Digitaler Fotokurs
AGFAnet mit Online-Kurs zur Digitalfotografie und Bildbearbeitung
2002-01-28 Seit Ende September 2001 hat Agfa seine ersten von später einmal 44 Lektionen zur digitalen Fotografie und Bildbearbeitung in das AGFAnet (www.agfanet.com) gestellt. Für alle, die sich für die Geschichte der Digitalfotografie interessieren, hier schon mal die erste Lektion als Leseprobe. (proPhoto, AGFAnet, Jan-Markus Rupprecht)
Eigentlich könnte es dem Fotografen völlig egal sein: Fotografieren ist,
wörtlich genommen, das "Zeichnen mit Licht", und ob das fotografierte
Bild nun auf einem Film oder auf einem Silizium-Chip aufgezeichnet wird: Was
zählt, ist das Ergebnis – das, was wir als Bild visuell wahrnehmen. Und –
so viel sei hier schon vorweg genommen – beim heutigen Stand der Technik sieht
man einem "fertigen" Foto nicht unbedingt an, ob es klassisch per Film
entstanden ist oder aber rein digital. Dies war allerdings nicht immer so, denn
am Anfang der Geschichte des elektronischen Fotos wurden diesem zu Recht schwere
Qualitätsmängel zur Last gelegt.
Eine kurze Geschichte ...
Als in den frühen achtziger Jahren der erste filmlose Fotoapparat als
Prototyp gezeigt wurde, war die Begeisterung in der Fotowelt groß: Die Mavica (MAgnetic
VIdeo CAmera) von Sony verhieß den Bildermachern eine Zukunft
ohne Filmmaterial und Entwicklung, in der immer wieder beschreibbare
Magnetscheiben die Rolle des Bildspeichers übernehmen sollten. Starke Dämpfer
erhielt die Euphorie nicht nur durch die Tatsache, dass es noch Jahre dauern
sollte, bis die ersten "Still Video Kameras" tatsächlich auf dem
Markt verfügbar wurden, sondern auch durch die exorbitanten Preise:
Entsprechende Geräte kosteten Anfang der neunziger Jahre mehrere Tausend Mark,
und wer deren Bilder nicht nur auf dem Fernseher betrachten, sondern auch auf
einen Computer übertragen wollte, musste noch einmal eine Menge Geld für eine
Einsteckkarte investieren. Obwohl diese "Urtypen" elektronischer Fotoapparate noch keine
Digitalkameras waren, sondern mit analoger Videotechnik arbeiteten, war die
Bildqualität doch schon halbwegs brauchbar. Weit entfernt war sie jedoch vom
Informationsgehalt eines Kleinbild-Negativs, und daher gaben viele Experten der
elektronischen Aufnahmetechnik wenig Zukunftschancen.
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Als 1992 dann die erste "echte" Digitalkamera, der Logi Fotoman,
vorgestellt wurde, schienen sich die Negativprognosen zu bestätigen: Für rund
2.000 DM bot das Gerät eine Auflösung von 376 mal 284 Pixeln, konnte nur
Schwarzweiß-Bilder aufnehmen und erinnerte auch in Sachen Funktionalität eher
an eine Instamatic-Kompaktkamera der billigsten Sorte. Und heute? Zum Preis des
Logi Fotoman bekommt man eine Digitalkamera der neuesten Generation, die kaum
noch Wünsche offen lässt: Mit Auflösungen von 3,3 Millionen Pixeln (und seit
der Photokina 2000 auch mit 4 Millionen), hochwertigen Objektiven und
intelligenten Optimierungsalgorithmen erreichen die Spitzenmodelle der aktuellen
Generation Bildqualitäten, die sich oft problemlos mit der eines
Kleinbildnegativs oder -dias messen können. Mit anderen Worten: Einen 20 mal 30
Zentimeter großen Farbausdruck oder – qualitativ noch besser – eine
Belichtung der Bilddaten auf Fotopapier, wie es mit den Online Print Services
möglich ist, sind problemlos realisierbar.
Nur: Um die Qualität des preiswerten und überall verfügbaren
Kleinbildformates zu erreichen, hätte es kaum einer solch aufwendigen
Technologie bedurft, und auch die Anwender wären nicht bereit, 2.000 DM in
eine Digitalkamera zu investieren, wenn deren einziger Vorteil die Tatsache
wäre, ebenso gute Bilder zu erzeugen wie mit einer analogen Kompaktkamera. Digitale Kameratechnik muss also weitere Vorteile bieten, und tatsächlich
ist die Palette der Unterschiede im Vergleich zur herkömmlichen Kameratechnik
weit gefächert:
- Man benötigt kein Filmmaterial mehr, und auch die Entwicklung entfällt.
- Die Aufnahmen sind sofort verfügbar und können am Computer bearbeitet,
ausgedruckt oder per E-Mail binnen Minuten an beliebige Orte verschickt
werden.
- Moderne Digitalkameras bieten, im Vergleich zu analogen Kameras, eine
Fülle nützlicher Zusatzfunktionen wie etwa Tonaufzeichnung, automatische
Bildbeschriftung oder Videoclip-Funktionen.
- Nicht besonders wichtige Aufnahmen werden entweder sofort gelöscht oder
auf CD gebrannt, die das zur Zeit billigste Speichermedium darstellen und
Hunderte von Fotos auf einem Datenträger aufnehmen können.
- Mit vielen Digitalkameras sind Makroaufnahmen bis zu einem Abstand von
wenigen Zentimetern möglich, was kaum eine analoge Kleinbildkamera bietet.
Dies ist vor allem für Sammler von Briefmarken, Münzen oder ähnlichem
interessant, die mit einer Digitalkamera konkurrenzlos einfach und preiswert
die eigene Datenbank mit den passenden Abbildungen erweitern können.
Soweit als Leseprobe die "Einleitung" der ersten Lektion
"Digitalkameras" aus dem Digita-Fotokurs. Die weiteren Kapitel dieser
Lektion beschäftigen sich mit dem Innenleben einer Digitalkamera sowie deren
Bedienelementen. Außerdem geht es darin um Speichermedien und nützliche
Software, es gibt einen Auflösungsvergleich und einen Ausflug in den
Profi-Bereich, bestehend aus Scannerkameras und Digitalrückteilen für
Mittelformat-Kameras. Darüber hinaus gibt es weitere, eigenständige Lektionen
mit wiederum jeweils mehreren Kapiteln
- Fotos mit dem Scanner in digitale Bilder umwandeln
- Die digitale Dunkelkammer
- Foto-Druck
- Die Digitale Diashow
- Richtig Komprimieren
- Bilderjagd im Internet
- Kampf dem Rot-Auge!
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Neben diesem "Digital-Fotokurs" gibt es je einen weiteren
"Klassischen Fotokurs" und "S/W-Laborkurs". Zumindest der
klassische Fotokurs ist auf jeden Fall auch für Digitalfotografen interessant,
die sich in einzelne Themen wie Portrait-, Stillleben- oder Aktfotografie einmal
einlesen möchten. Die einzelnen Lektionen gehen zwar nicht so in die Tiefe, wie
es ein entsprechend spezialisiertes Fachbuch tun würde, entsprechen aber
immerhin etwa einer kompletten "Fotoschule" in einem Band. Das AGFAnet
bietet also eine Fülle gut aufbereiteter Infos auf sicherlich einigen hundert
Online-Seiten. Wer dort eintaucht sollte sich Zeit nehmen und am besten über
einen Internet-Zugang verfügen, der nicht zeitabhängig abgerechnet wird. Die
Illustrationen präsentieren erst per Mausklick ihre richtige Größe und auch
die Seitenaufteilung ist recht kleinteilig, so dass man die AGFAnet-Kurse
wirklich interaktiv mit der Maus erlebt. Die Abstimmung auf das Medium Internet
ist also gut gelungen und es ist besonders anerkennenswert, dass eine solch
umfangreiche und hochwertige Informationssammlung von einem Hersteller
inszeniert wird, der sich gerade aus dem Consumer-Digitalkamera-Geschäft
zurückgezogen hat. Die Inhalte des AGFAnet werden dem Traditionsunternehmen
ganz sicher viele Freunde für seine analogen Filme, sein
Inkjet-Verbrauchsmaterial und vor allen Dingen seinen Online-Belichtungsservice
schaffen – was sicherlich auch der Grund für den großen Aufwand ist.