Rubriken: Aufnahmeeinstellungen, Panoramaaufnahmen
Panorama-Aufnahmen richtig belichten
1999-08-16 Die Beachtung einiger Hinweise beim Fotografieren eines digitalen Panorama-Bildes kann das spätere Zusammenfügen der Einzelbilder in der Panoramasoftware am Computer sehr erleichtern und die Qualität des Endergebnisses entscheidend verbessern. (Michael Guthmann)
Bei Kameras, die für jedes Bild eine individuelle
Belichtungsmessung durchführen, gelingt meist jedes Einzelbild gut.
Bei starken Helligkeitsschwankungen des Motivs über den Bildwinkel
haben einige Stitch-Programme anschließend aber Schwierigkeiten,
die unterschiedlichen Farb- und Helligkeitseindrücke im
Überlappungsbereich nahtlos zusammenzufügen (siehe unser
Beispielbild, in dem das mittlere Teilbild deutlich sichtbar
heraussticht). Hier empfiehlt es sich von kritischen Teilbildern mit
hohen Helligkeitsabweichungen (in Richtung der Sonne fotografiert
oder wenn größere dunkle Flächen im Motiv enthalten sind) eine
Belichtungsreihe zu machen. Hierzu macht man vom gleichen Teilbild
zusätzlich zur unkorrigierten Version noch weitere Aufnahmen, bei
denen die Belichtungskorrektur beispielsweise mit +0,5 und +1
Blendenstufe (bei hellen Teilbildern) oder -0,5 und -1 Blendenstufen
(bei dunklen Teilbildern) verwendet wird. Später kann man dann die
Variante auswählen, die am besten zu den Nachbarbildern passt.
Auch mit Kameras, die im Panorama-Modus eine einheitliche
Belichtung für alle Bilder verwenden, sollte man nicht einfach
drauflos fotografieren. Hier ist es entscheidend, mit welchem Bild
man die Aufnahme beginnt, denn dieses bestimmt die Belichtung für
alle nachfolgenden Teilbilder. Das erste Teilbild sollte von einem
möglichst "normalen" Motiv gemacht werden. Also kein
Motiv, das extrem im Schatten liegt, weil dann die darauffolgenden
Bilder hoffnungslos überbelichtet werden. Unser Beispielbild zeigt
diesen Effekt anschaulich, es wurde von rechts nach links
aufgenommen, also von der im Schatten liegenden Häuserwand ins
gleißende Sonnenlicht hineingeschwenkt. Das andere Extrem (ein sehr
helles Startmotiv) ist natürlich genauso wenig zu empfehlen, weil
die restlichen Bilder dann unterbelichtet werden. Kurz gesagt: Sie
sollten sich das erste Bild von einer Ansicht mittlerer Helligkeit
machen, damit die nachfolgenden Teilbilder einen gewissen
Belichtungsspielraum nach oben oder unten haben. Wenn Ihre Kamera
die Belichtungsdaten anzeigt, sollten Sie vor der Belichtung eine
Proberunde mit halb gedrücktem Auslöser machen, in der Sie
kontrollieren, welche Ansicht Ihnen eine ausgewogene Belichtung
bietet.
Mit einer Kamera, die Ihnen die volle manuelle Kontrolle der
Belichtung erlaubt, sind Sie fein raus. Hier können Sie die
Belichtung individuell für jedes Bild einstellen. Dabei ist es aber
wichtig, dass die einzelnen Belichtungen nicht zu weit
auseinanderliegen, damit die Stitch-Programme keine Probleme
bekommen, wenn im Überlappungsbereich zum Beispiel die Schatten
unterschiedliche Zeichnung aufweisen. Am besten machen Sie eine
Proberunde mit halb gedrücktem Auslöser und kontrollieren Sie die
Belichtungsunterschiede von Bild zu Bild. Sie sollten von Bild zu
Bild nicht mehr als eine Blendenstufe nach oben oder unten
differieren (z. B. erstes Bild 1/60 s, dann sollte das nächste Bild
nicht länger als 1/30 s und nicht kürzer als 1/120 s belichtet
werden). Gegebenenfalls machen Sie vorsichtshalber eine kleine
Belichtungsreihe, damit Sie nachher beim Zusammensetzen eine
passende Version auswählen können.
Ein weiteres Belichtungsproblem tritt auf, wenn man zum Beispiel
von einem Raum eine Rundumsicht erstellen möchte und auch in den
Fenstern etwas zu sehen sein soll. Denn entweder ist der Raum
richtig belichtet und man sieht in den Fenstern nicht besonders
viel, oder das Fenster ist richtig belichtet und der Raum dagegen
völlig dunkel. In solchen Fällen bietet es sich ebenfalls an zwei
Belichtungen vorzunehmen, eine mit richtiger Belichtung für den
Raum und eine mit richtiger Belichtung für das Fenster. Aus diesen
beiden Bildern können Sie später in der Bildverarbeitung ein Bild
mit richtiger Belichtung für Fenster und Raum montieren und dieses
für die Rundumsicht verwenden. Unser Beispiel zeigt oben eine
Rundumsicht, bei denen die Kamera bei der Belichtungsmessung auf die
Fensterfront ausgerichtet war. Im unteren Bild wurde der Raum in
einem zweiten Durchgang richtig belichtet und die Fenster aus dem
ersten Bild nachträglich einkopiert.