Rubrik: Motive und Situationen
Nebel – Die Kehrseite des goldenen Herbstes
2011-11-07 Fotografen bevorzugen im Herbst meist das sonnige Wetter mit seinen bunten, warmen Farben. Denn hier kann man den Kontrast zwischen dem Blätterwerk in warmen Farbtönen und dem kühlen und oft strahlend blauen Himmel besonders gut darstellen. Doch je mehr sich das Jahr dem Ende neigt, desto seltener werden diese optimalen Gelegenheiten. Nach dem ersten Herbststurm hat es sich dann auch mit der bunten Blätterpracht erledigt. Jetzt bekommt man als Fotograf oft Nebel vor die Linse. Auch der hat seinen ganz eigenen, wenn auch melancholischen Reiz. Wie im Nebel einzigartige Fotos entstehen, beleuchtet dieser Fototipp. (Harm-Diercks Gronewold)
Gruselgeschichten, Legenden und Melancholie, dies sind die wohl am häufigsten mit Nebel verbundenen Gedanken. Es wird schwerlich möglich sein, fröhliche und ausgelassene Fotografien mitten im Nebel aufzunehmen. Das wäre zwar mit Sicherheit ein wirklich prima Projekt, doch in diesem Fototipp wollen wir versuchen, Ideen zur Nebelfotografie zu geben. Da Nebel eine sehr flüchtige Sache ist, sollte man vorher seine Aufnahmeorte auskundschaften und sich Gedanken über die Idee machen, welche man dort umsetzen möchte (siehe weiterführende Links). Wichtig ist, dass man auf keinen Fall die jeweilige Entfernung vom Aufnahmestandpunkt zum Objekt außer Acht lassen sollte, denn ist die Sichtweite im Nebel geringer als dieser Abstand, dann nutzt das schönste Motiv nichts. Somit bleibt das Fotografieren im Nebel eine spontane Sache, die man nicht bis ins letzte kontrollieren kann. Wettervorhersagen helfen und auch das Wissen, dass in Feuchtgebieten, auf Feldern und an Seen oft Nebel entsteht, wenn die Temperatur nachts sinkt. Aber auch nach Regenfällen kann es zu Nebelschwaden kommen, besonders in Wäldern. Aufschlussreich ist auch der Wikipedia-Eintrag zum Thema Nebel (siehe weiterführende Links).
Bei der empfehlenswerten Ausrüstung ist ganz klar das Stativ zu nennen. Ein Fernauslöser ist ebenfalls hilfreich. Ansonsten nur das Objektiv seiner Wahl sowie geladene Akkus und leere Speicherkarten. Passende Kleidung für Outdoorfotografie ist selbstverständlich. Dann kann es auch schon losgehen. Aus technischer Sicht muss auf die Belichtung geachtet werden. Da die meisten Kamera-Belichtungsmesser auf eine 18% Graue Fläche kalibriert sind, logarithmisches Mittel des maximal abbildbaren Kontrastumfangs. Da die meisten Nebel-Aufnahmen jedoch aus diesem Wert herausfallen, muss die Belichtung manuell korrigiert werden oder man erstellt eine Belichtungsreihe, die man zusätzlich in ein HDR-Bild verwandeln kann. Manchmal kann es, wegen des mangelnden Motiv-Kontrastes, zu Problemen mit dem Autofokus kommen. Hier sollte man dann manuell fokussieren oder die Hyperfokaldistanz nutzen, damit einem später keine unerfreulichen Überraschungen in Form von unscharfen Bildern blühen.
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Das schöne am Nebel ist, dass störender Hintergrund manchmal verdeckt wird, so dass aus einem unvorteilhaftem Motiv ein interessanter Blickfang wird. Auch kann man sehr schön mit der Tiefe und der zunehmenden Dichte des Nebels spielen und damit Szenerien bestimmen und Bildaussagen unterstützen. Somit ist klar, dass die Bildstile für Nebelfotos ebenso vielfältig sind wie der Nebel selbst. Man könnte also eine eigene Abhandlung für jede Nebelsorte und Stimmung schreiben, zumal jedes Motiv immer wieder eine andere Wirkung hat. Sei es nun im hellen Sonnenlicht, bei morgendlichem Bodennebel oder schwerem fast undurchdringlichen Nebel im Herbst. Mit diesem Wissen ist der Schritt zu einer fotografischen Sukzession dann auch nur noch ein kleiner Schritt.
Hat sich der Nebel verflüchtigt oder sind die Ideen umgesetzt, dann kann man sich ans Sichten der Bilder am heimischen Rechner machen und Belichtungsreihen zu HDR-Bildern zusammenstellen, wenn gewünscht. Beim Betrachten der Bilder wird einem auffallen, dass die Kontraste sehr flau sind, doch das gehört so. Nebel sorgt für weiche Kontraste und gedämpfte Farben. Man kann hier nun zwar wieder den Kontrast erhöhen, dabei geht aber auch der Bildcharakter verloren. Mit den entstandenen Nebelbildern kann man, je nach Konzept oder Laune, alles anstellen was man möchte. Nahezu alle Bearbeitungsarten eignen sich für die entstandenen Bilder, besonders beliebt sind monochrome Bildbearbeitungen solcher Bilder. Hier sollte man aber besonders auf die Schatten und die Lichter achten, um so differenzierte Bilder zu erhalten (siehe weiterführende Links). Im Gegensatz dazu sind aber auch verträumte Nebelbilder in Farbe eine lohnenswerte Ausbeute, gerade bei Streiflicht und der Bildung von Lichtbündeln immer wieder überzeugend. Dies kann dann mit Abwedeln und Nachbelichten verstärkt werden, so dass die Lichtbündel noch stärker zu Geltung kommen.
Die Große Frage die man sich zwangsläufig stellen muss ist, ob man es sich nicht auch einfach machen kann und den Nebel komplett in der Bildbearbeitung entstehen lässt. Die Antwort ist ja, aber nicht überzeugend und wenn dann nur mit großem Aufwand. Das Problem liegt an der zunehmenden Dichte des Nebels in der Entfernung. Somit ist und bleibt echter Nebel auch echter Nebel und wenn man ehrlich ist, geht fast nichts über einen schönen fotografischen Streifzug durch einen vernebelten Tag.