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Zeitrafferaufnahmen mit dem Rollei ePano II 360

2015-12-28 Zeitrafferaufnahmen oder neudeutsch auch „Timelapse“ genannt, waren vor einigen Jahren noch wenigen Spezialisten mit großer Experimentierfreude vorbehalten. Schließlich mussten viele Einzelfotos erstellt und mit einer geeigneten Videoverarbeitungssoftware zu einem bewegten Film zusammengefasst werden. In heutiger Zeit bieten sogar einige Smartphones eine Zeitrafferfunktion an und erstellen ganz automatisch ein Video. Um eine solche Zeitrafferfunktion aufzuwerten, kann die Kamera während der Aufnahmen bewegt werden. Besonders bequem wird dies mit einem elektrischen Panoramateller wie dem Rollei ePano II 360 erledigt. Was man dabei beachten muss, zeigen wir in diesem Fototipp.  (Harm-Diercks Gronewold)

Der ePano II 360 ist der größte elektrische Panoramateller von Rollei und für System- und Spiegelreflexkameras geeignet. Der ePano II 360 besitzt einen echten Schrittmotor, der verschiedene Zeiteinstellungen und Winkel-Voreinstellungen anbietet. Die Zeiteinstellungen betragen 5, 15, 30 und 60 Minuten und als Winkelvoreinstellungen stehen 15, 30, 45, 60, 90, 180 und 360° zur Verfügung. Die höchste Geschwindigkeit erreicht der Panoramateller somit bei der Einstellung fünf Minuten und 360° (1,2° pro Sekunde). Zudem kann die Bewegungsrichtung, in die sich der Panoramateller drehen soll, eingestellt werden.

Für diesen Fototipp haben wir die Zeitrafferfunktion der Olympus OM-D E-M1 mit Firmware 4.0 (siehe weiterführende Links) eingesetzt. Doch bevor Sie sich mit dem Vorsatz auf tolle Zeitrafferaufnahmen zur Location Ihrer Wahl begeben, sollten Sie einiges bedenken. Zunächst sollten Sie bestimmen, wie lang das Video werden soll und welche Bildwechselfrequenz dafür notwendig ist. Grundsätzlich gilt, je höher die Bildwechselfrequenz, desto weicher ist die Bewegung im Bild. Die Intervallzeit zwischen den Aufnahmen bestimmt hingegen, wie groß die jeweilige Motivänderung im Bild ist. Diese "Zeitkompression" ist es am Ende, die eine Zeitrafferaufnahme überzeugend macht. Da beim Einsatz des ePano II 360 keine Synchronisation zwischen Kamera und Bewegung des Panoramatellers stattfindet, sollte die Bewegungsgeschwindigkeit nicht zu groß sein.

Einige Kameras verlangen, dass man die Anzahl der zu erstellenden Bilder angibt, je nach gewählter Bildwechselfrequenz rechnet die Kamera dann die voraussichtliche Laufzeit des Videos aus. Wenn Sie selber bestimmen wollen, wie lang das Video ist und Sie die Bildwechselfrequenz des Videos kennen, dann können Sie die Anzahl der Aufnahmen auch selber ausrechnen. Wenn beispielsweise ein Video mit 5 Bildern pro Sekunde und 30 Sekunden Länge gemacht werden soll, sind 150 Bilder erforderlich. Die Rechnung ist Bildwechselfrequenz multipliziert mit der Videodauer. Dies ergibt die Anzahl der Aufnahmen, in unserem Fall also 5 x 30 = 150.

Wenn Sie die Anzahl der Aufnahmen errechnet haben, können Sie entscheiden, wie groß das Intervall zwischen den Aufnahmen sein soll. Je größer das Intervall, desto größer ist der Unterschied von Bild zu Bild. Um bei unserem Beispiel mit 150 Aufnahmen zu bleiben, muss nun errechnet werden, wie groß das Intervall zwischen den Aufnahmen sein muss, wenn ein bestimmter Winkel „abgefahren“ werden soll. In unserem Beispiel sind es 150 Aufnahmen, die auf 45° Bewegungswinkel verteilt werden sollen. Die kürzeste Zeit für 45° sind 5 Minuten oder 300 Sekunden. Somit muss lediglich die Dauer der Bewegung durch die Anzahl der Aufnahmen dividiert werden. In unserem Beispiel also 300 Sekunden / 150 Aufnahmen = 2 Sekunden pro Aufnahme. Somit haben wir eine Intervallzeit von 2 Sekunden.

Ein großes Problem entsteht aus der Kombination von niedriger Bildwechselfrequenz und einem großen zurückzulegenden Winkel. Bei 5 Bildern pro Sekunde und beispielsweise 90° Bewegung sind die Bildsprünge unter Umständen für den einen oder anderen Betrachter störend und sollten daher vermieden werden. Ab 24 Bildern pro Sekunde werden Bewegungen für das menschliche Auge sehr angenehm. Wenn Einzelbilder eigenhändig zu einem Video zusammengeführt werden sollen, zum Beispiel mit Virtualdub Mod (siehe weiterführende Links), dann steht es Ihnen natürlich frei, soviele Aufnahmen wie Sie möchten zu erstellen. Doch auch hier gilt, sich vor der Aufnahme Gedanken zu machen über Zeitkompression, Bildwechselfrequenz und Dauer des Videos. Wie viele Aufnahmen benötigt werden, ist auch in diesem Fall sehr einfach, da nur die gewünschte Bildwechselfrequenz mit der Dauer des fertigen Videos multipliziert werden muss.

Wie zuvor erwähnt, ist die Kamera nicht mit der Panoramaplatte synchronisiert, sprich die Panoramaplatte bewegt sich weiter, egal ob die Kamera fertig ist mit der Aufnahme oder nicht. Somit müssen Sie darauf achten, dass die jeweilige Belichtungszeit nicht zu lang wird, je kürzer desto besser. Da Sie ein Video mit geringerer Auflösung als der bei Fotos erstellen wollen, ist das Bildrauschen auch nicht ganz so wichtig. Somit kann man die Empfindlichkeit durchaus erhöhen.

Sind alle Einstellungen vorgenommen, kann es losgehen. Zunächst wird die Kamera auf den Panoramateller montiert. Der Panoramateller wiederrum wird mit der Kamera auf ein Stativ oder einen Stativkopf geschraubt. Sie können den ePano II 360 aber auch einfach auf eine Mauer stellen. Wichtig ist nur, dass die Konstruktion nicht bewegt wird. Außerdem sollte der Bildstabilisator deaktiviert werden, da dieser bei feststehender Kamera für Probleme sorgen kann. Des Weiteren empfiehlt es sich, einen manuellen Weißabgleich durchzuführen und die Blende festzusetzen. Darüber hinaus kann es nicht schaden, den Autofokus manuell zu setzen. Anschließend wird die Kamera ausgerichtet sowie die Zeitrafferfunktion und danach der Panoramateller aktiviert. Die Kamera wie auch der Panoramateller fahren dann ihr Programm ab, und am Ende hat die Kamera einen hoffentlich gelungenen Zeitrafferschwenk produziert. Sie sollten allerdings beachten, dass Langzeitbelichtungen und Belichtungsreihen für HDR-Timelapse nicht mit dieser Kombination erstellt werden können.

Zeitraffer-Demonstration

In diesem Video zeigen wir, wie eine einfache Zeitrafferaufnahme aussehen kann (4K 5fps). Dass das Video alle fünf Bilder kurz stockt, liegt an YouTube.

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