Rubrik: Zubehör
Stative – Teil 3: Einbeinstativ oder Dreibeinstativ oder beides?
2008-11-17 So vielgestaltig das Angebot an Fotostativen auch sein mag, für den unmittelbaren Einsatz hat sich der Fotograf zunächst zwischen dem Einbein- und dem Dreibeinstativ zu entscheiden. Wobei die Überlegungen, sich von beiden Stativarten eines zuzulegen, nicht von der Hand zu weisen sind. Man wählt sich beim Fotohändler ein Dreibeinstativ aus, verbindet es über einen entsprechenden Stativkopf (siehe Teil 2 dieser Serie über den weiterführenden Link) mit der eigenen Kamera und experimentiert damit im Laden. Es gibt Händler, die einem sogar einen "Gang um den Block" erlauben, damit man das Stativ erproben kann, schließlich ist diese Anschaffung nicht gerade billig und – bei geeigneten Marken – eine "fürs Leben". Wer auch noch die Arbeit mit einem Einbeinstativ erproben will, der klappe beim Dreibeinstativ die ausgezogenen Stativbeine zusammen oder wähle vom Händler ein solches für einen zweiten Gang um den Block. (Günter Hauschild)
Das Einbeinstativ (auch Monopod genannt) besteht aus einer Verschraubungsmöglichkeit für die Kamera oder den Stativkopf und einem Teleskopbein. Das Teleskopbein kann unterschiedlich oft ausgezogen werden, meist zwei- bis viermal. Durch die Auszüge ergeben sich eine bestimmte Arbeitshöhe und damit auch bestimmte Einsatzgebiete. Es zeichnet sich durch wenige bewegliche Teile aus, was zur Stabilität des Systems insgesamt beiträgt. Einbeinstative kommen immer dann zum Einsatz, wenn sich bewegende Fotoobjekte aufgenommen werden sollen, also etwa bei Sportaufnahmen, bei der Tierfotografie oder bei Reportagen. Mit einem Bügel oder einer für den Untergrund passenden Stütze wird das Monopod auf dem Boden festgehalten, während die Kamera das Objekt verfolgt.
Auch der Einsatz relativ langer Brennweiten wird mit einem solchen Stativ möglich, oder die Blende kann bei Verlängerung der Belichtungszeiten weiter geschlossen und die Schärfentiefe umfangreicher werden. Zu seinen eben geschilderten Vorteilen kommen noch das geringe Gewicht, der unbedeutende Platzbedarf und die relativ geringen Anschaffungskosten hinzu. Im Unterschied zu Dreibeinstativen sind Monopods schnell aufgebaut und einsatzbereit. Dazu ist allerdings notwendig, dass die einzelnen Auszüge schnell und sicher verriegelt werden können und auf diese Art und Weise keine Gleitbeine entstehen. Von Gleitbeinen spricht der Fotograf, wenn die ausgezogenen Teleskopbeine eines Stativs sich während der Arbeit wieder ineinanderschieben (ineinander gleiten).
Als Stativköpfe eignen sich besonders solche, die einen schnellen Wechsel vom Quer- in das Hochformat ermöglichen. Eine zusätzliche Stütze (Zaun, Pfosten, Bank, Mauer u.ä.m.) kann das Einbeinstativ schnell in ein behelfsmäßiges Dreibeinstativ verwandeln. Für Fotografen, die auch noch gern und oft wandern, ist ein Monopod-Modell auf dem Markt, das – bei aller Funktionalität für die Fotografie – auch noch als Wanderstock verwendet werden kann.
Das Dreibeinstativ hat seinen wesentlichen Unterschied zum Monopod bereits im Namen. Jedes Bein entspricht in seiner Konstruktion, seinen Besonderheiten, Vor- und Nachteilen dem Einbeinstativ, nur dass es durch den Stand auf drei Beinen selbst steht (drei Punkte bilden immer eine Ebene!) und eine Kamera tragen kann. Hohe Stabilität und geringes Gewicht sind zwei Wünsche der Nutzer, die sich kaum unter einen Hut bringen lassen. Das Dreibein soll ja nicht nur stabil stehen, sondern auch in sich ruhig sein und möglichst wenig Schwingungen aus der Kamera, der Bedienung oder dem Standort aufnehmen. Ein recht leichtes und preiswertes Aluminiumstativ kann sicher bei vielen Gelegenheiten durchaus erfolgreich eingesetzt werden, aber zum Beispiel bei Verwendung langer Brennweiten oder auch in der Makrofotografie sind die Schwingungen eines solchen Stativs schon im Sucher zu erkennen. Für diese Aufgaben braucht es Stative, die die Stabilität nur ab einem bestimmten Gewicht erreichen können.
Stative, bei denen die drei Beine durch Verstrebungen miteinander verbunden sind, erwecken den Eindruck einer besonderen Stabilität. Das mag auch so sein, sie wird aber mit einer geringeren Standfläche erkauft, die wiederum einen weniger stabilen Stand zur Folge hat. Wenn die Beine unterschiedlich weit abgespreizt werden können, ist der Stand wesentlich sicherer, allerdings schwingt eine solche Konstruktion in sich auch stärker, je leichter das Stativ gebaut ist. Sehr günstig sind in diesem Fall Stative, bei denen die Verstrebungen an die Beinstellung, auch die unterschiedliche der einzelnen Beine, angepasst werden können.
Dreibeinstative haben eine Mittelsäule, die sich bei einigen Modellen um 180° gedreht wieder einsetzen oder auch um 90° schwenken lässt, wodurch Aufnahmen in unmittelbarer Bodennähe möglich werden. Die ausgezogene Mittelsäule verleiht jedem Stativ eine gewisse Instabilität und die Bereitschaft, Schwingungen aus der Kamera, der Bedienung, der Umgebung (Wind) oder dem Standort aufzunehmen. Wer's wirklich wackelfrei will, wählt sein Stativ daher mit ausreichender Arbeitshöhe ohne ausgezogene Mittelsäule. Die Stellung der Kamera sollte also vorrangig durch den Auszug der Beine bestimmt werden. Die Mittelsäule wird nur noch zur Feinabstimmung herangezogen. Dazu gibt es übrigens solche mit Kurbelantrieb. Wenn sich der Fotograf so viele Gedanken macht, um seine Kamera stabil und schwingungsfrei zu positionieren, sollte er doch auch daran denken, dass er mit der Betätigung des Auslösers auf dieses System störend einwirken wird. Er kann das bei (D)SLRs durch Spiegelvorauslösung minimieren und/oder auch, indem er den Auslöser aus der Ferne bedient.