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Störlichtblend-"Rasur" für mehr Vollformat-Bildgröße
2010-08-02 Bei so genannten nichtcircularen "Crop"-Fisheyes, also solchen extremen Weitwinkelobjektiven, deren begrenzte Bildkreise für das Ausleuchten APS-C oder APS-H großer Bildsensoren gerechnet sind, findet man eine meist fest vorgebaute Streu-, Stör- oder Gegenlichtblende vor, die sich nicht manuell abnehmen lässt. Das stört manche Fotografen, die diese Optiken auch an analogen oder digitalen Vollformatkameras etwa für 360°-Panoramen einsetzen möchten. Das Internet ist daher gespickt mit etlichen Do-it-yourself-Tipps für die eigenhändige "Rasur" solcher Objektive (siehe weiterführende Links). Statt sich mit der eigenen Eisensäge oder einem Dremel an die wertvollen Optiken heranzuwagen, empfiehlt sich die professionelle Entfernung der störenden "Scheuklappen", um die es im heutigen Fototipp geht. (Jan-Gert Hagemeyer)
Warum werden Fisheye-Objektive mit begrenztem Bildkreis überhaupt "rasiert"? Weil durch ihre (für APS-C oder APS-H optimierte) Streulichtblende bei der Verwendung an Vollformat Abschattungen (Vignettierungen) entstehen. Die Bilder eines Tokina 10-17 mm mit Sonnenblende bei 10 und 12 mm Brennweite etwa zeigen dies systematisch und im Realbild. Entfernt man diese Lichttore, so lassen sich an einer Vollformatkamera mit drei bis vier Bildern komplette sphärische (360° x 180°) Kugelpanoramen aufnehmen, wie sie gerne u. a. im Tourismus, in Freizeit- und Themenparks oder Museen und Galerien verwendet werden.
Der im badischen Achern ansässige 360°-Panorama-Spezialist Tobias Vollmer (siehe weiterführenden Link) hat die digitalkamera.de-Redaktion auf seinen bisher wohl einmaligen "Rasur"-Service aufmerksam gemacht, was zu diesem Fototipp geführt hat. Sein Verfahren gibt er zwar (verständlicher Weise) nicht preis, jedoch bietet er – zum Preis von 50 EUR pro Objektiv, zzgl. Versandkosten – die professionelle Rasur innerhalb von ein bis zwei Tagen an. Und er gewährt eine Geld-zurück-Garantie sowie ein neues Ersatzobjektiv bei Beschädigung des Bearbeiteten. Allerdings weist er zugleich auch darauf hin, dass durch diese Bearbeitung die originale Herstellergarantie erlischt.
DSLR-Bodys, an denen eine solche Rasur in Frage kommt, sind: Nikon D3, D3s, D3x und D700, Canon EOS-5D, 5D Mark II, EOS-1Ds, 1Ds Mark II, 1-Ds Mark III sowie Sony Alpha 850 und 900, also alle bisherigen und aktuell lieferbaren Vollformat-Boliden.
Objektive, die sich für die entsprechende "Kastration" eignen, sind: Tokina 10-17mm AT-X 107/F3.5-4.5 Fisheye, Sigma 10mm/F2.8 Fisheye, Nikon Nikkor 10.5mm/F2.8 Fisheye sowie extreme WW-Optiken von Samyang, Walimex, Bower, Polar sowie das Falcon 8 mm/ F3.5 Fisheye. Bei den Fisheyes von Samyang, Walimex, Bower, Polar, Falcon bekommt man neue Objektivdeckel dazu, da aufgrund der stark konvex gewölbten Frontlinsen die alten nach der Rasur nicht mehr passen.
Die Vorteile der "Rasur": Die Bildgröße im Vollformat bei dem hier als Beispiel ausgewählten, nunmehr rasierten Tokina 10 - 17 mm zeigen die beiden schematischen und Realbildarstellungen, einmal bei Brennweite 10 mm und einmal bei Brennweite 12 mm. Die auf diese Weise erreichbaren Auflösungen bei 10 mm an einer Canon 5D Mark II betragen 9.400 x 4.700 Pixel (etwa 44,2 Megapixel), bei Brennweite 12 mm sogar 11.000 x 5.500 Pixel (60,5 Megapixel). Stitcht man dagegen mit dem gleichen Objektiv bei Fokus 17 mm ein mehrreihiges Panorama mit acht Bildern, so erreicht man eine Auflösung (sprich Bildgröße) von 16.000 x 8.000 Pixeln (128 Megapixel).
Die Rasur verspricht somit einerseits 360°-Panoramen mit weniger Einzelaufnahmen und andererseits genügend große Auflösung bei geringeren Datenmengen (auch bei HDR-/HDRI-Panoramen) für Darstellungen im Internet.