“Spielkarten“ in Las Vegas
Auf der CES vorgestellte Speicherkarten erreichen 48 GBytes
2008-01-10 Der Kampf der Kapazitäten in Las Vegas ist groß, und Speicherkarten gibt es auf der CES beinahe soviel zu sehen wie an den Black-Jack-Tischen in den Casinos. Panasonic und ATP beanspruchen beide für sich, die weltweit erste SDHC-Karte mit einer Speicherkapazität von 32 GigaBytes (GB) vorgestellt zu haben. Da beide Produkte noch nicht ausgeliefert werden, besteht immer noch die Möglichkeit, als weltweit erster Anbieter wirklich im Handel zu sein. Da könnte dann auch SanDisk noch mitmischen, die sich mit einer Ankündigung in dieser Größe auf der CES in Las Vegas zurückgehalten haben, aber trotzdem an einer 32-GB-Lösung arbeiten; vielleicht rollt der renommierte Hersteller ja das Feld von hinten auf. Im Bereich Compact Flash stellt Ridata eine Karte mit Selbstkontrollfunktion vor, und Pretec hat mit 48 GB die Nase vorn. Sony hat seinen ersten Memory Stick PRO Duo mit 16 GB präsentiert. (Daniela Schmid)
Pretecs 48-GB-CF-Karte krönt eine ganze Reihe von Speicherkarten. Neben dem Speichergiganten wird es noch 16 und 24 GB geben, wobei die Geschwindigkeiten unterschiedlich sein werden. Bis 24 GB ist eine 333-fache Schreibgeschwindigkeit möglich (50 MB pro Sekunde), das 48-GB-Topmodell schafft nur 233-fach, was 35 MB pro Sekunde entspricht. Zur PMA Ende Januar 2008 sollen die genauen Spezifikationen zum Speicherwunder bekannt gegeben werden und ab dann soll es auch im Handel in den USA und in Europa erhältlich sein. Auf der CES in Las Vegas lotet der Hersteller aus, wie die Karte preislich am besten einzuordnen ist. Die Verbraucherpreise werden irgendwo zwischen 600 und 800 US$ liegen. Genaueres wird auch hierzu erst auf der PMA verkündet. Pretec ist stolz darauf, den großen Konkurrenten immer etwas voraus zu sein, und man ist sich sicher, dass die nächsten sechs Monate keiner an die 48 GB herankommen wird. Außerdem arbeitet Pretec schon am nächsten Schritt, der nicht bei 64 GB enden wird, sondern bereits 96 GB anstrebt.
Eine interessante neue Kartentechnologie kommt von Ridata, einer Marke des Speicher- und Computer Accessoire-Herstellers Ritek Inc. Die CF-Karten mit dem Label Ridata tragen den Namen Smart Compact Flash, und sie brüsten sich ebenfalls damit, die weltweit ersten ihrer Art zu sein. Die smarten Karten gibt es bis zu 16 GB, und ihren Namen verdienen sie sich durch ihr eingebautes Überwachungstool in Form einer Mini-Festplatte. Dadurch kann man die Kartenkapazität und ihren allgemeinen Zustand jederzeit in Echtzeit am Computer oder direkt in der Kamera überprüfen. Ihre Zuverlässigkeit beweisen die Karten durch rund 5 Mio. Gebrauchsstunden und rund 100.000 Program-Erase-Zyklen. Beim Einsatz der Karte muss darauf geachtet werden, dass die verwendeten Endgeräte FAT32 unterstützen, und auch sonst ist es besser, beim Kauf sicher zu stellen, dass alle technischen Voraussetzungen erfüllt werden, damit die Selbstkontrollfunktion der CF-Karte voll ausgenutzt werden kann. Die Karte ist besonders energiesparend und soll laut Auskunft auf der CES ebenfalls Ende des Monats Januar 2008 in den USA und Europa verfügbar sein. Preisangaben wurden noch nicht gemacht.
Die Probleme der 32-GB-SDHC-Karten von Panasonic und ATP sind ihre relativ unbekannte Verfügbarkeit und fehlende Angaben zur preislichen Lage. Panasonics Stand auf der CES zeigt nur Mock-Ups, und bis die Karte der Pro High-Speed-Line verfügbar ist, könnten noch ein paar Monate ins Land gehen. Immerhin steht schon fest, dass Panasonics 32-GB-SDHC-Karte der schnellsten Geschwindigkeitsklasse 6 zugeordnet wird. Das bedeutet im Klartext bis zu 20 MB pro Sekunde Schreib- und Lesegeschwindigkeit. Interessant ist die Tatsache, dass nicht mehr die digitalen Fotokameras die Kapazitäten bei den SD-Karten in die Höhe treiben, sondern HD-Video. “Living in HD“ ist Panasonics Motto für die CES, und dementsprechend hat der Hersteller – wie übrigens auch alle anderen Camcorder-Anbieter – etliche neue HD-fähige Camcorder und entsprechende Fernseher vorgestellt. Diese Geräte sind mit einem SD-Slot ausgestattet. Auf die 32-GB-Karte sollen nach Panasonics Angaben bis zu 12 Stunden 1.440 x 1.080i-HD-Videomaterial passen. Mit 1.920 x 1.080i sind es immerhin noch acht Stunden. Da die Karte für Video konzipiert ist, wird sie stabiler gebaut, damit sie auf der Rückseite auf einem speziell dafür vorgesehenen Feld beschriftet werden kann. Bisher war das laut Auskunft des Standpersonals wegen der Empfindlichkeit der Karten nicht ratsam. Ebenfalls Klasse 6 und bis zu acht Stunden hoch auflösendes Videomaterial bietet die 32-GB-Variante von ATP, die noch im ersten Quartal 2008 in die Massenproduktion gehen soll und spätestens im zweiten Quartal im Handel sein soll. ATP legt viel Wert auf die Widerstandsfähigkeit seiner Speicherkarten. Sie sind wasser- und staubfest, gegen elektrostatische Ladungen geschützt und extrem temperaturbeständig. ATP ist in Europa mit einer Niederlassung in Frankreich präsent. Wie die Verfügbarkeit in Deutschland aussehen wird, darüber ist noch nichts zu erfahren.
Lexar, ein weiterer renommierter Speicherkartenhersteller, hinkt mit den Kapazitäten etwas hinterher. Die drei SDHC-Karten-Reihen Professional, Platinum II und Standard gibt es in Zukunft mit 8 GB. Eine 133-fache Schreibgeschwindigkeit (20 MB pro Sek.) wird bei den Professional-Karten erreicht, Platinum II schafft es immerhin noch auf 60-fach. Über die Geschwindigkeit der Standard-Linie schweigt man sich bei Lexar aus. Alle 8-GB-Modelle werden Ende des Monats erhältlich sein. Preise stehen noch nicht fest. Viel interessanter bei Lexar ist die Tatsache, dass der Hersteller die Lizenz der Wireless Card von Eye-Fi erworben hat (siehe weiterführende Links). In Zukunft werden diese Karten, die drahtlos Bilder an den Computer oder Internet-Fotoseiten senden können, also unter der wesentlich größeren Plattform von Lexar angeboten. Die Eye-Fi-SD-Karte mit 2 GB war bereits für die technische Pionierleistung vom amerikanischen Magazin PC World ausgezeichnet worden und hat soeben auf der CES den Yahoo-Preis für das “Last Gadget Standing“ erhalten. Dass jetzt ein Hersteller wie Lexar sie unter seine Fittiche nimmt, ist ein Zeichen für die Zukunft dieser Technologie. Neben Eye-Fi gibt es auch Lexar-SD-Karten mit dem Label Kodak, die auch am Stand von Lexar ausgestellt werden. Neben diversen microSD und microSDHC-Varianten soll ab Ende Januar 2008 je eine mit dem Label Kodak versehene Lexar SDHC-Karte mit 8 GB und eine SDHC High Performance 8 GB herauskommen. Es ist also mehr Lexar in den Speicherkarten als außen drauf steht.
SanDisk hat sich auf der CES mit Speicherkarten mit gigantischen Kapazitäten vornehm zurückgehalten. Angekündigt wurde eine microSDHC-Card mit einer Kapazität von 12 GB. Es handelt sich laut SanDisk um die weltweit kapazitätsstärkste Karte für Mobiltelefone. Bisher waren 8 GB erhältlich. Der Hersteller betont damit die wachsende Bedeutung der Cameraphones. Der Handel ist stark daran interessiert, dass die Leute in der Lage sind, ihre Telefone als Kameras einzusetzen und die Bilder dann auch weiterverwenden zu können. Speicherkarten sind dafür ideal. Neben den Mobiltelefonen ist auch bei SanDisk die Videoschiene zukunftsträchtig. Speicherkarten, die bisher hauptsächlich für Digitalkameras konzipiert waren, sind jetzt als eigene Videoreihe mit eigenem Design und Angabe der Kapazität und Aufnahmezeit in Minuten erhältlich. Diese sollen auch im Handel beim Videoequipment platziert werden und mit extra Labels ausgeliefert werden, damit die Videosammlung beschriftet werden kann. Verfügbar sind SDHC und MemoryStick PRO Duo mit jeweils 4 und 8 GB, was laut SanDisks Rechnung 60 und 120 Minuten Video-Material in HD-Standard entspricht. Die Preise liegen bei 80 und 140 US$ für SDHC und bei 80 und 150 US$ beim MS PRO Duo. Verfügbar sind die Speicherkarten, die natürlich nach wie vor hervorragend für Digitalkameras geeignet sind, ab Ende März in den USA und kurz darauf in Europa. Obwohl SanDisk sich dieses Mal nicht am Kapazitätsrennen beteiligt hat, so wurde doch auf der CES angedeutet, dass die Entwicklung läuft und vielleicht recht bald mit höheren Kartenkapazitäten zu rechnen ist. Die Firmenpolitik geht eher in die Richtung “Ankündigen und sofort verfügbar machen“. Von bloßen Worten, ohne das Produkt auch wirklich vorzeigen zu können, hält SanDisk nichts. Es kommt ja auch noch die PMA Ende Januar, und es ist nicht ratsam, alles Pulver vorher zu verschießen.
Sony hat sein MemoryStick PRO Duo-Portfolio auf 16 GB ausgeweitet. Auch hier wird speziell die Verwendbarkeit für HD-Camcorder herausgestellt. Aber was für Video gut ist, kann für Foto nicht schlecht sein, und letztendlich werden auch Fotografen vom Gigabyte-Boom der Speicherkartenindustrie profitieren. Sonys MS PRO Duo-Karten können per Adapter jederzeit in Digitalkameras mit MS-Kartenslot eingesetzt werden. Bei Sony wurden keine Angaben hinsichtlich der Geschwindigkeit gemacht, dafür gibt es Verfügbarkeit und den Preis in Dollar. Ab März soll der 16-GB-Speicherstick für rund 300 US$ erhältlich sein.