild erwarten! Der Fotograf hätte es sich nur schwer verziehen, hätte er in diesem Moment die Kamera nicht dabei gehabt.
Abendstimmung (Bild 2): Abendstimmungen und Sonnenuntergänge sind ja seit jeher ein beliebte Motive und zu allem Überfluss oder zur Freude der Fotografen aller Couleur auch noch jeden Abend anders. Die Jahreszeit, die Wetterverhältnisse, die Wolken, die Tageszeit und, und, und entscheiden, welches Bild uns der Himmel anbietet. Wer diese stimmungsvollen Aufnahmen auf der Festplatte haben möchte, auch der sollte immer seine Kamera bei sich haben.
Zwei Schiffe (Bild 3): Die Kamera mit haben, heißt ja noch lange nicht, sie auch bereit haben. Sicher ist die Kamera im Reisegepäck, besucht man etwa die Nordseeinsel Amrum, steht man sicher seine Zeit am Anleger und wartet auf die Fähre. Kann man aber damit rechnen, dass ausgerechnet in dem Moment, da die Autofähre in See sticht, auch ein solcher Winzling mitfährt? Wenige Augenblicke später hatte die "Uthlande" Fahrt aufgenommen, und das kleine Boot drehte ab.