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Objektiv-Simulatoren für Brennweiten, Bildwinkel und Schärfebereich

2021-07-04 Brennweiten von Objektiven sind zwar physikalisch ganz klar bezeichnet, aber der dazugehörende Bildwinkel ist eher schwer im Kopf zu erfassen. Der Einsatz von unterschiedlich großen Aufnahmesensoren macht das Ganze dann auch nicht gerade einfacher, denn wenn der Sensor kleiner wird, dann reduziert sich auch der Bildwinkel. Zum Glück bieten Canon, Sony und Nikon Objektiv-Simulatoren an. Wir stellen Ihnen diese ebenso vor wie die Website "Testen Sie unsere Objektive" von Fujifilm. Bei einem Simulator lässt sich sogar der Schärfebereich anhand der Blende simulieren.  (Harm-Diercks Gronewold)

Bevor wir aber loslegen, möchten wir noch eines klarstellen. Es gibt keine Brennweitenverlängerung! Der Ausdruck Brennweitenverlängerung ist Marketingsprech, der sich im deutschen Sprachgebrauch etabliert hat. Ein Millimeter Brennweite bleibt ein Millimeter Brennweite, unabhängig vom verwendeten Aufnahmemedium. Ein Kilometer bleibt ja auch ein Kilometer, egal ob Sie ein langes oder kurzes Auto benutzen. Was sich durch unterschiedlich große Sensoren ändert, ist der Bildwinkel, den die jeweilige Brennweite hat.

Um sich den Effekt einer Brennweite vorstellen zu können, ist einiges an Erfahrung notwendig. Zum Glück bieten Canon, Nikon und Sony Brennweiten-Simulationen an, die Ihnen die Auswahl eines Objektivs erleichtern, da sie anhand von echten Fotos beziehungsweise Bildausschnitten zeigen, wie sich der Bildwinkel in Einbeziehung von Brennweite und Aufnahmesensor verändert. Auch wenn Sie ein Objektiv oder Kamerasystem eines anderen Herstellers verwenden, sind die Simulatoren eine gute Hilfe.

Der Canon-Objektivsimulator ist ziemlich gut gestaltet. So erlaubt er die Auswahl von sechs verschiedenen Aufnahmekategorien (Porträt, Landschaft, Wildlife, Architektur, Makro und Street). In den jeweiligen Bereichen werden passende Objektive an einem entsprechenden Motiv simuliert. Sie können zudem wählen, welches Canon-Kamerasystem Sie benutzen, der Simulator wählt die entsprechende Sensorgröße aus. Optional können Sie natürlich auch die Sensorgröße selbst wählen.

Simuliert wird nicht nur der Bildwinkel des gewählten Objektivs an dem entsprechenden Aufnahmesensor, sondern sogar auch der Schärfebereich, der in Abhängigkeit der Blende dargestellt wird. Der Canon-Objektivsimulator ist also eine Mischung aus echten Einzelbildern und einer konzeptionellen Darstellung, bei der errechnete Bildwinkel ausgeschnitten präsentiert werden.

Fast schon selbstverständlich zeigt der Simulator an, welche Canon-Objektive den angezeigten Bildwinkel ermöglichen. Kurios ist, dass EF-Objektive auch für EF-M Kameras angezeigt werden, beide Bajonette sind nativ nicht kompatibel. Erst durch einen Bajonettadapter wird das möglich. Immerhin zeigt ein kleines Icon an, dass ein Adapter benötigt wird, um das angezeigte Objektiv zu nutzen.

Der Nikon-Objektivsimulator zeigt nur ein Motiv und gibt an, dass es sich um eine konzeptionelle Darstellung handelt und echte Ergebnisse abweichend sein können. Der Simulator besitzt nur einen Schieberegler, der unterschiedliche Brennweiten und Bildwinkel anzeigt, die sich in Abhängigkeit von der gewählten Sensorgröße unterscheiden.

Wählen Sie das Vollformat (FX) aus, dann zeigt der Simulator die Brennweite der erhältlichen Nikon-Vollformat-Objektive von 14 bis 800 Millimeter. Wählen Sie das APS-C-System (DX), dann reicht der Schieber von 10 bis 300 Millimeter. Durch das verschieben des Reglers ändert sich zum einen der Bildausschnitt des Beispielbildes und zum anderen zeigt ein Halbkreis über dem Schieber den Bildwinkel der Brennweite als farbigen Keil an. Alternativ können Sie auch ein Objektivgehäuse und ein Objektiv aus dem Nikon Portfolio wählen, woraufhin der Simulator den Bildausschnitt und die Bildwinkelanzeige entsprechend anpasst.

Der letzte Hersteller-Brennweiten-Simulator kommt von Sony. Dieser ist, wie der von Nikon auch, konzeptionell und zeigt nur Bildausschnitte, die berechnet und nicht mit der entsprechenden Brennweite fotografiert wurden. Der Brennweitensimulator von Sony reicht von 10 bis 1000 Millimeter Brennweite und zeigt – wie auch die Nikon-Brennweitensimulation – den Bildwinkel mit einem Halbkreis und einem Zahlenwert an.

Der Sony-Brennweitensimulator zeigt den Vollformat- und APS-C-Ausschnitt in einem Bild an. Dazu wird ein Rahmen im Bild dargestellt. Dieser zeigt den Ausschnitt an, der dem APS-C-Bildwinkel entspricht. Sie können dennoch eine manuelle Umschaltung durchführen, so dass immer der APS-C-Bildwinkel angezeigt wird. Das Problem dabei ist aber, dass die 10-Millimeter-Brennweite mit Vollformat-Auswahl nicht angezeigt wird. Vielmehr wird ein rot schraffierter Bereich dargestellt und eine Fehlermeldung informiert Sie, dass es derzeit keine korrekte Darstellung für Brennweiten unter 16 Millimeter gibt (obschon das Sony-Vollformat-Objektivprogramm bei 12 Millimetern beginnt)

Ansonsten ist die Handhabung recht einfach. Mit dem Schieber verändern Sie die Brennweite und das Bild wird dementsprechend angepasst. Zudem können Sie noch den Kamerabody und ein passendes Objektiv auswählen. Die Bildanzeige präsentiert Ihnen dann den ungefähren Bildausschnitt.

Fujifilm bietet auch einen "Objektivsimulator" an. Der ist allerdings etwas anders und Fujifilm bezeichnet das Ganze auch als "Testen Sie unsere Objektive". Anstelle eines Schiebers für die Brennweite können ganz konkret die verschiedenen Fujifilm-Objektive gewählt werden. Dazu kann noch die Blende eingestellt werden. Nach einem Klick auf den virtuellen Auslöser zeigt die Website dann ein Beispielbild, das mit dem entsprechenden Objektiv und der eingestellten Blende gemacht wurde. Um Bilder von verschiedenen Objektiven vergleichen zu können, lassen sich die Beispielbilder in einem Leuchtkasten speichern. Zudem sind die Beispielbilder in drei verschiedenen Filmsimulationen vorhanden, die per Klick umgeschaltet werden können.

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