Rubrik: Motive und Situationen
Reportage
2002-11-18 Fassen Sie den Begriff "Reportage" gerne etwas weiter, als gemeinhin angewandt. Auch die Dokumentierung einer Hochzeit, einer Geburt, eines Urlaubsevents sind Reportagen. Allerdings sollte das Ergebnis den logischen Ablauf eines Geschehens in den wichtigsten Szenen überzeugend und nachvollziehbar darstellen. (Jürgen Rautenberg)
Vor dem Standesbeamten [Foto: Jürgen Rauteberg]
Das Thema steht in der Regel fest. Der Fotograf kann absehen, was auf
ihn zukommt und wird das entsprechende Gerät und eine Speicherkarte mit
ausreichend Platz einpacken. Findet das Ereignis in der kleinen
Wohnung statt, genügt der eingebaute Blitz. Für einen Saal oder ein
abendliches Gartenfest ist ein stärkeres Blitzgerät mit mindestens
Leitzahl 36 erforderlich. Ist das Umgebungslicht hell genug und man
verzichtet lieber auf den Blitz, kann die Empfindlichkeit der
Digitalkamera (ISO-Einstellung) per Signalverstärkung meist das Zwei- oder
Vierfache (ISO 200 bzw. 400, manchmal noch mehr) verstärkt werden.
Allerdings beeinflusst das die Bildqualität durch erhöhtes Bildrauschen.
Glückwünsche [Foto: Jürgen Rauteberg]
Der Reportagefotograf muss sich vorbereiten. Er muss Ablauf und Anwesende
kennen (peinlich, wenn später kein Foto des Ehrengastes dabei ist!), er muss
sich mit Örtlichkeiten und Lichtverhältnissen vertraut machen. Und er braucht
eine Eigenschaft unbedingt: vorausschauendes Denken. Er muss ahnen, was sich als
nächstes ereignen könnte und sich und die Kamera darauf einstellen. Ebenso muss
er auf Unvorhergesehenes vorbereitet sein, das der Reportage erst den besonderen
Pep gibt. Beispielsweise ein kleines Ereignis am Rande; eben etwas, womit
niemand gerechnet hat. Dann muss er schnell reagieren. Später etwas weglassen
kann man immer noch, aber eine verpasste Chance ist verpasst. Vermeiden Sie
allerdings Peinlichkeiten. Für die Bloßstellungen einiger Fernsehsender mag das
gut sein, sonst aber zeigt das Düpieren von Menschen schlechten Stil.
Lassen Sie die Reportage nicht ausufern. Je besser die Planung, je
konzentrierter die Bildinhalte, umso kürzer und prägnanter wird die Bildstrecke.
Am besten gelingen Reportagen, wenn der Fotograf einen persönlichen Bezug zum
Geschehen hat oder selbst emotional beteiligt ist. Man spürt, ob jemand mit dem
Herzen dabei ist oder eben nur einen Job erledigt.
Tanz für die Braut [Foto: Jürgen Rauteberg]
Die fünf Beispiele stammen aus einer natürlich viel längeren Reportage über
eine türkische Dorfhochzeit. Gefeiert wurde abends auf dem weiten Hofgelände,
deshalb sind alle Bilder geblitzt. Das Geschehen eines solchen Festes, zumal in
einem anderen Land mit seinen Traditionen und Ritualen, ist so spannend, dass man
daraus ohne weiteres eine abendfüllende Fotoschau machen könnte.
Bild 1 Vor dem Standesbeamten
Geselligkeit überall [Foto: Jürgen Rauteberg]
Bild 2 Da muss man durch – Glückwünsche
Bild 3 Tanz für die Braut
Zaungäste [Foto: Jürgen Rauteberg]
Bild 4 Geselligkeit überall
Bild 5 Zaungäste