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Sony Xperia Smartphone als externer Video-Monitor und zum Livestreamen

2024-08-11 Sony ist bekannt für spezielle Features, die nur in der Sony-Welt funktionieren, etwa die Möglichkeit, diverse Xperia-Smartphones als externen Monitor für Alpha-Kameras einsetzen zu können. Sogar Livestreaming ist damit möglich. Was Sony nicht verrät: Das geht auch mit allen anderen Kameras, die USB Video Class beherrschen oder einen Clean-HDMI-Ausgang haben. Wir zeigen, wie das funktioniert und was man dafür benötigt.  (Benjamin Kirchheim)

Um die "Externer Monitor"-App nutzen zu können, brauchen Sie ein Smartphone von Sony, das dieses Feature überhaupt bietet. Neben dem Xperia Pro und Pro-I sind das die Serien Xperia 1 und Xperia 5 ab der jeweils dritten Generation, also aktuell (Stand Juli 2024) "III", "IV", "V" und "VI". Für diesen Fototipp haben wir ein Xperia 1 VI verwendet, das uns freundlicherweise von Sony zur Verfügung gestellt wurde. Das Xperia 5 VI gibt es noch nicht, dürfte aber turnusgemäß auf der IFA 2024 im September vorgestellt werden.

Je nach Einstellung zeigen die Smartphones in den Apps eine App namens "Externer Monitor". Ist diese App nicht zu sehen, muss sie über die Einstellungen sichtbar gemacht werden (siehe auch Screenshots). Dafür rufen Sie die Einstellungen auf, tippen dort auf "Geräteverbindung", dann auf "Verbindungseinstellungen" und wählen dort "Externer Monitor". Daraufhin erscheint die Möglichkeit, die App sichtbar zu machen. Bei unserem Sony Xperia 1 VI war die App bereits in den Werkseinstellungen aktiv, bei älteren Smartphones muss sie womöglich auf dem eben genannten Weg aktiviert werden.

Aber auch Ihre Kamera muss eine von zwei Voraussetzungen erfüllen: Am besten bietet sie USB-Streaming an, sprich: sie unterstützt USB Video Class (UVC, für das Videosignal) und USB Audio Class (UAC, für den Ton). Das ist bei vielen neueren Kameras der Fall, vor allem bei denen von Fujifilm, Canon und Sony sowie Panasonic. Die Kameras sind damit in der Lage, ein Videosignal direkt über die standardisierten Protokolle UVC/UAC an kompatible Geräte zu geben, etwa einen Computer oder in unserem Fall ein Xperia-Smartphone. Um das nutzen zu können, genügt ein einfaches USB-C-Kabel. Achten Sie auf ein qualitativ hochwertiges Kabel, das USB 3 unterstützt, denn sonst kann es Verbindungsprobleme geben. Oft wird ein solches Kabel mit der Kamera mitgeliefert.

Auch wenn Ihre Kamera kein UVC/UAC unterstützt, ist das kein Beinbruch. Es genügt auch, wenn die Kamera Clean-HDMI beherrscht. Clean-HDMI bedeutet nichts anderes, als dass sich die Informationseinblendungen im Livebild der Kamera bei der Ausgabe über HDMI deaktivieren lassen. Das ist auch bei vielen modernen Kameras der Fall, die kein UVC/UAC beherrschen, etwa von Nikon.

Um dieses HDMI-Video- (und Audio-) Signal nutzen zu können, benötigen Sie noch einen HDMI-Videograbber mit USB-C-Anschluss. Solche gibt es in Full-HD-Auflösung bereits für gut 10 bis 20 Euro bei Amazon oder eBay. 4K-Geräte sind hingegen oft teurer. Achtung: Viele werden als 4K-kompatibel verkauft, sie können aber nur eingangsseitig 4K lesen, geben aber maximal Full-HD-Auflösung über den USB-Anschluss aus.

Eine kleine Besonderheit betrifft das Sony Xperia Pro: Dieses Smartphone hat einen echten Micro-HDMI-Anschluss, den man nutzen kann. Speziell bei diesem Smartphone benötigt man also keinen HDMI-Videograbber. Alle anderen kompatiblen Sony-Smartphones nutzen für die "Externer Monitor"-App hingegen den USB-C-Anschluss, benötigen also einen HDMI-Videograbber, wenn Sie das HDMI-Signal nutzen wollen.

Die App selbst zeigt nach dem Start zunächst ein paar Informationen an, sogar wie man einen USB-C-Stecker in das Smartphone steckt, wird gezeigt. Spätestens jetzt ist es an der Zeit, die Kamera einzuschalten und per USB oder HDMI mit dem Xperia-Smartphone zu verbinden. Nach erfolgtem Anschluss ist direkt das Livebild in groß und hell auf dem Smartphone zu sehen. Dabei ist nicht nur der größere Bildschirm ein Vorteil, sondern in der Regel ist er auch heller und kontrastreicher als der Kamerabildschirm, sodass man in hellen Umgebungen mehr erkennen kann.

Nutzt man in dieser Weise die "Externer Monitor"-App als externen Monitor, lassen sich diverse Optionen einblenden, etwa ein Gitter oder ein Zebra-Muster für überbelichtete Bereich. Auch ein Zoomen ist bis zu vierfach möglich, um die Schärfe besser beurteilen zu können. Selbstverständlich ist auch ein Fokus-Peaking ("Kantenanhebung" in der App) einschaltbar. Ihre Kamera hingegen müssen Sie weiterhin an der Kamera selbst bedienen, das funktioniert nicht über die "Externer Monitor"-App.

In den App-Optionen können Sie auch die Auflösung, Bildwiederholrate sowie die Aufnahmequalität einstellen. Es ist möglich, direkt mit dem Smartphone Videos aufzunehmen und im internen Speicher des Smartphones abzulegen. Die Aufnahme wird am Smartphone gestartet, nicht an der Kamera.

Darüber hinaus können Sie direkt vom Smartphone aus einen Livestream bei YouTube oder aber über einen RTMP-Server starten. RTMP ist die Abkürzung für "Real-Time Messaging Protocol", das ist einer von zwei Standards für IP-Streaming im Internet. Der andere nennt sich RTSP (Real-Time Streaming Protocol), ist aber nicht so effizient, weil er die Daten während der Übertragung nicht komprimiert. Zur Nutzung muss das Smartphone mit dem Internet verbunden sein, entweder per WLAN oder aber über ein Mobilfunknetzwerk.

Sehr nützlich ist übrigens eine Smartphone-Klemme mit ISO-Zubehörschuh-Halter, damit Sie Ihr Smartphone an der Kamera befestigen können. Diese gibt es bereits für wenige Euro zu kaufen. Wir haben die Manfrotto Smartphone-Halterung MCPIXI verwendet, die etwa 15 bis 18 Euro kostet. Als Blitzschuh-Adapter bietet sich beispielsweise der SmallRig 3577 für einen ähnlichen Preis an. Es gibt aber auch Produkte, die beides vereinen, etwa den SmallRig 4382 für gut 25 Euro.

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