Rubrik: Motive und Situationen
Unterwasser-Fotografie – Teil 2 Gehäuse für Kameras
2008-07-28 Ein billiges Vergnügen ist die Unterwasser-Fotografie sicher nicht. In den meisten Fällen belasten ein Flug oder eine Fahrt zum Urlaubsort schon mal das Budget, dito Ausrüstung (geliehen oder gekauft) sowie die Infrastruktur vor Ort (Tauchführer oder Boot). Doch verglichen mit den Kosten, die eine hochwertige Kamera plus Unterwasser-Gehäuse verschlingen, sind das noch kleine Fische. Eine fünfstellige Summe für das ganze Equipment zu investieren, ist kein Problem – doch gemach: Vielleicht reicht doch erst mal das Kunststoff-Gehäuse für die ohnehin vorhandene Kompaktkamera? (Christian Fischer)
Die Antwort lautet eindeutig: Ja! Wer neu in die Unterwasser-Fotografie eintaucht, bekommt mit einer solchen Standard-Lösung schon verblüffend gute Ergebnisse – die auch Fortgeschrittene meist noch zufrieden stellt. Die Kosten sind überschaubar: Rund 170 EUR nimmt der Fachhandel etwa für ein Plexiglas-Schutzgehäuse WP-DC21 für Canons PowerShot G9, wasserdicht bis 40 Meter Wassertiefe. Der offizielle Listenpreis von Gehäusen wird übrigens – anders als der für die Kameras selber – auch von Internet-Händlern kaum unterboten.
Überhaupt gehört Canon zu den Herstellern, die eifrig UW-Gehäuse für ihre Modelle anbieten. Vor allem auch die Kombination aus den kompakten Ixus-Kameras und originalen Canon-Unterwassergehäusen zeigt, wie problemlos UW-Schnappschüsse heute sind: Die Gehäuse sind so präzise gearbeitet wie die Kamera selbst, fast alle Funktionen lassen sich über fingerfreundliche Tasten teilweise sogar mit Handschuhen bedienen. Das Display ist hell und gut einsehbar, bei Bedarf schaltet sich der interne Blitz hinzu. Dass der keine großen Höhlen ausleuchtet, sondern tatsächlich nur für Schnappschüsse reicht, verzeihen Urlaubstaucher angesichts der kompakten Maße gerne.
Auch Sony, Olympus, Panasonic und andere Hersteller bieten unterwassertaugliche Kombis an. Unterschiede liegen eher im Detail. So sind Motivprogramme für den Unterwasser-Einsatz zwar ein ganz netter Zusatz-Nutzen, aber mit den üblichen Belichtungs-Automatiken und Makro-Modi sind gleichwertige Ergebnisse zu erzielen.
Besonders erwähnenswert ist die Unterwasser-Politik von Olympus. Die Firma bietet bis Schnorcheltiefe von drei bzw. zehn Metern wasserdichte Modelle wie die mju 850 SW (siehe auch den Test in digitalkamera.de über den weiterführenden Link), mju 790 SW oder mju 1030 SW an. Letztere ist vor allem wegen ihres Weitwinkel-Zooms mit 28 mm (nach KB-Norm) für Taucher empfehlenswert – die meisten Kompaktkameras leiden unter eine Anfangsbrennweite von 35 Millimetern, was die Gestaltungsbreite unter Wasser einschränkt.
Darüber hinaus hat Olympus UW-Gehäuse für zahlreiche Kameramodelle im Angebot. Sie bestehen wie üblich aus Plexiglas; ein kleiner Silikat-Beutel bindet die durch Temperatur-Differenzen entstehende Feuchtigkeit. Die Produkte der meisten Hersteller sind in der Regel bis 30 oder 40 Meter druckgeprüft. Das entspricht der Tiefe, die Sporttaucher mit den üblichen Pressluft- oder Nitrox-Flaschen erreichen. Allerdings steigt die Zahl der Taucher, die mittels spezieller Gasgemische noch weiter hinabtauchen – etwa zu Wracks, die Privat-Wassermännern bislang als unerreichbar galten. Solche Abenteuer müssen natürlich fotografisch dokumentiert werden, und dann helfen nur noch Gehäuse vom Spezialisten. Einer der wichtigsten ist die amerikanische Firma Ikelite, die 60 Meter als Limit angibt. Durch die spezielle Großserienproduktion – wenige Grundkörper aus Plexiglas werden für das jeweilige Modell modizifiert – sind sie noch relativ preiswert. Jedenfalls in den USA, wo die Ikelite-Produkte ab 300 Dollar plus Steuer (also ca. 200 EUR) zu bekommen sind. In Deutschland beginnen die Preise bei 385 EUR für Kompaktkamera-Gehäuse.
Doch Ikelite bedient auch Fans von Spiegelreflex-Modellen. Inklusive Ports, also der Umhüllung für die Objektive, können dann über 2.000 EUR fällig werden. Dafür hat der Foto-Fan die Möglichkeit, nahezu jede Kamera auf Tauchgang mitzunehmen. Die großen Kaliber von Canon und Nikon haben durchaus Vorteile gegenüber den Kompakten (siehe Teil 1 unserer Serie). Ein eigenes Gehäuse bietet als einziger der großen Kamerahersteller derzeit nur Olympus an: Das PT-E03 schützt das Vorjahresmodell E-410 bis in 40 Metern Tiefe; das PT-E05 für das aktuelle Kameramodell E-520 ist noch für dieses Jahr angekündigt.
Oberhalb der Polycarbonat-Produkte beginnt der (semi-)professionelle Bereich – mit teuren Metallgehäusen von spezialisierten Herstellern. 100 Meter Wassersäule ertragen etwa die optisch ansprechenden Gehäuse von Hugyfot, die Canon, Nikon oder Olympus ummanteln. Auch die 80 Meter, die UK-Germany für die meisten Modelle bietet, dürften für die Unterwasser-Abenteuer tief tauchender "Tech-Diver" reichen. Selbst die raren Nutzer einer Hasselblad mit Riesensensor finden hier ihren Tresor. Die Preise für derartige Kleinserien beginnen bei knapp unter 2.000 EUR, dazu addieren sich die Kosten für die Ports und Blitzgeräte. Eine Investition in dieser Höhe hat freilich einen gravierenden Nachteil: Fast alle Gehäuse sind nur für eine Kamera nutzbar – was bei der hektischen Modellwechsel-Strategie mancher japanischen Hersteller einen raschen Wertverlust bedeutet.
Wer seine Kamera nur gelegentlich unter Wasser mitnimmt, findet seine Lösung da vielleicht bei Ewa-Marine. Dieser Hersteller bietet für fast alle Kamera-Typen Umhüllungen aus weichem, aber robusten Kunststoff an – die aufgrund ihrer Flexibilität für viele Modelle passen. Mit Preisen um die 200 EUR eignen sich diese bis zu 50 Meter dichten "Plastiktüten" auch für Einsteiger, welche die Motivsuche unter Wasser erst einmal mit ihrer "Land-Kamera" ausprobieren möchten.
Das andere Extrem sind jene Modelle, die ganz für den Unterwasser-Einsatz ausgelegt wurden. Zu Analog-Zeiten boten Marken wie Nikonos und Sea & Sea speziell entwickelte Tauch-Typen. Im digitalen Zeitalter basieren ihre Produkte auf bereits vorhandener Technik. So modifiziert Gehäusehersteller Sea & Sea die Ricoh Caplio GX100 zur bis zu 50 Meter dichten DX-1G. Die Kamera hat zwei Vorteile: Einen sehr schönen Weitwinkel-Bereich ab 24 Millimeter (nach KB-Standard). Und – in genauer Umkehrung der üblichen Systeme – die Möglichkeit, sie aus dem Gehäuse zu entnehmen und als vollwertige Land-Kamera einzusetzen.