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Panoramaaufnahmen mit einem Shift-Objektiv

2016-05-16 Tilt-Shift-Objektive besitzen primär zwei Aufgaben, die wir Ihnen in den beiden letzten Fototipps erläuterten. Der erste Fototipp drehte sich um das Verschwenken (Tilten) der Schärfenebene, der zweite Fototipp behandelte die Beseitigung von stürzenden Linien durch das Verschieben des Objektivs (Shiften). In diesem dritten Fototipp hingegen zeigen wir Ihnen, wie man ein Objektiv mit Shift-Funktion für horizontale Panoramaaufnahmen einsetzen kann.  (Harm-Diercks Gronewold)

Wie jedes Objektiv kann auch ein Tilt-Shift-Objektiv „zweckentfremdet“ werden. Statt das Shiften des Objektivs zu benutzen, um stürzende Linien zu vermeiden, kann das Shiften auch ganz einfach genutzt werden, um schnelle horizontale Panoramen zu erstellen. Der Vorteil daran ist, dass Sie sich nicht um das Einrichten der Kamera auf einem Drehpunkt kümmern müssen, da die Kamera nicht gedreht werden muss und so auch nicht die berüchtigten Parallaxenfehler auftreten. Der Nachteil von Panoramaufnahmen mit einem Shift-Objektiv ist hingegen, dass die Anzahl der Einzelaufnahmen recht begrenzt ist. In unserem Fall konnten wir drei Einzelaufnahmen erstellen.

Jetzt verraten wir Ihnen, wie Sie Schritt für Schritt mit einem Shift-Objektiv zu Panoramaaufnahmen gelangen. Der naheliegende, erste und wichtigste Schritt ist es, das passende Motiv zu finden, etwa eine Landschaft. Im zweiten Schritt richten Sie die Kamera, vorzugsweise auf einem Stativ, horizontal genau aus. Eine ungerade Ausrichtung der Kamera bei Panoramaaufnahmen kann beim Zusammenführen der Einzelaufnahmen zu viel Bildverlust führen. Beim Ausrichten der Kamera sollten Sie kontrollieren, ob die Shift-Mechanik horizontal arbeitet. Im dritten Schritt ermitteln Sie die Belichtungseinstellungen. Am besten tun Sie das im manuellen Modus, da die Zeit/Blenden-Kombination bei allen anstehenden Aufnahmen gleich bleiben sollte, um Unterschiede in der Belichtung zu vermeiden. Auch der Weißabgleich sollte manuell vorgegeben werden (Preset oder Messung), um Farbunterschiede in den Aufnahmen zu vermeiden; oder Sie fotografieren gleich im Raw-Format. Der vierte Schritt ist die Fokussierung des Motivs. Als Hilfe eignen sich hier die Live-View-Funktion mit Lupe oder Fokuspeaking, sofern vorhanden. Im fünften Schritt wird das Objektiv nach links verschoben (geschiftet), dann kontrollieren Sie den Fokus erneut und machen die Aufnahme. Anschließend schieben Sie das Objektiv in die Mitte, kontrollieren erneut den Fokus und machen dann die nächste Aufnahme. Zuletzt wird das Objektiv nach rechts verschoben und Sie kontrollieren wieder den Fokus und machen dann die Aufnahme.

Damit sind die Aufnahmen im Kasten und können am Computer zu einem Panorama zusammengeführt (gestitched) werden. Zuvor können Sie aber den normalen Raw-Arbeitsablauf mit DxO Optics Pro, Photoshop, Lightroom oder ähnlichen Programmen durchlaufen, sofern Sie in Raw aufgenommen haben. Dabei ist auf eine identische Einstellung der Bilder zu achten. Als Stitcher bieten sich verschiedene kostenlose oder kostenplichtige Möglichkeiten an. Unser Endergebnis wurde mit dem kostenlosen Microsoft Image Composite Editior zusammengeführt (siehe weiterführende Links). Denkbar ist auch, die Panoramaaufnahmen mit einer Belichtungsreihe durchzuführen, um anschließend ein HDR-Panorama zu erstellen, da insbesondere bei Panoramaaufnahmen hohe Kontraste im Motiv entstehen können.

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