Rubriken: Aufnahmeeinstellungen, Tipps zu einzelnen Kameras
Stereofotografie Teil 1
2005-01-10 Das menschliche Auge sieht dreidimensional – eine Fotokamera jedoch nur zweidimensional. Der Mensch hat zwei Augen, die einen Gegenstand aus unterschiedlichen Winkeln sehen, das Gehirn setzt dabei aus den beiden zweidimensionalen Bildern der Augen eines mit dreidimensionalem Eindruck zusammen. Eine Kamera hat nur ein Objektiv – jedoch kann man auch hier mit ein paar Tricks Bilder dreidimensional aufnehmen und wiedergeben. Dafür gibt es unterschiedliche Aufnahme- und Wiedergabetechniken, die in dieser kleinen Serie in drei Teilen beschrieben werden sollen. (Benjamin Kirchheim)
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Wenn man dieses Bild drei-
dimensional betrachtet, sieht man
viel schöner, wie der Waldweg in
den Hintergrund läuft.
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Der Zaun bildet einen deutlich
sichtbaren Mittelgrund, und er
hebt sich, dreidimensional
betrachtet, von der Wiese dahinter
ab. Auch die Hochspannungs-
leitungen laufen dreidimensional
in den Hintergrund.
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Natürlich nimmt auch die Kamera mit Tricks keine echten 3D-Bilder auf,
sondern versucht dem Auge ein dreidimensionales Bild vorzutäuschen. Dies
geschieht im Wesentlichen dadurch, dass den beiden Augen Bilder vom selben
Motiv, aber in unterschiedlichen Blickwinkeln aufgenommen, gleichzeitig
gezeigt werden – es wird also das simuliert, was die Augen auch in
Wirklichkeit sehen. In gewissen Grenzen wirken auch normale Fotos
dreidimensional – und das maßgeblich durch die Perspektive und die Linien,
die sich im Bild ergeben und einen dreidimensionalen Eindruck –
Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund – erzeugen, natürlich projiziert
auf das zweidimensionale Foto.
Der einzige Kamerahersteller, der dem Benutzer eine 3D-Aufnahmehilfe zur
Verfügung stellt, ist Pentax. Ähnlich dem Panoramaassistenten wird die
Livevorschau des Displays benutzt, um die Aufnahme optimal zu gestalten. Die
Optio-Reihe der Pentax-Kameras bietet diese 3D-Unterstützung, und vielen
Kameras liegt auch noch ein 3D-Bildbetrachter bei – Näheres dazu später. Der
3D-Modus versteckt sich bei Pentax in den Motivprogrammen, wobei zwischen
der Parallelmethode und der Kreuzmethode zur Bildwiedergabe unterschieden
wird. In diesem Fototipp betrachten wir nur die Parallelmethode.
Nachdem der Modus eingestellt ist, erscheint die rechte Bildhälfte des
Displays dunkel, während auf der linken Seite das Livebild mit Hilfslinien
eingeblendet wird. Hat man ein geeignetes Motiv gefunden, wird einfach der
Auslöser gedrückt und das Bild gemacht. Auf der linken Displayhälfte wird
nun das belichtete Bild angezeigt, während auf der rechten Hälfte das
Livebild – ebenfalls mit Hilfslinien – eingeblendet ist. Jetzt bewegt man
die Kamera ein Stück nach rechts (siehe Tabelle), um einen anderen
Blickwinkel zu erhalten, und richtet mit Hilfe des eingeblendeten Gitters
die Kamera möglichst exakt auf das selbe Motiv wie im ersten Bild aus und
macht das zweite Foto. Auch wenn die Kamera für das Querformat gehalten
wird, werden zwei Hochformataufnahmen gemacht – 3D-Aufnahmen im Querformat
sind aufgrund der Bildaufteilung nicht möglich. Natürlich eignet sich diese
Aufnahmetechnik nur für statische Motive, da die Bilder zeitlich versetzt
aufgenommen werden.
Motiventfernung
[m] |
Kamerabewegung
[cm] |
|
0,1 |
0,5 |
|
0,3 |
1,0 |
|
0,5 |
1,5 |
|
1,0 |
2,5 |
|
3,0 |
7,5 |
|
5,0 |
13,0 |
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Z |
ca. Z/40 |
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Besonders schwierig ist es, die Kamera sowohl horizontal als auch
vertikal als auch vom Kippwinkel her (gerader Horizont) für beide Bilder
exakt auszurichten. Wesentlich erleichtert wird das mit einem Stativ, so
dass der Horizont zum einen bei beiden Aufnahmen tatsächlich auch horizontal
verläuft und auch die Höhe des Horizonts stimmt – sofern der Boden gerade
ist, denn man muss das Stativ für die zweite Aufnahme ein Stück verrücken.
Abhilfe kann hier der Einsatz eines Einstellschlittens schaffen, wie er für
Makroaufnahmen Verwendung findet.
Das Foto kann jetzt in den PC geladen und gegebenenfalls noch mit
digitaler Bildbearbeitung optimiert werden. Anschließend druckt man es in
einem 11-12 cm breiten Format aus und kann den Pentax 3D-Bildbetrachter
aufsetzen, der dafür sorgt, dass das jeweilige Auge nur die linke bzw.
rechte Bildhälfte sieht und somit das Foto dreidimensional erscheint. Ohne
Bildbetrachter erfordert es etwas Übung, um die Bilder in der
Parallelmethode betrachten zu können. Dabei muss man die Augen parallel
stellen (als wenn man in unendliche Ferne schaut) und gleichzeitig das Bild
scharf sehen. Die einfachere Methode ist der 3D-Bildbetrachter – den kann
man sich übrigens aus einer starken Lesebrille und einem Stück Pappe, das
zwischen die Augen gehalten wird, auch selber basteln.
Wie man mit einer Digitalkamera ohne 3D-Aufnahmehilfe 3D-Bilder machen
kann und wie man diese alternativ zur Parallelmethode betrachten kann, folgt
im nächsten Fototipp.
Hinweis: Das dreidimensionale Empfinden der Menschen ist unterschiedlich,
so kann es passieren, dass einige den 3D-Effekt nicht nachvollziehen können.