Rubrik: Bildbearbeitung
Schwarzweiß Teil 2 – der Duplex
2010-12-06 Im ersten Teil der Fototippserie drehte sich alles um die Wandlung eines Farbbilds in ein differenziertes Schwarzweiß-Bild. Da der Kanalmixer die einfachste und auch die flexibelste Methode ist, soll dieser Fototipp eine Ausgabevariante von Monochromen-Bildern zeigen, welche sich grundsätzlich vom Tonen unterscheidet. Das Thema um was es geht ist der Duplex. Damit das aus dem Offset-Druck stammende Verfahren für den Heimanwender nutzbar ist wird ein Bildbearbeitungsprogramm benötigt, welches Duplexe anbietet. Dazu gehören auch ältere Photoshop-Versionen z. B. Version 7 oder die aktuelle Version CS5. (Harm-Diercks Gronewold)
Ein Duplex ist ein mit einer zusätzlichen Farbe (Schmuckfarbe) gedrucktes Schwarzweiß-Bild. Durch die Schmuckfarbe wird die Bildwirkung des Schwarzweiß verstärkt, ohne dass die "Papierfarbe" – wie beim Tonen (siehe weiterführende Links) – beeinflusst wird. Der Vorgang ist ein wenig komplexer und Bedarf ein wenig Übung, doch die Ergebnisse können überzeugen.
Zuerst steht wieder das Bild aus der Kamera, welches in der Bildbearbeitung geöffnet wird und wie im vorherigen Fototipp in ein monochromes Bild verwandelt wird. Der nächste Schritt ist das Kopieren des fertigen Bildes in eine neue Datei. Diese wird dann über den Menüpunkt "Modus" zuerst in "Graustufen" und dann in "Duplex" verwandelt. Hier wird nun die Farbseparation durchgeführt. Das hört sich komplizierter an, als es in Wahrheit ist. In dem Drop-down-Menü wird der Menüpunkt "Duplex" gewählt und als "Druckfarbe 1" wird Schwarz gewählt. Doch hier muss man aufpassen, denn Schwarz sollte nicht die RGB-Werte 0 bekommen, sondern ein angepasstes Schwarz, welches die Farbgebung des Duplex unterstützt. In unserem Beispiel sind es die Werte R:35 G:31 B:32 gesetzt. Die zweite Druckfarbe ist maßgeblich für die Mittentöne und den Tonwertzuwachs verantwortlich und sollte stilistisch gewählt werden, um den gewünschten Bildeindruck zu fördern. In diesem Beispiel wurden in der "Druckfarbe 2" die Werte R:130 G:120 und B:112 gewählt.
Das Ergebnis sieht zuerst ein wenig beliebig aus. Das wird mit Hilfe der Gradationskurven von den Farben geändert. Hierzu klickt man in die Gradationskurve vor der Farbe. Im Hinterkopf sollte man behalten, welche Farbe welchen Helligkeitsbereich wie verändern soll. Im Beispiel ist die erste Farbe für die Tiefen zuständig und soll die Lichter nicht stark beeinflussen. Somit muss die Kurve flach anfangen und dann stark ansteigen. Dazu setzt man sich einen Punkt relativ dicht an die linke Seite und zieht ihn mit der Maus nach unten. Das Bild sollte nun eine direkte Vorschau zeigen und so Aufschluss für den Bildbearbeiter geben. Mit einem Klick auf "OK" wird die Kurve bestätigt und man kann zur "Druckfarbe 2" gehen. Dort klickt man auch in die Kurve und stellt ebensolche Überlegungen an. In unserem Fall – wie in den meisten Fällen – sollen hier die Mitten besonders stark von der Farbe beeinflusst werden. Somit muss der erste Punkt in die Mitte und dann nach oben gezogen werden. Ist hier auch das gewünschte Ergebnis erreicht, so klickt man erneut auf "OK", und das Bild ist fertig. Nun fehlt nur noch der finale Klick auf "OK" im Duplex-Options-Dialog und der Duplex ist fertig. Nun kann das Ergebnis via "Modus" wieder in RGB gewandelt werden und steht weiterer Bearbeitung zur Verfügung. Die Ergebnisse können von subtil, wie in unserem Beispiel, bis zu extrem gehen, wenn man sehr unterschiedliche Farben wählt. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt und auch hier zählt das Motto "erlaubt ist, was gefällt". Natürlich sind nicht nur Duplexe, sondern auch Triplexe und Quadruplexe möglich. In diesen wird mit drei bzw. vier Schmuckfarben gearbeitet. Doch bevor diese angegangen werden, sollte der Duplex mehrfach verinnerlicht werden.
Am Ende des ersten Teils dieses Fototipps wurde darauf hingewiesen, dass es besser ist, eine monochrome RGB- statt einer Graustufendatei zu haben. Sollte man eine solche Graustufendatei zu einem Dienstleister zum ausbelichten schicken, dann werden diese Dateien u. U. in den Farbraum der Maschine konvertiert, angepasst und heraus kommt ein farbstichiges Bild. Damit alle Details in Bildern erhalten bleiben ist dafür Sorge zu tragen, dass der Schwarzpunkt nicht RGB 0 ist, sondern ca. 2-10 % höher liegt. Im Gegenzug sollte Weiß nicht RGB 255, sondern 2-10 % niedriger liegen. Dies hat den Vorteil, das Tiefen nicht "absaufen" und Lichter nicht "ausbrennen". Somit schützt man Details, welche der Belichter möglicherweise nicht mehr erfassen kann.
Im nächsten Fototipp der Reihe rund um die Schwarzweißfotografie im digitalen Zeitalter gehen wir näher auf die Simulation von Filmkorn ein und wie man plausible Alterungseffekte in ein Bild einbaut.