Rubrik: Bildgestaltung
So oder so? Bildvergleiche III
2002-07-15 Durch gezielten Einsatz von Gestaltungsmitteln lässt sich aus einem fotografischen Mauerblümchen ein ansehnliches Foto machen. Dazu muss der Fotograf nur überlegen: "Wie kann ich mein konkretes Motiv so in ein Bild übertragen, dass der Betrachter sich angesprochen fühlt?" (Jürgen Rautenberg)
Grab Klytemnestra für Archäologen [Foto: Jürgen Rauteberg]
Viele Motive müssten kein unbeachtetes Dasein führen, wäre die oben
angeführte Grundregel beachtet worden. Kein Motiv lässt sich einfach
"abfotografieren", der Autor hat immer seinen Anteil am Resultat. Die
Überlegungen, wie er das Motiv optimieren kann, zahlen sich in Anerkennung und
persönlicher Befriedigung aus – oder in klingender Münze. In diesem Tipp geht
es wieder um drei Beispiele in je zwei Fotos, die sich durch geringfügige
Änderungen positiv beeinflussen ließen.Das erste Bildpaar zeigt den Eingang zur "Schatzkammer des Atreus",
einem Fürstengrab nahe dem von Schliemann ausgegrabenen minoischen Mykene. Auf
dem ersten Bild ist jeder Stein an seinem Platz zu erkennen. Eine Augenweide
für den Archäologen – nur trifft man das Grab so nie an. Denn von morgens bis
abends ist es umlagert von Besucherströmen. Diese reale Situation zeigt das
zweite Bild. Die Mächtigkeit des Grabes erscheint viel eindringlicher. Sie
müssen entscheiden, ob Sie ein archäologisches oder ein journalistisches Bild
möchten.Der Unterschied beim zweiten Bildpaar besteht nur darin, dass der Fotograf
zunächst stand, für das zweite Bild aber in die Knie ging. Durch die
veränderte Perspektive schuf er mittels des Sonnenschutzes einen Rahmen für
das im Hafen ruhende Kastell. Die Folge: Die Darstellung wirkt geschlossener,
der Betrachter kann sich leichter in die Situation hineinsehen.
Grab Klytemnestra alltäglich [Foto: Jürgen Rauteberg]
Der Schiffsbug des fünften Bildes, aufgenommen mit Telebrennweite und
großem Aufnahmeabstand, erscheint plump. Beim sechsten Bild wurde auf
Weitwinkel gezoomt. Der Fotograf musste, um den gleichen Bildausschnitt zu
erhalten, den Abstand erheblich verringern. Dadurch änderten sich die
Größenverhältnisse; Der Poller erscheint riesig, das Schiff bedeutend
kleiner, aber das ganze Bild wirkt natürlicher und eleganter.
Hafenszene ungünstig [Foto: Jürgen Rauteberg]
Hafenszene überzeugend [Foto: Jürgen Rauteberg]
Roter Schiffsbug ungünstig [Foto: Jürgen Rauteberg]
Roter Schiffsbug überzeugend [Foto: Jürgen Rauteberg]