Rubriken: Aufnahmeeinstellungen, Motive und Situationen
Tiere hinter Glas
2002-01-14 Ob Aquarium, Terrarium oder Insektarium – immer müssen wir die Glasscheibe zwischen Kamera und Tier überwinden. Manchmal geht das recht einfach, manchmal sehen wir vor lauter Lichtreflexen das Tier nicht mehr. Es gibt keine allgemein gültige Lösung, deshalb müssen wir wissen, was von Fall zu Fall zu tun ist, um einwandfreie Bilder zu erhalten. (Jürgen Rautenberg)
Grüne Schlange - Restlicht [Foto: Jürgen Rauteberg]
Am einfachsten gelingt das, wenn im Raum so viel Resttages- oder Kunstlicht
vorhanden ist, dass es für die Belichtung ausreicht. In der Regel wird dann
eine lange Belichtungszeit erforderlich sein. Die Belichtungsautomatik wählt
von sich aus eine entsprechend lange Zeit. Sind an unserer Kamera Zeit und
Blende von Hand wählbar, lässt sich die Belichtung nach Wunsch einstellen. In
beiden Fällen sollte jedoch ein Kamerastativ eingesetzt werden, um Verwacklung
zu vermeiden.
Als Beispiel hierfür steht das erste Bild. Zum einen ruht die Schlange
nahezu bewegungslos; eine lange Belichtungszeit kann keinen Schaden anrichten.
Zum anderen fällt gerade genug Tageslicht für eine Langzeitbelichtung durch
ein Oberlicht. Um den gewünschten Motivausschnitt zu erhalten, wurde die Kamera
rund 20 cm vor der Frontscheibe platziert. Möglich war das, weil der Raum vor
dem Terrarium dunkler war als das Oberlicht darin. Dadurch wurde eine
Spiegelung der Kamera in der Frontscheibe vermieden. Insgesamt also eine leicht
nachzuvollziehende Aufnahmetechnik.
Blauer Fisch - Blitz direkt [Foto: Jürgen Rauteberg]
Ist das Licht im Motivbereich jedoch zu schwach, muss ausgeleuchtet werden.
Am besten geeignet ist Blitzlicht. Liegt zwischen Kamera mit Blitz und
Glasscheibe ein freier Raum, dann wirkt die Glasscheibe allerdings wie ein Spiegel. Das
führt zumindest zu Überstrahlung, im Extremfall bleibt vom Motiv auf dem Foto
nur ein heller Fleck. Ein Ausweg: Stellen Sie sich etwas schräg seitlich vor
die Glasscheibe, dann werden die Blitzstrahlen nicht in das Objektiv
reflektiert, sondern daran vorbei gelenkt – wo sie keinen Schaden anrichten.
Oder gehen Sie mit der Gegenlichtblende dicht vor die Frontscheibe. In dieser
Situation – Höchstabstand je nach Gerät etwa zwei bis fünf Zentimeter – haben die reflektierenden Strahlen keine Chance.
Brauner Fisch - Blitz seitlich [Foto: Jürgen Rauteberg]
Das zweite Foto entstand auf diese Weise mit Hilfe des eingebauten
Blitzgerätes. Der Vorteil: Das Motiv ist gut ausgeleuchtet. Der Hintergrund
fällt dunkel aus, weil das bei dem geringen Aufnahmeabstand extrem kurz
aufleuchtende Blitzlicht nicht bis zur hinteren Wand des Aquariums reicht.
Dadurch schwebt der Fisch frei im Raum und das schwarze Umfeld steigert die
Farbwirkung. Die Reflexe im Schuppenkleid stören nicht, sie verbessern die
Materialwiedergabe und beleben das Bild.
Soll die Einrichtung des Aquariums sichtbar bleiben, wenden Sie die im Tipp
"Der entfesselte Blitz" beschriebene Ausleuchtung an: Ein Zweitblitz,
beliebig im Raum platziert, wird über Kabel oder vom eingebauten Blitz über
Infrarot- oder Servo-Auslöser aktiviert. Auf dem dritten Foto wurde der
Zweitblitz mit der linken Hand vor die obere linke Ecke der Frontscheibe in
Richtung Aquariumsmitte gehalten, natürlich lässt er sich auch auf einem
Stativ befestigen. Zwar kann diese Ausleuchtung zu einem sichtbaren
Helligkeitsabfall von links nach rechts führen, der stört aber kaum . Bei einem
Heimaquarium kann ein Blitz auch von oben auf das Aquarium gerichtet werden. Je
höher, um so gleichmäßiger die Ausleuchtung.