Rubrik: Bildbearbeitung
Surreale Doppelbelichtungen in Affinity Photo
2020-12-13 Surreales aus der Bildbearbeitung ist oftmals schwerer als gedacht. In diesem Fototipp zeigen wir, wie Sie eine stylische Doppelbelichtung aus zwei sehr unterschiedlichen Bildern machen können. Wir erklären anhand von einfachen Schritten, wie Sie das mit Hilfe von Affinity Photo bewerkstelligen. Natürlich lassen sich auch andere Bildbearbeitungsprogramme einsetzen, sofern diese Ebenenfunktionen beherrschen. (Harm-Diercks Gronewold)
Am Anfang (Schritt 1) steht die Idee für eine Doppelbelichtung. Wir haben uns entschieden, die Minifiguren eines dänischen Spielzeugherstellers mit einem Waldfoto zu kombinieren. Zunächst haben wir die Figuren fotografiert und dann das Bild mit DxO PhotoLab 4 entrauscht und optisch korrigiert. Dann haben wir es als JPEG gespeichert und in Affinity Photo geöffnet.
Schritt 1: Die Entwicklung der Rohdaten des Ausgangsbilds kann in einem Konverter Ihrer Wahl vorgenommen werden. Wir haben dazu DxO PhotoLab 4 eingesetzt. [Foto: Medianord]
Schritt 1: Das Ausgangsbild nach der Rohdatenentwicklung. Wir haben uns dazu entschieden, nur die beiden mittleren Figuren in die Doppelbelichtung aufzunehmen. [Foto: Medianord]
Schritt 2: Das Freistellen mit dem Pfad oder Lasso ist eine echte Fleißarbeit, die sich am Ende durch glatte Kanten bezahlt macht. [Foto: Medianord]
Schritt 2: Ist die Freistellung fertig, kann es weitergehen. [Foto: Medianord]
Der zweite Schritt ist eine reine Fleißarbeit, denn Sie müssen das Objekt der Begierde freistellen. Wir haben uns entschieden, nur zwei der Figuren freizustellen, weil es besser zu dem erdachten Konzept passt. Wie Sie Ihre Freistellung machen, ist Ihnen überlassen. Sie können dazu das Lasso, den Zauberstab oder das Pfadwerkzeug verwenden. Wir haben uns für letzteres entschieden, weil sich mit dem Pfadwerkzeug klare Linien sehr gut freistellen lassen. Was das Pfadwerkzeug ist und wie es eingesetzt wird, haben wir in separaten Fototipps für Photoshop erklärt (siehe weiterführende Links).
Im dritten Schritt wird der Pfad in eine Auswahl umgewandelt. Oberhalb des Bildfensters haben Sie auf der linken Seite zwei Schaltflächen (Maske und Auswahl). Klicken Sie auf die "Auswahl"-Schaltfläche und anschließend auf die Fotoebene und danach auf das kleine Maskensymbol unten in der Ebenenpalette. Affinity Photo maskiert nun das Foto mit den Figuren so, dass diese auf einem karierten Grund zu sehen sind. Damit haben Sie das Objekt freigestellt, ohne den Hintergrund zu zerstören. Diese Kombination aus Foto und Maske nennen wir Basisebene.
Als vierten Schritt legen Sie eine Pixelebene unter der Basisebene an. Dazu klicken Sie unten in der Ebenenpalette auf das vorletzte Icon. Die Pixelebene wird automatisch oberhalb der aktivierten Ebene angelegt. Diese ziehen Sie per "Drag and Drop" einfach ganz nach unten. Stellen Sie sicher, dass diese Eben aktiv ist. Das erkennen Sie daran, dass die Ebene blau unterlegt ist. Dann nehmen Sie sich das Füllwerkzeug aus der Werkzeugleiste und wählen als Füllfarbe weiß (RGB 255) im entsprechenden Farb-Dialogfeld aus und füllen die Ebene mit einem Klick. Jetzt sind die freigestellten Figuren auf einer weißen Fläche zu sehen.
Schritt 3: Wir haben den Pfad in eine Auswahl umgewandelt und eine Ebenenmaske über die Schaltfläche in der Ebenenpalette ausgewählt. Nun ist das Motiv vor einem transparenten Hintergrund zu sehen. [Foto: Medianord]
Schritt 4: Nachdem die weiße Pixelebene im Hintergrund angelegt wurde, sind nur noch die per Pfad freigestellten Figuren zu sehen. [Foto: Medianord]
Schritt 5 und 6: Bevor das zweite Bild in das Projekt findet, muss eine Einstellungsebene mit Kanalmixer nur für die Basisebene angelegt werden. [Foto: Medianord]
Beim fünften Schritt ist es an der Zeit, eine Anpassungsebene mit Kanalmixer auf die Basisebene zu legen. Dazu klicken Sie auf das kleine geteilte kreisförmige Icon im unteren Bereich der Ebenenpalette und wählen "Kanalmixer" aus. Die neue Anpassungsebene (Kanalmixer) taucht nun oberhalb der aktivierten Ebene auf. Da Sie den Kanalmixer nur auf die Basisebene mit den Figuren anwenden wollen, müssen Sie den Kanalmixer der Basisebene zuordnen. Das geht ganz einfach per Drag and Drop. Während Sie den Kanalmixer unter die Basisebene ziehen, wird das gezogene Element transparent und Sie sehen einen blauen Streifen in den Ebenen. Der Streifen zeigt Ihnen die Position an, an der der Kanalmixer landen wird. Bevor Sie die Maustaste loslassen, sollte der blaue Streifen etwas eingerückt sein (Abstand vom linken Rand der Ebenenpalette) und unterhalb der Basisebene sein. Ist der Streifen eingerückt, können Sie die Maustaste loslassen und der Kanalmixer sitzt da, wo er hin soll.
Mit dem sechsten Schritt verwandeln Sie das Foto der Basisebene in ein Schwarzweiß-Bild. Die Einstellungsoptionen des Kanalmixers sollten trotz des Verschiebens im vorherigen Schritt noch sichtbar sein. Sind sie es nicht mehr, dann klappen Sie die Basisebene aus. Dazu reicht ein Klick auf den kleinen Pfeil vor der Ebene sowie ein Doppelklick auf das weiße Quadrat des Kanalmixers und schon öffnen sich die Detaileinstellungen. Hier klicken Sie unter "Ausgabekanal" auf den kleinen Pfeil nach unten und wählen "Grau" aus und schon ist das Bild in Schwarzweiß zu sehen. Damit ist der sechste Arbeitsschritt abgeschlossen.
Spätestens an diesem Punkt sollten Sie das Projekt als afphoto-Datei speichern. Dazu klicken Sie unter Datei einfach auf Speichern.
Im siebten Schritt für die surreale Mehrfachbelichtung ist es Zeit, die zweite Aufnahme in das Projekt einzufügen. Die einfachste Methode ist Drag and Drop. Dazu öffnen Sie einfach den Speicherort der Aufnahme, die eingefügt werden soll, und ziehen das Foto direkt auf das Basisfoto. Sollte das eingefügte Foto zu groß sein, können Sie es verkleinern. Wie sehr, hängt davon ab, um was für ein Foto es sich handelt und welcher Bildteil benutzt werden soll. Aber keine Angst, Skalierungen und Transformierungen sind jederzeit ohne Qualitätsverlust möglich. Nun liegt das eingefügte Bild im Projekt und verdeckt alles. Wie das zu ändern ist, klären wir im nächsten Schritt.
Schritt 7: Das zweite Bild wurde per Drag and Drop in das Projekt gezogen und verdeckt alles andere. [Foto: Medianord]
Schritt 8: Nachdem das zweite Bild in das Projekt gezogen wurde, müssen Sie die Verrechnungsmethode auf "negativ multiplizieren" ändern. Dann sehen Sie das Bild nur noch schemenhaft farbig in dem Bereich, wo das untere Bild nicht weiß war. [Foto: Medianord]
Schritt 9: Mit einem Kanalmixer für das eingefügte Foto verwandeln Sie es ebenfalls in ein Graustufenbild. Mit den Detaileinstellungen können Sie die Dominanz der Basisebene und des eingefügten Fotos nach Ihren Wünschen anpassen. [Foto: Medianord]
Um die beiden Aufnahmen zu einer Mehrfachbelichtung zu kombinieren, müssen Sie im achten Schritt zunächst die Verrechnungsmethode des eingefügten Fotos ändern. Dazu aktivieren Sie zunächst die Bildebene des eingefügten Fotos mit einem Klick. Im oberen Bereich der Ebenenpalette ist ein längliches Dropdownmenü zu sehen. Das hat die Standardeinstellung von Normal. Das bedeutet, dass die Pixel der Ebene komplett zu sehen sind und in keiner Weise mit den Ebenen darunter interagieren. Das wollen wir jetzt ändern. Der geeignete Verrechnungsmodus nennt sich "negativ Multiplizieren".
Bei negativ Multiplizieren hellen sich die hellen Bereiche der verrechneten Bilder miteinander auf. Weiß wird also Weiß, Grau zu hellgrau und so weiter.
Nach dem Wechsel der Verrechnungsmethode ist das eingefügte Bild nur noch auf den Figuren zu sehen. Allerdings ist die Farbe im eingefügten Bild noch störend.
Das Endergebnis ist ein High-Key und wirkt trotz der niedlichen Figuren geheimnisvoll und mysteriös. [Foto: Medianord]
Im neunten und letzten Schritt legen Sie erneut eine Einstellungsebene mit Kanalmixer an. Diese ziehen Sie wie in Schritt fünf beschrieben eingerückt unter das eingefügte Bild. Auch in diesem Fall wechseln Sie den Ausgabekanal in "Grau". Danach ist das eingefügte Bild in Schwarzweiß und nur im Bereich der Figuren zu sehen. Nun können Sie mit den Detaileinstellungen der Kanalmixer die Intensität des eingefügten Fotos oder des Basisfotos so verändern, bis es Ihnen gefällt. Zudem können Sie auch die Position und Größe des eingefügten Fotos ändern, bis Ihnen das Ergebnis zusagt. Danach brauchen Sie nur noch zu speichern sowie das Foto zu exportieren und fertig ist die surreale Doppelbelichtung.