Rubrik: Bildbearbeitung
RAW-Entwicklung in Photoshop CS6
2012-05-21 Adobe Photoshop CS6 bringt viele Neuerungen im RAW-Dialog: Die Regler wurden anders arrangiert und umbenannt, die Möglichkeiten die RAW-Daten zu verarbeiten wurden insgesamt erweitert. In diesem Fototipp vermitteln wir, wie eine typische RAW-Korrektur mit Adobe Photoshop CS6 aus einem technisch eher schwachen Bild einen echten Hingucker produziert, ohne dabei tief in die "Trickkiste" der elektronischen Bildbearbeitung einzusteigen. (Heico Neumeyer)
Wird eine RAW-Datei in Photoshop CS6 geöffnet, welche vorher schon einmal unter CS5 geöffnet wurde, so zeigt der RAW-Dialog noch die alten, aus CS5 bekannten Regler. Um in den Genuss der neuen Regler zu kommen muss zuerst auf das Ausrufezeichen rechts unten geklickt werden – damit wird das Foto auf die aktuelle Prozessversion 2012 umgestellt, und das neue Regler-Arrangement erscheint.
In unserem Beispiel ist leicht erkennbar, dass das Bild viel zu dunkel ist. Normalerweise bringt ein Klick auf "Automatisch" eine deutliche Verbesserung, aber hier wird das Ergebnis zu kontrastreich. Stattdessen ist es besser, wenn die neuen Regler genutzt werden. Zuerst sollte die Gesamthelligkeit mit dem "Belichtung"-Regler – hier bis zum Wert +1,2 – angepasst werden. Sollten nun dabei schon Lichter ausfressen, stört das nicht. Danach wird der Kontrast noch auf +30 angehoben.
Üblicherweise müsste der Weißabgleich am Anfang der Bearbeitung angepasst werden, doch dazu war das Original zu dunkel. Nun klickt man zuerst auf das Weißabgleich-Werkzeug und dann in verschiedene Bildstellen, die als Neutralgrau-Orientierung dienen könnten. Im Beispiel hat die Nachmittagssonne die Aufnahme etwas rötlich getönt, das Weißabgleich-Werkzeug sorgt für etwas kühlere Farbstimmung.
Eins ist klar: Der Mitteltonkontrast sollte mit der "Klarheit" und die Farbsättigung mit dem "Dynamik"-Regler später angehoben werden. Doch das kann ausnahmsweise jetzt schon erledigt werden, um eindeutige Verhältnisse für die späteren Detailänderungen bei Tiefen und Lichtern zu schaffen. Für das Beispielbild wird nun die "Klarheit" auf +30 gezogen. Dieser interessante Regler, der kein Pendant im Photoshop-Hauptprogramm hat, macht die Mitteltöne markanter und gibt dem Bild mehr Knack. Er wurde zudem für CS6 neu programmiert und erzeugt bei sehr hohen Werten jetzt eine Art falsches HDR. Die Dynamik wird ebenfalls auf +30 angehoben. Dieser "intelligente Sättigungsregler" kräftigt das Himmelsblau, ohne das Rot übertrieben mitzusteigern.
Jetzt kommen die neuen RAW-Regler zum Zug. Die helle Häuserfront wirkt etwas zu grell. Um sie abzudunkeln, wird der "Lichter"-Regler auf minus 50 gezogen (eine ähnliche Aufgabe hat bisher der "Wiederherstellung"-Regler übernommen). Damit jedoch das Bild weiter hell und brillant wirkt, wird der "Weiß"-Wert auf +20 erhöht. Damit wird das Histogramm gedehnt, ein neuer Weißpunkt gesetzt, mehr Lichter erzeugt und man erhält einen höheren Tonwertumfang.
Links erreicht das Histogramm noch nicht den Anschlag, man könnte also bei den Schatten nachhelfen. Somit werden die "Tiefen" auf -70 abgesenkt, so dass Dächer und Fluss dunkler erscheinen. Danach wird auch der "Schwarz"-Regler nach links auf -20 gezogen. Damit wird das Histogramm nach links ausgedehnt, und es wird mehr Tiefe und Brillanz erzeugt.
Der Fluss im Vordergrund ist noch kein Schmuckstück. Hier kann nun der Verlaufsfilter zugeschaltet werden. Dieser wird von der untersten Bildkante nach oben bis zur Kaimauer gezogen; dabei muss man die Umschalt-Taste drücken, um die Linie senkrecht zu halten. Verlaufsfilter und Korrekturpinsel haben viele neue Regler bekommen, unter anderem "Farbtemperatur", "Tiefen", "Lichter", "Bildrauschen" und "Rand entfernen" (chromatische Aberration). In unserem Beispiel wird die "Belichtung" auf -70 und die "Bildschärfe" auf -50 gesetzt, so dass der unterste Bildteil weniger aufdringlich wirkt. Mit diesem letzten Schritt wurde dann ein eher schwaches Bild deutlich aufgewertet.