Rubrik: Grundlagenwissen
Verschlusszeit – Auswirkung auf das Bildergebnis
1999-12-13 Bei der Belichtungssteuerung spielt neben der Blende die Verschlusszeit eine entscheidende Rolle. Während die Blende die Belichtungsmenge reguliert, steuert die Verschlusszeit die Dauer der Belichtung. (Yvan Boeres)
Bei Digitalkameras gibt es dazu zwei Methoden: den elektronischen Verschluss und den mechanischen
Verschluss. Beim elektronischen Verschluss schaltet die Kameraelektronik sozusagen die CCD ab,
sobald genügend Licht für eine korrekte Belichtung gesammelt
wurde. Der mechanische Verschluss besteht aus Lamellen, die entweder
kreisförmig (Zentralverschluss) oder jalousieartig (Schlitzverschluss)
angelegt sind und sich innerhalb von ein paar Hundertstel Sekunden
öffnen und wieder verschließen.
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Die Dauer der Belichtung wird in Bruchteilen einer Sekunde
angegeben und oft von einem Nenner (1/Verschlusszeit) eingeleitet.
Wenn Sie also an der Kamera 500 oder 1/500 ablesen, bedeutet dies,
dass die Belichtung innerhalb einer fünfhundertstel Sekunde erfolgt.
Belichtungszeiten, die länger als eine Sekunde dauern, werden in
ganzen Zahlen angegeben oder mit einem Anführungszeichen ergänzt
(2 oder 2" für zwei Sekunden. Bei den meisten Kameras bewegen
sich die Verschlusszeiten zwischen 1/1.000stel und 2 Sekunden. Einige
Kameras bieten auch eine so genannte B-Funktion (oder "bulb"),
die den Verschluss solange offen hält, wie der Auslöser
niedergedrückt bleibt. Jede Halbierung der Belichtungszeit (z. B.
von 1/250 auf 1/500 s) zieht eine Verringerung des Belichtungsumfanges
um einen Wert nach sich. Mit anderen Worten: bei jeder Halbierung
oder Verdoppelung der Belichtungszeit ohne Kompensation durch die
Blende wird das Bild um eine Stufe über- bzw. unterbelichtet.
Belichtungszeiten unter 1/125stel Sekunde werden als kurze Verschlusszeiten bezeichnet, Zeiten
länger als 1/8 Sekunde als lange
Belichtungszeiten. Als wichtige Faustregel in der Fotografie gilt:
bei Verschlusszeiten, die länger als 1/Brennweite des Objektives
sind, besteht ohne Stativ Verwacklungsgefahr. So sollte man,
besonders bei Teleobjektiven, immer die nächst kürzere Verschlusszeit anwählen (z. B. 1/120stel Sekunde bei einer
Brennweite von 110 mm). Um die Verwacklungsgefahr zu minimieren wird
bei der Programmautomatik einiger
Digitalkameras automatisch eine Mindestverschlusszeit von
1/60stel Sekunde eingehalten und/oder der Blitz dazugeschaltet.
Während die Blende hauptsächlich die Schärfentiefe steuert,
wird die Verschlusszeit zum Einfrieren von Bewegungsabläufen
eingesetzt. Möchte man eine Bewegung unter höchstmöglicher
Schärfe festhalten, verkürzt man die Belichtungszeit, will man
aber die Bewegung fließend ins Bild setzen, verlängert man die
Belichtungszeit. Es gibt auch Situationen, wo eine lange Verschlusszeit vorausgesetzt ist, z. B. bei Nachtaufnahmen. Wegen
der hohen Verwacklungsgefahr ist man in solchen Fällen auf ein
Stativ angewiesen.