Rubrik: Bildgestaltung
Nicht immer nur Schönwetterfotos
2000-10-09 Fotos bei obligatem Sonnenschein sind auf Dauer nur für den Fremdenverkehr interessant. Verbessern Sie Ihr Fotografen-Image, indem Sie sich Sonnenaufgängen, Nebel, Sturm, Regen widmen. Jede Wettersituation hat ihre typischen Erscheinungsformen zwischen Dramatik, strahlender Lebendigkeit und Melancholie und verspricht spannungsgeladene Bilder. (Jürgen Rautenberg)
Das frühe Gegenlicht erscheint nahezu Schwarzweiß [Foto: Jürgen Rauteberg]
Die allermeisten Fotos entstehen während des
Sonntagnachmittag-Schönwetterspazierganges. Die Ergebnisse sind
schön sonnig, schön bunt eben so, wie man sie für den
Fremdenverkehrsprospekt braucht. "Postkarte", sagt der
Fachmann. Als Fotograf muss man ab und zu neue Wege gehen. Alles,
was von der Postkarte abweicht, wirkt neu, kommt an, schafft Image.
Gönnen Sie sich das Erlebnis, die Sonne über einem Gewässer
aufgehen zu sehen. Haben Sie Glück, beginnt, schon bevor die Sonne
sichtbar wird, ein Farbenspiel, das jedes Herz höher schlagen lässt. Das Schauspiel steigert sich zu einer Farbsymphonie, wenn
die Sonne über den Horizont steigt. Bei so einem Motiv sollte man
mit der Digitalkamera reichlich Bilder machen; ein stabiles Stativ
hilft dann, den gewählten Bildausschnitt beizubehalten. Später
wählen Sie dann am Bildschirm die schönsten oder spektakulärsten
Varianten aus und löschen den Rest.
Gewitterluft macht die Welt düster [Foto: Jürgen Rauteberg]
Sturm bringt Dramatik ins Bild. Auf oder an der See wie über
Land. Winter verzaubert mit Stimmungen zwischen Rauhreif und Eis,
Romantik und Graphik. Regen hat seine Reize; platschende Tropfen,
spiegelnde Pfützen, klatschnasses Haar, bunte Schirme Motive
zuhauf. Gehen Sie auf Fotopirsch bei Dunst und Nebel. Fangen Sie die
weich aufgelösten Konturen ein, alles wirkt leicht, still, ein bisschen melancholisch irgendwo ist die Welt ganz zu Ende. Keine
lauten Farben, keine überschäumende Freude, eine Stimmung zum
Durchatmen. Wird der Nebel schwächer, erscheint ein zartes
Leuchten, das mehr und mehr zu strahlen beginnt bis die Sonne
durchbricht. Kitschig? Das ist Leben! Man muss es nur genießen
können.
Der Belichtungsmesser reagiert auf das Gegenlicht des
Sonnenaufganges und auf leichten Nebel gleich; nämlich mit
Unterbelichtung. Die Bilder werden schwer, dick. Bei Nebel wirken
sie düster. Um die Leichtigkeit, das Schwebende zu erhalten, muss
man um ca. 0,5 bis 1 Belichtungsstufe überbelichten, also die
Belichtungskorrektur auf +0,5 bis +1 stellen. Sonnenauf- und
-untergangsfotos sollten dagegen trotz ähnlicher Situation nicht
korrigiert werden! Die Fotos werden zwar noch dunkler als die
Nebelbilder. Lässt man ihnen aber diese Unterbelichtung um ca. zwei
Belichtungsstufen, dann zeigen sie auf Scherenschnitte reduzierte
Motive mit starker, fast dramatischer Farb- und Leuchtkraft im
Hintergrund. Korrigiert man, bleiben fade, süßliche, Bonbonfarben.
Deshalb nehmen Sie hier Unterbelichtung lieber bewusst in Kauf.
Typischer, farbkräftiger Sonnenuntergang [Foto: Jürgen Rauteberg]
Bei schlechtem Wetter schützen Sie Ihre Digitalkamera mit einer
Plastiktüte; die Elektronik mag keine Feuchtigkeit, das Gehäuse
weder Sand noch Salz. Vor der Frontlinse erweist sich eine
Gegenlichtblende oft als nützlich (notfalls reicht Ihre Hand, siehe
Tipp der Woche "Als Gegenlichtblende reicht notfalls Ihre Hand") und
dazu evtl. ein UV-Filter als Schutz gegen Wasser, Sand und Schmutz.
Damit ist Ihr Gerät ganz gut gegen schädigende Einflüsse
gesichert. Für härteren Einsatz gibt es Allwetterkameras
(z. B. Kodak DC5000) oder Schutzgehäuse für
"normale" Digitalkameras (z. B. von Canon, Olympus
und Spezialanbietern wie Aquapaq und Eva-Marine). Nach der Heimkehr
reinigen Sie Kamera und Objektiv am einfachsten mit einem
Taschentuch und einem weichen Pinsel.
Bild 1 Das
frühe Gegenlicht erscheint nahezu Schwarzweiß; denn wo kein Licht
ist, entsteht keine Farbe.
Regenfotos haben Ihr besonderes Leuchten [Foto: Jürgen Rauteberg]
Bild 2 Gewitterluft
macht die Welt düster.
Bild 3 Ein
typischer, nicht korrigierter und dadurch farbkräftig erscheinender
Sonnenuntergang.
Die letzten Sonnenstrahlen im Gegenlicht verzaubern die Welt [Foto: Jürgen Rauteberg]
Bild 4 Regenfotos haben Ihr
besonderes Leuchten, wenn die Dunstdecke nicht zu dick ist.
Bild 5 Die letzten Sonnenstrahlen im
Gegenlicht verzaubern die Welt.