Rubrik: Motive und Situationen

Sportfotografie – von Ball bis Puck

2006-06-19 Im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft wird ein Thema für Profi- wie Amateurfotografen wieder besonders interessant: die Sportfotografie. Obgleich dieses Sujet oft hohe Anforderungen an Fotografen und Ausrüstung stellt, gibt es auch für den interessierten Hobby-Lichtmaler viel zu entdecken – und natürlich abzulichten.  (Michael Gelfert)

Zoomobjektive bringen den Betrachter mitten ins Geschehen [Foto: Michael Gelfert]

Sportfotografie hat den Vorteil, dass man immer ein lohnendes Motiv finden kann – solange man sich nicht nur auf eine, ggf. auch noch saisonabhängige Sportart festlegt. Inlinehockey zum Beispiel ist ein spannender und actiongeladener Mannschaftssport, der aber noch lange nicht den Bekanntheits- und Verbreitungsgrad seines geistigen Vaters Eishockey erreicht hat. Ein gutes Betätigungsfeld also für alle, die mit Fotos nicht ihr täglich Geld verdienen. Denn auch ohne Presseausweis kommt man mit Kamera und Ausrüstung oft nah ans Geschehen heran. Bietet man den Vereinen gar digitale Kopien oder Abzüge der Bilder an, dann ist ein Logenplatz oft schnell gesichert. Im Winter bietet sich parallel dazu Eishockey zum Fotografieren an. Das wird, im Gegensatz zu Inlinehockey, meist in der kalten Jahreszeit und in der Halle gespielt.

 

Hat man erst einmal die richtige Sportart gefunden und Kontakt zu einem oder mehreren Vereinen hergestellt, kommt spätestens der Augenblick, in Eishockey ist ein gutes Motiv für den Winter [Foto: Michael Gelfert]dem man sich über die richtige Ausrüstung Gedanken machen muss. Wie bei den meisten Arbeitsgebieten in der Fotografie heißt das auch, sich mit dem Motiv auseinander zu setzen. Das heißt: Beschäftigung mit dem Sport, Kennenlernen der Eigenheiten und wenigstens der wichtigsten Regeln. Bei Mannschaftssportarten wie Hockey braucht man im Grunde beide Brennweitenextreme: Weitwinkel für Überblick und Mannschaftsfoto und Tele für Detailaufnahmen und einzelne Spieler. Steht nur eine Brennweite zur Verfügung oder Diskussion, dann hat das Tele Priorität. Denn egal wie nah man ans Spielgeschehen herankommt – mit auf dem Spielfeld wird man normalerweise wohl kaum stehen. Mit einer Telebrennweite indessen kann man aber diesen Eindruck erwecken. Der berühmte Kriegsfotograf Robert Capa sagte: "Wenn Deine Bilder nicht gut genug sind, warst Du nicht nah genug dran" – der häufigste Fehler unerfahrener Fotografen. Eine Superzoom- oder Spiegelreflexkamera eignet sich hier also besser als eine kleine Style-Kamera, die meist nur eine maximale Brennweite von um die 100 mm (entsprechend KB) besitzt.

Auch Details sind spannend [Foto: Michael Gelfert]Um Sportbegegnungen abzulichten, besonders so rasante wie Hockey, braucht man häufig kurze Verschlusszeiten. Hallensportarten sind dabei noch kritischer, da dort oft schlecht beleuchtet wird. Bei einer Kamera mit Wechselobjektiven sind lichtstarke (also mit kleiner maximaler Blendenzahl), die beste Wahl. An diesen Kameras kann man oft auch hohe ISO-Werte einstellen, ohne mit allzu schlimmem Rauschen rechnen zu müssen. Bei Kompakt- und Superzoomkameras sieht es da meist schlechter aus. (siehe weiterführende Links). Im Zweifelsfall hilft zusätzlich ein Einbeinstativ, um die Verwacklungsgefahr zu verringern, ein Bildstabilisator in Objektiv oder Kamera ist ebenfalls nützlich.

Mitziehen und Unschärfe bringen Dynamik ins Bild[Foto: Michael Gelfert]Zur Aufnahme verwendet man – falls die Kamera keine Eingriffe in die Verschlusszeit erlaubt oder man sich nicht damit herumschlagen will – am besten das Sportprogramm. Der Fototipp zu den Motivprogrammen (siehe weiterführende Links) gibt genauere Informationen, was es bewirkt. Kann und will man Einfluss nehmen, wählt man in der Regel eine kurze Verschlusszeit. Am besten ein paar Mal ausprobieren, bei welcher Verschlusszeit die Spieler scharf abzubilden sind. Um Verwacklung beim Fotografieren ohne Stativ zu vermeiden, sollte diese Zeit höchstens den umgekehrten Wert zur Brennweite haben, also bei 300 mm beispielsweise 1/300 Sekunde. Doch gerade in der Abkehr von dieser Regel kann sich auch die Kreativität zeigen. Ein paar Bilder mit Verwackelungen oder Bewegungsunschärfe bringen Dynamik in die Bildserie und machen die Schnelligkeit des Sports deutlich. Aber bitte nur nicht übertreiben!

Ein besonderer Tipp zum "Mitziehen": Diese bewährte Technik liefert eine interessante Kombination aus scharfem Hauptmotiv und unscharfem, in Bewegung fließendem Hintergrund. Dafür wählt man eine etwas längere Verschlusszeit und folgt dem bewegten Motiv während des Auslösens weiter mit der Kamera. Es bedarf einiger Übung und ein wenig Glück, mit dieser Technik zum gewünschten Ergebnis zu kommen, aber dank Digitaltechnik kann man nicht gelungene Bilder erfreulicherweise gleich wieder löschen. Die gelungenen Ergebnisse jedoch werden den Fotografen selbst und die Betrachter seiner Arbeiten mit Sicherheit begeistern. Und den befreundeten Sportvereinen wird so vielleicht endlich mehr Beachtung geschenkt.

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