Rubrik: Bildbearbeitung
Tonen von Bildern
2010-04-26 Das Tonen von SW-Fotos ist nahezu so alt wie die Fotografie selber. Zurückzuführen ist es einerseits auf den Alterungsprozess der Papiere und andererseits durch verwendete Zusatzstoffe im Papier selber. Später wurden entwickelte Bilder durch spezielle Tonungsverfahren, z. B. Selentonung, noch verändert. Das Tonen war, neben dem Entwickeln selber, eine Kunst für sich, und nur wenige haben sich dieser Kunst gewidmet. Heute, in Zeichen der elektronischen Bildbearbeitung, erlebt das Tonen von Bildern eine Art Renaissance. Der ewige Klassiker dabei ist die antik aussehende Sepiatonung, mit der man wundervolle nostalgische Bilder gestalten kann. (Harm-Diercks Gronewold)
Das Tonen von Bildern wurde und wird im Analog-Entwicklungsprozess auf zwei unterschiedliche Arten realisiert. Entweder man führt eine direkte Tonung durch; das bedeutet, dass die Tonung auf das fixierte und gewässerte Bild angewendet wird. Der indirekten Tonung geht lediglich ein Bleichbad voran, bevor getont wird. Durch den Einsatz von verschiedenen Metall-Salzen – z. B. Goldchlorid für eine Goldtonung – wird das Bildsilber durch die Metallsalze ersetzt. Dies erzeugt natürlich einen anderen Bildeindruck als lediglich ein gealtertes bzw. gefärbtes Papier. Dass alte Fotos dennoch anders aussehen, obwohl sie nicht getont wurden, liegt zum einen am Alter und an verschiedenen Faktoren wie der Lagerung, der Qualität der Entwicklungschemie und der Wässerungs- und Fixierungsdauer.
Grundlage für eine gelungene Tonung sollte ein in RGB vorliegendes SW-Bild sein. Um ein Bild in SW zu wandeln, kann man sich verschiedener Methoden bedienen. Wichtig dabei ist nur, dass der Tonwertumfang nicht zu sehr eingeschränkt wird. Wie man dazu vorgehen kann, zeigt ein zweiteiliger Fototipp (siehe weiterführende Links). Liegt das Bild vor, dann kann man sich der Tonung widmen, und auch hier gibt es diverse Ansätze; so sind Tonungen über das Einfärben oder Volltonebenen machbar. Doch welche Farbe hat Sepia eigentlich? Sepia ist bräunlich und hat die RGB-Werte 94, 38, 18. Manchmal muss man darauf achten, dass Tiefen nicht "absaufen", was man durch den Einsatz von Gradationskurven verhindern kann. Das Ergebnis ist dann ein detailliertes Foto mit ausgeprägtem Sepia-Charakter, den man selber natürlich variieren kann, je nach gewünschtem Bildeindruck.
Doch die Sepia-Tonung ist nur eine von vielen Tonungsmöglichkeiten. Tonungen wirken sich immer auf den Bildeindruck aus und sind somit als direktes Stilmittel der Bildgestaltung anzusehen. Soll ein Bild kühl wirken, ist es durchaus möglich, auch hierfür eine Tonung einzusetzen. Gold- und Silber-Tonungen sind die einzigen, die nicht überzeugend auf dem Computer dargestellt werden können. Aber durch die Kombination von Ausbelichtung und Tonung aus dem Computer sind auch diese sehr attraktiven Varianten möglich, denn in einigen Laboren werden Metallicpapiere angeboten. Diese sind nicht nur extrem glänzend, sondern haben auch bei richtiger Bildverarbeitung ein außergewöhnliches, plastisches Aussehen.
Zum Tonen gibt es jede Menge Plug-ins und "Stand-Alone"-Produkte. Sehr gute Ergebnisse kann man z. B. mit Nik Silver Effex Pro erzielen oder BW-Styler von photowiz (siehe weiterführende Links). Doch auch mit Bordmitteln der verschiedenen Bildbearbeitungsprogramme ist kreatives Tonen mit Aha-Effekt problemlos möglich.
Tonungen können als letztes Element eines Schöpfungsprozesses angesehen werden, jedoch können sie auch nur ein Teil des Ganzen sein. So wirken auf "alt" getrimmte Bilder nicht durch die Tonung allein, sondern auch durch das Korn oder etwaige Bildfehler wie Kratzer, Wasserflecke oder herausgerissene Ecken. Hier sind nach dem Tonen dann noch Kreativität und ein wenig Geschick vonnöten, um den Betrachter zu überzeugen.
Es sei gesagt, dass man auch bei Farbbildern Tonungen einsetzen kann, man sollte diese nur nicht zu dominant wirken lassen. Dies erreicht man, indem der Effekt ein wenig gedrosselt wird. So kann man auch den Grundstein für eine simulierte Crossentwicklung legen, die einst erzeugt wurde, indem man einen Diafilm im Negativentwickler entwickelt hat.
Abschließend sollte erwähnt werden, dass es so gut wie nie möglich sein wird, echte analoge Tonungen digital zu erzeugen. Wenn man aber eine gute digitale Hommage an die Könner dieser Technik produzieren möchte, dann ist es empfehlenswert, zu recherchieren und sich mit diesen Fotos zu beschäftigen.