Rubriken: Aufnahmeeinstellungen, Motive und Situationen
Rechteckfilter im Einsatz
2019-09-30 Filter sind seit Anbeginn der Fotografie ein fester Bestandteil der fotografischen Arbeit. Filter sind in verschiedenen Ausführungen zu haben und besitzen einen bestimmten Aufgabenbereich. Neben den bekannten Rundfiltern, die direkt auf das Objektiv geschraubt werden, gibt es auch Rechteckfilter. Wie der Arbeitsalltag mit diesen Filtern aussieht, zeigen wir in diesem Fototipp. (Harm-Diercks Gronewold)
Der Filterhalter wird auf den Adaptering gesetzt und die Filterscheibe(n) werden einfach eingeschoben. [Foto: MediaNord]
Rechteckfilter haben das Rennen gegen die Rundfilter verloren, weil sie verhältnismäßig sperrig und vor allem empfindlich waren. Letzteres lag daran, dass sie aus echtem Glas gefertigt wurden. Interessant wurden Rechteckfilter wieder, als der französische Fotograf Jean Cokin 1975 sein Rechteckfiltersystem vorstellte. Anstelle von Glas wurde ein Polymer eingesetzt, wie es beispielsweise auch in modernen Kunststoff-Brillengläsern zum Einsatz kommt. Das machte die Filter deutlich leichter und kostengünstiger, allerdings waren sie recht empfindlich gegenüber Kratzern. Mit der Zeit wurde es ruhig um die Rechteckfilter, aber nie ganz still. In den letzten Jahren haben Rechteckfilter aus Glas eine kleine Renaissance erlebt und erfreuen sich gerade bei Landschaftsfotografen und Freunden der Langzeitbelichtung recht großer Beliebtheit. Prominenter Hersteller solcher Rechteck-Filter ist beispielsweise die chinesische Firma Nisi und auch die deutsche Firma Rollei hat Rechteckfilter aus Glas im Programm. Freundlicherweise hat uns Rollei das F:X Pro Starterkit zur Verfügung gestellt.
Nun zu den Vorteilen von Rechteckfiltern. Zum einen sind die Filter für viele verschiedene Objektivdurchmesser geeignet. Unserem Set liegen beispielsweise Halteringe für Objektive mit dem Durchmesser von 52, 55, 58, 62, 67, 72, 77 und 82 mm bei. Aber auch wenn der Objektivdurchmesser passt, bedeutet es noch lange nicht, dass der Filterhalter nicht auch im Bild sichtbar ist. Das ist allerdings ein Problem, das nur Weitwinkelobjektive betrifft. Ein weiterer Vorteil ist die Kombinationsmöglichkeit der Filter. Es lassen sich beispielsweise bis zu drei Graufilter kombinieren, um noch längere Belichtungszeiten zu ermöglichen. Der größte Vorteil kommt jedoch beim Einsatz von Verlaufsfiltern zum tragen. Weil man den Filter im Filterhalter verschieben kann, ist es möglich, die Abdunklungsgrenze des Filters auf den Bildausschnitt sowie die Sensorgröße anzupassen. Bei Rundfiltern ist es oft so, dass der Filter seine größte Stärke bei 50 Prozent seines Durchmessers erreicht. Damit ist man immer festgelegt, sein Motiv horizontal oder vertikal symmetrisch aufzuteilen, was mit der Zeit langweilig wird.
Zum Rollei F:X Pro Starter Kit gehören verschiedene Objektiv-Adapter, ein Polfiltereinsatz und die Grauverlaufsfilterscheibe. [Foto: Rollei]
Die Montage des Adapters ist denkbar einfach, da er in das Filtergewinde des Objektivs geschraubt wird. Auf den Adapter wird dann der Filterhalter geschoben. Der Filterhalter kann um 360 Grad gedreht werden und erlaubt so einen Einsatz in jeder Bildebene. Danach kann der Verlaufsfilter eingeschoben werden. Da die F:X Pro Filter aus Gorilla Glass gefertigt sind, müssen sie nicht in einer klinisch sauberen Umgebung benutzt werden. Dennoch sollten Sie die Filter nur am Rand anfassen, da Fingerabdrücke weiter in der Mitte durchaus einen unerwünschten Weichzeichnungseffekt haben können.
Doch warum sind Verlaufsfilter mit Neutraldichte so gut geeignet für Landschaftsaufnahmen? Die Antwort ist recht einfach zu erklären. Bei Landschaftsaufnahmen ist der Himmel in den allermeisten Fällen heller als die Erde. Sie müssen sich dann entscheiden, entweder den Himmel korrekt zu belichten und sich in der Bildbearbeitung mit der unterbelichteten Erde auseinander zu setzen. Alternativ können Sie die Erde korrekt belichten, was eine Überbelichtung des Himmels nach sich zieht. Auch in der digitalen Fotografie gilt, dass es immer besser ist, Probleme bei der Aufnahme zu beheben, als bei der Bildbearbeitung.
Ohne Grauverlaufsfilter ist der der Himmel deutlich überstrahlt und fast ohne Details. [Foto: Medianord]
Mit dem Grauverlaufsfilter werden Details im oberen Bildbereich weniger stark belichtet und können dadurch besser erkannt werden. [Foto: Medianord]
Ist Ihnen klar, wie Sie Ihr Motiv in Szene setzen möchten, messen Sie die Belichtung auf dem dunkleren Teil des Bildes. Hierfür eignet sich die Spotmessung recht gut. Die so ermittelten Belichtungswerte speichern Sie entweder in der Kamera oder merken Sie sich die Werte einfach, falls die Kamera keinen permanenten Belichtungswert-Speicher besitzt. Dann stecken Sie den Filter in den Halter und verschieben ihn, bis die Abdunklung dem Motiv und Ihrer Vorstellung entspricht. Ist die Belichtung noch gespeichert, kann die Aufnahme sofort erfolgen. Ansonsten müssen Sie mit der Belichtungskorrektur die Belichtung auf den zuvor ermittelten Wert einstellen oder den manuellen Modus nutzen, sofern vorhanden. Danach kann das Foto aufgenommen werden.
Tipp: Damit dieses Vorgehen schnell von der Hand geht, sollten Sie die Handgriffe vor einer zeitkritischen Aufnahme üben, denn nichts ist ärgerlicher, als einen Bilderbuch Sonnenuntergang vor der Linse zu haben und den nicht festhalten zu können, weil man zu lange benötigt, um die notwendigen Handgriffe vorzunehmen.