Rubrik: Bildbearbeitung
Ungleichmäßige Helligkeit in Weitwinkelaufnahmen korrigieren
2003-07-28 Gerade bei Fotos, die mit einem Zoomobjektiv in extremer Weitwinkelstellung gemacht wurden, ist Ihnen vielleicht schon einmal aufgefallen, dass die Helligkeit im Bild zu den Ecken hin etwas abnimmt. Mit einer speziell auf Ihre Kamera angepassten "Maske" können Sie diesen Effekt in einem guten Bildverarbeitungsprogramm leicht korrigieren. (Jan-Markus Rupprecht)
Perfekte Objektive sollten eine gleichmäßige Helligkeit bis in die
Bildecken hinein liefern. Die meisten Objektive sind aber leider nicht
perfekt und so werden insbesondere Weitwinkelaufnahmen zum Bildrand hin
häufig etwas dunkler. Dies fällt meist kaum auf, aber besonders bei
gleichmäßig blauem Himmel oder großen gleichmäßigen Farbflächen kann es
doch stören. Dabei ist der Effekt von Modell zu Modell und sogar innerhalb
einer Serie von sonst baugleichen Kameras unterschiedlich stark
ausgeprägt. Auch müssen keineswegs alle vier Bildecken gleich stark davon
betroffen sein. Unsere zufällig für diesen Fototipp ausgewählte
Digitalkamera zeigte in extremer Weitwinkelstellung beispielsweise einen
Lichtabfall vorwiegend in den unteren Bildecken. Wir wollen deshalb ein
individuelles "Profil" für unsere Kamera erzeugen und die Fotos damit
perfekt ausgleichen (eine ähnliche Bildverarbeitung führen übrigens einige
wenige Digitalkameras bereits intern beim Speichern der Bilder durch).
Das folgende Verfahren gelingt nur mit einem Bildverarbeitungsprogramm,
das eine Bildvorlage in eine Auswahl überführen kann, wie wir es in unserem
Beispiel mit dem Maskierungsmodus von Adobe Photoshop tun. Besitzt Ihr
Programm eine solche Möglichkeit nicht (wie z. B. das "kleine" Adobe
Photoshop Elements), bleibt Ihnen nur die Möglichkeit zu dunkle Bildbereiche
gefühlvoll mit dem Abwedel-Werkzeug aufzuhellen.
- Fotografieren Sie ein weißes, sauberes, glattes Blatt Papier an einer
Stelle, wo es absolut gleichmäßig beleuchtet wird, beispielsweise auf
einem Fensterbrett eines nach Norden ausgerichteten Fensters. Auch Sie
selbst oder die Kamera dürfen keinen Schatten auf das Papier werfen. Wir
wollen ein bewusst unscharfes Bild erzeugen. Lassen deshalb den
Makro-Modus ausgeschaltet und bringen Sie die Kamera in den
Landschaftsmodus (Fokussierung auf unendlich) oder fokussieren Sie auf ein
weit entferntes Motiv und halten den Auslöser halb durchgedrückt, bevor
Sie das Blatt Papier fotografieren. Der Blitz bleibt ausgeschaltet und die
Belichtungskorrektur auf neutral, damit unser strahlend weißes Blatt
Papier unterbelichtet aufgenommen wird.
- Öffnen Sie das Foto im Bildbearbeitungsprogramm. Was Sie sehen, sollte
eine ziemlich gleichmäßige hellgraue Fläche sein.
- Öffnen Sie den Dialog Tonwertkorrektur (Strg-L oder "Bild,
Einstellungen, Tonwertkorrektur") und verschieben Sie die Zeiger für den
dunkelsten und den hellsten Bildpunkt auf den tatsächlich genutzten
Bereich des Histogramms und Klicken Sie auf "OK". Bekommen Sie keinen
Schreck, denn jetzt sehen Sie (übertrieben dargestellt), wie ungleichmäßig
die Helligkeitsverteilung Ihrer Kamera in Weitwinkelstellung ist.
- Entfernen Sie die Farbinformation, indem Sie das Bild in Graustufen
umwandeln.
- Um Bildrauschen und Unregelmäßigkeiten auszugleichen, zeichnen wir das
Bild jetzt extrem weich. Wir verwenden hierzu den Filter "Gausscher
Weichzeichner" mit einem Radius von ungefähr 50 Pixeln. Alle
Unregelmäßigkeiten müssen dabei verschwinden.
- Die Auto-Tonwertkorrektur (Umschalt-Strg-L oder "Bild, Einstellungen
Auto-Tonwertkorrektur") liefert uns anschließend ein Bild mit maximalen
Weiß- und Schwarztönen.
- Daraus machen wir ein Negativ (Strg-I oder "Bild, Einstellungen,
Umkehren").
- Damit haben wir unser "Profil", das wir für spätere Verwendung
unkomprimiert als TIFF speichern.
- Wählen Sie das gesamte Bild aus (Strg-A) und kopieren es in die
Zwischenablage (Strg-C).
- Öffnen sie das Foto, bei dem Sie die Helligkeitskorrektur durchführen
wollen.
- Wechseln Sie in den Maskierungsmodus (mit Taste Q oder der
entsprechenden Schaltfläche in der Werkzeugpalette).
- Fügen Sie die Zwischenablage ein (Strg-V). Sie sehen jetzt, dass Ihr
zu korrigierendes Bild überwiegend mit einem roten Schleier überzogen
("maskiert") erscheint. Das sind die Bereiche, die keine Korrektur
benötigen.
- Wechseln Sie nun zurück in den Standardmodus (wieder mit Taste Q oder
der entsprechenden Schaltfläche in der Werkzeugpalette). Jetzt sehen Sie
eine unregelmäßige Auswahlkante im Bild, die "50%-Grenze". Wenn sie die
blinkende Auswahl stört, machen Sie sie mit Strg-H unsichtbar.
- Rufen Sie den Dialog "Helligkeit und Kontrast" auf ("Bild,
Einstellungen, Helligkeit und Kontrast …") und ziehen Sie den
Helligkeitsregler etwas nach rechts, bis die Helligkeitsverteilung im Bild
gleichmäßig ist und wenden Sie die Einstellung auf das Bild an.
Die Schritte 1 bis 8 brauchen Sie nur einmal durchzuführen. Die so
erstellte Datei können Sie immer wieder als Maske für die eigentliche
Bildbearbeitung an Ihren Fotos verwenden. Falls erforderlich erstellen Sie
solche Profile noch für weitere Brennweiteneinstellungen. Meist erfordert
jedoch nur die extreme Weitwinkelstellung eine Korrektur bei besonders
kritischen Aufnahmen.