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Stromversorgung von Kameras
2020-09-13 In diesem Fototipp erklären wir, wieso und wann es sich lohnt, über eine externe Stromversorgung für Ihre Kamera nachzudenken. Wir stellen Ihnen unterschiedliche Stromversorgungskonzepte vor und erklären, wieso die USB-Stromversorgung zukunftsweisend ist und was es mit USB Power Delivery auf sich hat. (Harm-Diercks Gronewold)
Ob Sie überhaupt über eine externe Stromversorgung nachdenken sollten, hängt maßgeblich von Ihren fotografischen Vorlieben ab. Sind Sie eher draußen unterwegs oder anderweitig entfernt von einer Steckdose, dann gehören Sie eher nicht zu den Fotografen, die unbedingt Dauerstrom benötigen, allerdings lassen sich einige Kameras auch über Powerbanks (USB) mit Strom versorgen. Arbeiten Sie aber viel im eigenen Studio, dann ist es sehr sinnvoll, die Kamera über eine Steckdose mit Energie zu versorgen. Ist die Entscheidung gefallen, dass Sie Dauerstrom haben wollen, so müssen Sie sich anschauen, was der Hersteller Ihrer Kamera für Optionen anbietet.
Der Netzteilanschluss
Wenn Sie Glück haben, dann kann Ihre Kamera mit einem herstellerspezifischen Netzteil mit Dauerstrom versorgt werden. Dazu müssen Sie dann nur ein passendes Netzteil kaufen und in die Kamera stöpseln und schon geht es los. Diese Methode ist manchmal gekoppelt mit einer Ladefunktion für die eingesetzten Akkus.
Von dieser Methode gibt es noch eine deutlich teurere Variante, die beispielsweise Olympus für die OM-D E-M1 Mark III anbietet. Hier bekommt die Kamera nämlich erst einen Netzteilanschluss, wenn man einen separaten Akku-Handgriff HLD-9 und das passende Netzteil dazu kauft.
Der Olympus HLD-9 Handgriff besitzt nicht nur ein zusätzliches Akkufach, Auslöser und Drehräder, sondern auch einen Netzteilanschluss. [Foto: Olympus]
Die Dummy-Akku-Netzteil-Kombi
Bei einigen Kameras, wie zum Beispiel der Canon EOS M6 Mark II, gibt es keinen separaten Netzteilanschluss. Wie kann also diese Kamera mit Strom versorgt werden? Für die Stromversorgung der M6 Mark II ist ein Netzteil-Set notwendig (ACK-E17). Das Set besteht aus dem Netzteil und einem kleinen Dummy-Akku. Der Dummy-Akku wird anstelle des Kameraakkus eingelegt. Auf der Unterseite des Dummies ist ein Anschluss, in den das zweite Ausgangskabel des Netzteils passt. Das Eingangskabel geht in die Steckdose. Damit der kleine Stecker in den Dummy-Akku gesteckt werden kann, muss zunächst aus der Akkufachklappe der kleine Gummistöpsel entfernt beziehungsweise zur Seite geklappt werden. Ist das getan, können Sie die Akkufachklappe schließen und das Netzteil anschließen.
Alternativ kann die Kabel- beziehungsweise Steckerdurchführung auch über eine kleine Klappe am Kameragehäuse erfolgen. Diese Durchführung ist aber immer in unmittelbarer Nähe zum Akkufach zu finden.
Doch was macht man, wenn es vom Hersteller trotz Kabeldurchführung keinen Dummy-Akku und kein Netzteil gibt? Dann bleibt einem entweder der Kauf von mehr als nur einem Akku oder man schaut sich in der “Maker”-Szene um. Findige Anwender mit Zugang zu einem 3D Drucker fertigen Dummy-Akkus mit Verkabelung an, die sich dann mit einem kompatiblen Netzteil verwendet lassen. Das Ganze geht dann auch soweit, dass sogar die Akkufachklappen eigenständig modifiziert werden, indem Löcher gebohrt und Aussparungen gesägt werden. Das ist natürlich nur sinnvoll, wenn die Kamera keinen Spritzwasserschutz besitzt, da dieser dann nicht mehr gewährleistet werden kann. Wenn es möglich ist, dann sollte man sich vielleicht eine Austausch-Batteriefachklappe zulegen.
Damit ein Dummy-Akku (Original oder Fremdhersteller) überhaupt eingesetzt werden kann, muss eine Kabeldurchführung am Batteriefachdeckel vorhanden sein. In diesem Fall ist es eine Quadratische schwarze Abdeckung. [Foto: MediaNord]
Das Canon ACK-DC80 Adapter Kit besteht aus Netzteil und Gleichstromkuppler. [Foto: Canon]
Mit einem "selbstgedruckten" Akku-Dummy lassen sich auch Kameras mit Dauerstrom versorgen, wenn Kamerahersteller keine solche Peripherie anbieten. [Foto: MediaNord]
Gedruckte Dummy Akkus mit Netzteilanschluss lassen sich auf einschlägigen Onlinemarktplätzen für kleines Geld einkaufen. Eine Funktionsgarantie gibt es allerdings nicht. [Foto: MediaNord]
Doch warum bauen Sie nicht einfach die Batteriefachklappe ab? Ganz einfach. Viele Kameras haben eine Sensorik die erkennt, ob die Klappe geschlossen ist oder nicht. Bei einer fehlenden Klappe würden die Kameras ganz einfach den Dienst verweigern.
Die USB-Schnittstelle
Die USB-Schnittstelle hat die Computerwelt im Sturm erobert. Durch sie wurde das Anschließen von Druckern, Festplatten, Mäusen und vielem mehr einfacher denn je. Auch der Anschluss von Kameras an den Heimrechner wurde durch die Einführung der USB-Schnittstelle deutlich vereinfacht.
Dank ihrer universellen Konzeption kann die USB-Schnittstelle auch zur Stromversorgung und zum Aufladen von Akkus benutzt werden, wie etwa bei Smartphones und Tablet-Computern. Doch auch immer mehr Kameras kommen in den Genuss einer USB-Schnittstelle, die zum Aufladen des Akkus und manchmal sogar zur Dauerstromversorgung eingesetzt werden kann.
Doch leider ist das nicht ganz so einfach, wie man es sich wünscht. Der Grund dafür ist, dass USB-Schnittstellen in verschiedene Standards eingeteilt sind. So kann USB 1.1 beispielsweise nur 500 Milliwatt bereitstellen, das entspricht 5 Volt bei 100 mA. Das reicht weder zum Aufladen eines Akkus, geschweige denn zum Betrieb Ihrer Kamera. Richtig Interessant wird es erst ab USB 2.0, denn hier dürfen Geräte 5 Volt bei maximal 500 mA vom Netzteil verlangen (2,5 Watt). Bei Akkus mit 3,7 Volt Spannung reicht das also aus, um sie aufzuladen. Bei USB 3.0 sind es dann schon 4,5 Watt.
Das Nikon EH-68P USB-Ladegerät lädt zwar den Akku in der Kamera auf, kann aber aufgrund der geringen Leistung nicht für eine Dauerstromversorgung eingesetzt werden. [Foto: MediaNord]
Das Panasonic VSK0815K kann mit seinen 5 V und 1,8 A (9 W) nicht nur zum Aufladen, sondern auch zur Dauerstromversorgung, beispielsweise der Lumix DC-S5, verwendet werden. [Foto: MediaNord]
Wenn die Bedienungsanleitung Ihrer Kamera also sagt, dass Sie den Akku über die USB-Schnittstelle aufladen können, dann haben Sie die erste Hürde genommen herauszufinden, ob USB Dauerstrom möglich ist.
Wenn Ihre Bedienungsanleitung von USB-PD spricht, dann steht dem Ganzen nichts im Wege. USB-PD ist das Akronym für Universal Serial Bus Power Delivery. Sprich USB mit Strom-Versorgung. Diese technische Eigenschaft stellt bis zu 20 Volt bei bis zu 5 Ampere bereit, also bis zu 100 Watt. Um das allerdings nutzen zu können, ist ein spezielles Kabel notwendig. Mit diesem “verhandelt” das Netzteil mit dem Gerät, welche Stromstärke und Spannung bereitgestellt werden sollen.
Wenn Ihre Kamera sich in der Bedienungsanleitung dazu ausschweigt, dann bleibt Ihnen nichts weiter übrig, als es mit einem USB-Netzteil auszuprobieren oder im digitalkamera.de-Datenblatt nachzuschauen, ob wir diese Funktion recherchiert haben. Bei Kameras, die wir getestet haben, wurde die Funktion überprüft.
Die meisten Kameras, die über USB mit Strom versorgt werden können, können das nur, wenn gleichzeitig ein Akku eingelegt ist. Andere Kameras wieder verlangen spezifische Netzteile für die Dauerstrom-Funktion. Am Besten ist es also, wenn Sie ein kräftiges USB-Netzteil einsetzen, das aktuelle Standards wie Power Delivery unterstützt und genug Strom auf der Schnittstelle bereitstellen kann, ohne sich zu überhitzen.
Die Olympus OM-D E-M1X besitzt einen USB-PD-Anschluss und kann über kompatible Powerbanks und Netzteile aufgeladen werden. Werden 9 V mit 3 A bereitgestellt, ist auch eine Dauerstromversorgung möglich. [Foto: MediaNord]
Doch was ist, wenn Ihr USB-Netzteil zu schwach ist und nicht genug Stromstärke (Ampere) bereitstellen kann? In einem solchen Fall dauert das Laden eines Akkus dementsprechend länger und möglicherweise wird eine Dauerstromversorgung nicht möglich sein. Das ist aber individuell von der eingesetzten Kamera und dem Akku abhängig. Manche Kamera lädt den Akku bei geringerer verfügbarer Stromstärke einfach entsprechend langsamer, andere Kameras laden den Akku dagegen gar nicht, wenn eine Mindeststromstärke nicht zur Verfügung steht.
Einige Kameras lassen es sogar zu, dass Powerbanks als Stromversorgung über die USB-Schnittstelle eingesetzt werden können, wie zum Beispiel die Sony Alpha 6400. Bei USB ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht und so werden mit Sicherheit immer mehr Kameras mit einer USB-Ladefunktion ausgestattet werden.