Rubrik: Aufnahmeeinstellungen
Multiblitze bei Langzeitbelichtungen
2005-12-05 Es gibt Situationen, in denen möchte man ein Motiv bei einer Langzeitbelichtung vor einem stimmungsvollen Hintergrund effektvoll beleuchten oder einen sehr großen Raum (Kirchenschiff, Saal, Museum) gleichmäßig ausleuchten. Nicht immer steht dafür eine umfangreiche Blitzanlage zur Verfügung. Doch man kann sich dabei schon mit einem einzigen externen Blitz oder auch mit einer zweiten Kamera mit eingebautem Blitz helfen. (Benjamin Kirchheim)
Statt
viele Blitze auf Stativen zu positionieren und mit viel Erfahrung
einzustellen und lange herum zu probieren, reicht bei Langzeitbelichtungen
vor einem stimmungsvollen Hintergrund oft nur ein einziger externer Blitz,
der während der langen Belichtung mehrmals gezündet wird. Auf Bild 1 ist
ein Cadillac vor der Kulisse der Hamburger Speicherstadt zu sehen. Er
steht zwar unter einer Laterne, ist aber nicht so gut ausgeleuchtet. Ohne
die Laterne wäre er wahrscheinlich nur als dunkle Kontur zu erkennen. Auf
Bild 2 wurde der Cadillac mit dem internen Kamerablitz bei
Langzeitbelichtung geblitzt, der Helligkeitsverlauf ist äußerst unschön
und wirkt unnatürlich. Auf Bild 3 hingegen wurden während der Belichtung
über 10 schwache Blitzsalven von verschiedenen Standpunkten aus
abgefeuert, um so auch Dach und Seitenteile des Autos beleuchten zu
können; dies ist auch anhand der zahlreichen Reflexionen zu erkennen.
Um
die Blitztechnik anzuwenden, sollte die Kamera am besten auf eine
möglichst lange Verschlusszeit (meistens sind 30 Sekunden das Maximum,
abgesehen von Bulb-Langzeitbelichtungen) eingestellt und die Blende dann
so geregelt werden, dass die Belichtung des Hintergrundes wie gewünscht
ist. Ein externes Blitzgerät sollte auf die kleinste Leistungsstufe
gestellt werden, und dieses sollte keine zu langen Ladezeiten haben – das
gilt auch, falls man den Blitz einer zweiten Kamera "missbraucht". Auf
kleinster Leistungsstufe können externe Blitzgeräte meistens eine Vielzahl
von Blitzen hintereinander abgeben, so dass man normalerweise nicht auf
das Nachladen warten muss. Externe Blitzgeräte haben üblicherweise eine
Taste, um sie per Hand auszulösen (oft als "Test"-Taste bezeichnet). Hier
reicht übrigens auch ein uralter Blitz vom Flohmarkt, er muss nicht mit
der Kamera kompatibel sein.
Nun wird der Verschluss der Kamera (am besten mit Zeitverzögerung durch
den Selbstauslöser) geöffnet, und die Blitze können abgefeuert werden.
Hierzu sollte man sich vorher überlegen, wohin das Licht gerichtet sein
soll. Im Beispiel ein wenig von vorne unten, von vorne oben, auf die
Motorhaube, auf das Dach (jeweils von links und rechts) und vor allem
mehrere Blitze an der Seite des Wagens entlang (im Beispiel insgesamt ca.
10). Hierbei ist darauf zu achten, dass der Blitzreflektor nicht im Bild
zu sehen ist. Man darf also in Richtung Kamera blitzen, damit das vom
Motiv zurückgeworfene Licht auch die Kamera erreicht (das ergibt auch
gewünschte Reflexionen), ist man dabei aber im Bild, sieht man den Blitz.
Übung und Erfahrung sind hier vonnöten. Es ist übrigens nicht schlimm,
kurz durch das Bild zu laufen, sofern man dunkel gekleidet ist – das sieht
man auf dem späteren Bild nicht. Da ein Bild mit einer Digitalkamera außer
Strom, Speicherplatz und Zeit nichts kostet, kann man sich viel Zeit zum
Üben nehmen. Die Beispielbilder wurden zur Verdeutlichtung der
Unterschiede etwas übertrieben geblitzt, dies kann wesentlich dezenter
erfolgen. Am besten so, dass man es hinterher nicht sieht! Das heißt, das
Motiv sollte zwar geblitzt und auch heller als normal sein, aber eben
dezent.
Mit derselben Technik ist es übrigens auch möglich, große Hallen, Kirchen,
Museen etc. auszuleuchten (daher gehörte sie, übrigens, in "alter,
analoger Zeit" mit zu den Prüfungsaufgaben in der fotografischen
Gesellenprüfung). Dazu zieht man dunkle Kleidung an und geht nachts in die
entsprechenden Räumlichkeiten, stellt die Kamera auf und blitzt bei einer
Langzeitbelichtung die Wände und Decken an. Das reflektierte Licht reicht
oft für den Boden bzw. kleinere Gegenstände, größere sollten ggf. auch
individuell angeblitzt werden. Das Ausblitzen so großer Räume erfordert
allerdings noch mehr Versuche bzw. Erfahrung – je nach Raumgröße.