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WLAN in der Digitalkamera – die vielfältigen Möglichkeiten
2012-02-27 Eigentlich lassen sich nahezu alle Digitalkameras über Eye-Fi-SD-Karten mit WLAN nachrüsten. Dennoch bietet es Vorteile, wenn die Kamera nativ eine WLAN-Schnittstelle eingebaut hat, denn WLAN bietet viel mehr als die bloße Datenübertragung. Vorreiter bei WLAN in Digitalkameras ist Samsung. Der koreanische Hersteller stellte zur CES Anfang 2012 zahlreiche Kameras vor, die WLAN unterstützen und bietet dem Kunden damit eine breitere Auswahl an Kameramodellen. Was eine moderne WLAN-Digitalkamera alles kann, haben wir uns genauer angesehen. (Benjamin Kirchheim)
Für diesen Fototipp stand uns eine Samsung WB150F zur Verfügung, aber auch andere 2012er Digitalkameras des koreanischen Herstellers verfügen über identische WLAN-Fähigkeiten. Erkennbar sind diese am Namenszusatz "F". Da die Vernetzungsmöglichkeiten für Samsung eine zentrale Rolle spielen und der Hersteller in diesem Bereich tatsächlich eine Vorreiterrolle einnimmt, wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Portfolio an entsprechend ausgestatteten Digitalkameras im Laufe des Jahres noch erweitert.
Die simple Übertragung der Bilder per WLAN ist das Naheliegendste, kann man sich doch dadurch das USB-Kabel oder den Kartenleser sparen und die Bilder und Videos drahtlos auslesen. Diese Funktion nennt sich bei Samsung Auto PC Backup. Die Vernetzung mit dem WLAN ist dabei denkbar einfach. Heutzutage ist es nicht mehr nötig, sich mit Netzwerkkonfigurationen herumzuschlagen. Die Kamera scannt ihre Umgebung auf WLANs, zeigt diese in einer Liste auf dem Bildschirm an, man gibt das Passwort für das gewählte WLAN ein und schon ist man verbunden. Auf dem PC muss eine entsprechende Software von Samsung installiert sein, die ihrerseits die Kamera erkennt und stets die neuesten Bilddaten automatisch auf den PC kopiert, sobald die Kamera in Reichweite ist. Dabei ist es sogar möglich, die Wake-On-LAN-Funktion des PCs zu nutzen. Dafür muss der PC per Netzwerkkabel an dem WLAN-Router angeschlossen und im BIOS entsprechend eingerichtet sein. Da diese Prozedur leider nicht so selbsterklärend und benutzerfreundlich ist, stellt Samsung sie nicht so in den Vordergrund. Sobald nun die Kamera Daten übertragen möchte, bekommt der PC über das Netzwerk den Befehl sich hochzufahren, dann werden die Bilder und Videos übertragen und anschließend fährt sich der PC auch automatisch wieder herunter.
Das Smartphone ist drauf und dran, der Digitalkamera den Rang abzulaufen. Und das nicht nur, weil man das Smartphone sowieso dabei hat und die eingebaute Kamera zumindest nominell über eine hohe Auflösung verfügt, sondern weil das Smartphone auch Möglichkeiten bietet, Fotos und Videos direkt über das Internet und soziale Netzwerke mit seinen Freunden, seiner Familie und dem Rest der Online-Welt zu teilen. Allerdings bietet eine Digitalkamera ein optisches Zoom, einen echten Blitz und vor allem die deutlich bessere Bildqualität. Die Samsung WB150F kann sich mit jedem WLAN verbinden und bietet sogar einen Login-Browser an, um bei McDonalds, Burger King oder Starbucks den WLAN-Zugang zu aktivieren beziehungsweise das passende Passwort einzugeben. Das gilt auch für andere WLANs, die mittels Browser-Login arbeiten, etwa in Hotels etc. Selbstverständlich kann sich die Kamera aber auch mit dem heimischen WLAN oder dem von Freunden verbinden. Selbst das eigene Smartphone lässt sich als WLAN-Hotspot konfigurieren, sofern es über mindestens Android 2.2 verfügt, auch das aktuelle iPhone bietet diese Möglichkeit. So ist die Kamera in der Lage, Bilder und Videos direkt auf entsprechende Plattformen im Internet hochzuladen, etwa Facebook, Flickr oder YouTube. Allerdings reduziert die Kamera die Auflösung der Fotos zwei Megapixel (1.600 x 1.200 Pixel), um die Datenmenge zu reduzieren; Videos werden auf 320 x 240 Pixel verkleinert. Eine weitere Einschränkung betrifft die Auswahl der Sharing-Plattformen, denn die sind länderspezifisch von Samsung auf die jeweils populärsten beschränkt, um dem Nutzer lange Auswahllisten zu ersparen. Diese Bevormundung kann allerdings auch ärgerlich sein. Wer seine Fotos nicht gleich ins Internet stellen möchte, kann sie auch per E-Mail verschicken. Dabei ist die Bildgröße auf zwei Megabyte und die E-Mail-Größe auf insgesamt zehn Megabyte beschränkt. Man gibt Betreff, Empfänger und eine Nachricht ein und kann die gewählten Bilder verschicken. Die Daten gehen an einen Samsung-Server, der dann die E-Mail generiert.
Ein ganz neuer Service, der immer mehr Freunde findet, nennt sich Cloud. Übersetzt heißt das Wolke und steht dafür, dass man seine Daten geschützt im Internet hat und vor überall darauf zugreifen kann. Wo diese Daten genau liegen beziehungsweise auf welchem Computer, merkt der Anwender nicht und muss sich damit auch nicht auseinander setzen. Über eine Cloud kann man nicht nur seine Daten sichern, was auf Reisen sehr wertvoll sein kann, sondern man kann anderen Personen auch Zugriffsrecht vergeben und hat somit eine geschützte Möglichkeit, Bilder beispielsweise mit der daheim gebliebenen Familie zu teilen. Aktuell unterstützt Samsung allerdings nur zwei Cloud-Dienste: Microsoft SkyDrive und den Samsung-eigenen Cloudservice, der allerdings erst im April 2012 startet. Das SkyDrive bietet seinen Anwendern mit 25 Gigabyte großzügigen Speicherplatz und ist für in der aktuellen Windows-Lizenz enthalten. Allerdings ist die Größe pro Datei auf zwei Megabyte begrenzt, was für Backupzwecke ungeeignet ist. Der Samung-Cloudservice soll diese Einschränkung nicht besitzen, allerdings sind hier nur fünf Gigabyte gratis, weiterer Speicherplatz kann jedoch hinzu gekauft werden.
Im Zusammenhang mit einem Android-Smartphone oder einem iPhone ergeben sich noch zwei weitere interessante Möglichkeiten. Einerseits bietet Samsung die kostenlose APP "Samsung MobileLink" an. Über diese hat man mittels Ad-Hoc-WLAN direkte Verbindung zur Kamera und kann die auf der Speicherkarte enthaltenen Fotos und Videos auf dem Smartphone betrachten und in voller Auflösung auf dieses übertragen. Die zweite interessante APP von Samsung heißt "RemoteViewfinder" und gibt ebenfalls die Kamerakontrolle an das Smartphone ab. Anders als bei MobileLink kann man jedoch die Aufnahmefunktionen der Kamera, etwa das Zoom oder den Blitz, per WLAN steuern, Fotos aufnehmen und sogar das Livebild auf dem Mobiltelefonbildschirm sehen. Hierbei sollte man jedoch die etwa 750 Millisekunden (eine dreiviertel Sekunde) Zeitverzögerung berücksichtigen, das taugt also weder für Schnappschüsse noch für Actionaufnahmen. Sehr ärgerlich ist jedoch, dass RemoteViewfinder nur mit sehr wenigen Smartphones kompatibel ist. Zwar lässt es sich installieren, bricht dann aber mit einer Fehlermeldung ab. Versucht haben wir es mit einem HTC Desire, einem HTC Sensation und einem Dell Streak. Mit einem Samsung Galaxy Note hingegen funktioniert der RemoteViewfinder einwandfrei, mit dem neuen Samsung Galaxy Nexus wiederum soll es laut Anwenderberichten aktuell (Stand 23. Februar 2012) nicht funktionieren.
Eine gar nicht so neue Technik, die aber bisher kaum zur Anwendung kam und erst jetzt langsam Verbreitung findet, nennt sich WiFi direct. Hierbei handelt es sich um einen offenen Standard, mit dem sich zwei WLAN-Geräte direkt miteinander koppeln und Daten von einem Gerät zum anderen senden lassen. Im Gegensatz zur APP MobileLink gibt man die Kontrolle der Kamera nicht aus der Hand, sondern muss die Daten auf dem Kamerabildschirm auswählen und aktiv zum Zielgerät schicken.
Die sicherlich komfortabelste Funktion ist DLNA. Da es sich hierbei um einen herstellerübergreifenen Standard handelt, ist man auch nicht auf Samsung-Geräte festgelegt. DLNA setzt auf WLAN und andere Netzwerktechnologien auf und ist auf maximale Anwenderfreundlichkeit getrimmt. Man braucht auf der Kamera nur DLNA zu aktivieren und bekommt am Zielgerät angezeigt, dass ein neues Gerät, dessen Name angezeigt wird, bereit ist, Daten zu teilen. Auf dem Fernseher kann man dann beispielsweise bequem mit der Fernbedienung die anzuzeigenden Bilder und Videos wählen. Ob die Kamera dabei direkt per WLAN mit dem Fernseher verbunden ist oder über einen Router im Heimnetzwerk, spielt dabei keine Rolle. Auch andere Geräte wie Computer können als DLNA-Abspielgerät oder Sendegerät dienen.
Die ganzen Möglichkeiten erscheinen zunächst kompliziert, aber Samsung hat es geschafft, der WB150F und den anderen WLAN-Kameras der aktuellen Baureihe eine simple Menüführung zu implementieren, bei der man sich wenig mit Fachbegriffen herum schlagen muss und nur die nötigsten Schritte im jeweiligen Anwendungsfall einzugeben braucht. So merkt sich die Kamera etwa die letzten zehn WLANs inklusive den Passwörtern und bietet eine WLAN-Stellung auf dem Moduswahlrad an, bei dem das rechts zu sehende Menü erscheint. Hier braucht der Anwender nur wählen, was er machen möchte, der Rest ist praktisch selbsterklärend. Es bleibt nur zu wünschen, dass auch andere Hersteller solche Funktionen in ihren Kameras anbieten, denn Fotos leben nicht vom Aufnehmen, sondern davon, sie mit anderen zu teilen.