Rubrik: Aufnahmeeinstellungen
Tierfotografie – wie man Tiere vor die Kamera bekommt
2008-02-25 Erfolgreiche Tierfotografie hat mehrere wesentliche Voraussetzungen. Die Erste ist eine entsprechende fototechnische Ausrüstung, bei der ein gutes Teleobjektiv in aller Regel der entscheidende Teil der Fototechnik ist, es sei denn, die Tierfotografie beschränkt sich auf die Tiere, die in der einen oder anderen Form mit dem Menschen leben oder so klein sind, dass dafür ein gutes Makroobjektiv notwendig ist. Der Besitz der Ausrüstung ist die eine Sache, die Beherrschung dieser technischen Möglichkeiten eine zweite. Tiere reagieren schnell und unvermittelt. Wer da erst lange über Einstellungen oder Gestaltungsfragen nachdenken muss, der hat in der Regel schon verloren. Die alles entscheidende Frage aber ist: Wie bekomme ich Tiere überhaupt vor die Kamera? (Günter Hauschild)
Tiere lassen sich nicht wie ein Fotomodell in einer bestimmten Umgebung und Haltung postieren, sie verhalten sich entsprechend ihrer Lebensweise, die der Tierfotograf, der erfolgreich sein will, kennen muss – jeder Tierfotograf sollte ein zoologisch sehr interessierter Mensch sein. Ohne Schwierigkeiten sollte das beim Fotografieren von Haustieren (Bild 1) gelingen, deren Verhalten kennen wir und können unsere fotografischen Aktivitäten danach einrichten.
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Anders bei in Freiheit lebenden Tieren. Nur durch wiederholte Beobachtungen über längere Zeit war zu erkennen, dass der Rotschenkel (Bild 2) an einer bestimmten Stelle sein Nest haben musste. Immer wieder flog er auf, wenn Menschen in die Nähe dieses Ortes kamen, gab erregte Laute von sich oder setzte sich auf einem Zaunpfosten und hielt immer wieder Ausschau in Richtung des "Störenfrieds". Also wird die Fotoausrüstung vorbereitet, eine unauffällige Kleidung gewählt und die leichte Sitzgelegenheit mitgenommen. So nahe wie möglich pirscht man sich mit dem schussbereiten Teleobjektiv an der Kamera langsam ohne heftige Bewegungen an diesen Nestbereich heran, nimmt Platz und verhält sich – wie ein Jäger auch – möglichst ruhig und wartet auf die sich bietenden Motive. Bis das soweit ist, kann es durchaus längere Zeit dauern, denn Geduld ist die vierte Voraussetzung eines erfolgreichen Tierfotografen, auch oder gerade wenn er erfolglos ansitzt. Dieses Eindringen in den Lebensbereich eines Tieres ist immer, so rücksichtsvoll das auch erfolgt, eine Störung. Der Tierfotograf sollte sich immer zurückziehen, wenn diese Störungen für das Tier so heftig sind, dass z. B. das Fortbestehen des Geleges eines Vogels oder das Leben der Tiere gefährdet sind.
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Vielerorts existieren Anglervereine, die oft noch eigene Gewässer unterhalten. Diese haben sich die Angelfreunde recht liebevoll gestaltet, aber auch so eingerichtet, dass sie dort bequem und sicher angeln können. Oft sind es mehrere stabile Podeste, die am Ufer um das Gewässer herum gebaut worden sind. Haben sich dort Wasservögel – wie zum Beispiel die wunderschönen Haubentaucher – angesiedelt, so ist das für den Fotofreund eine außerordentlich günstige Gelegenheit. Diese Vögel haben nämlich die Verhaltensweisen der Angler fast vollständig akzeptiert: ruhige Annäherung an das Gewässer, langsames Betreten des Podestes, fast bedächtiges Platznehmen, über längere Zeit absolut ruhiges Verhalten und notwendige Bewegungen ruhig und langsam ausführen. Verhält sich der Hobbyfotograf auch so, wird er nicht lange warten müssen, bis ihm die gewünschten Motive förmlich vor die Linse schwimmen (Bild 3). Allerdings gilt für die Fotografie, was auch der Angler erfahren hat: Es gibt auch Tage, da beißen (modeln) sie einfach nicht.
Die Möwen an der Nordsee haben ihr Leben nach den Gezeiten eingerichtet. Während des Hochwassers sind sie sicher auch auf der Jagd nach Fischen, die sie kurz über dem Wasser stehend – das ist die Gelegenheit für Flugbilder – aus dem Oberflächenbereich fischen. Die Mehrzahl aber sitzt auf aus dem Wasser ragenden Buhnen, auf Begrenzungspfählen oder in den Salzwiesen nahe der Wasserlinie. In solchen Bereichen sollte man rechtzeitig Position beziehen. Bei ablaufendem Wasser ergibt sich für eine kurze Zeit sehr flaches Wasser, in dem sich noch viele "Beutetiere" der Möven befinden, ehe sie im Schlick verschwinden, wenn das Watt trockenfällt. Diese Zeit nutzen viele Vögel zur Futtersuche (Bild 4) – für den Tierfotografen können sich dann schöne Motive von relativ ruhigen und sich bedächtig bewegenden Möwen ergeben.