Aus dem digitalkamera.de-Testlabor
Bildqualität der Fujifilm X100S getestet
2013-03-25 Fujifilm stattet die X100S im Vergleich zur X100 mit einem neuen Bildsensor aus, der höher auflöst und auf einen auflösungsreduzierenden Tiefpassfilter verzichtet. Zudem erhält sie eine auf das Objektiv optimierte Bildaufbereitung, die etwa Beugungs- und Randunschärfe reduzieren soll. Grund genug diese interessante Kamera im Retrodesign mit ihrer Festbrennweite und dem APS-C großen Sensor im digitalkamera.de-Testlabor gründlich durchzumessen. (Benjamin Kirchheim)
Tatsächlich erreicht die X100S im Vergleich zur X100 je nach Blende eine 20 bis 50 Prozent höhere Auflösung, sie knackt sogar die Grenze von 50 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) bei F11 im Bildzentrum knapp. Bei Offenblende hingegen liegt die Auflösung deutlich niedriger, man sollte die X100S für hochauflösende Bilder also kräftig abblenden oder aber die weichere Charakteristik gewinnbringend für seine Aufnahmen nutzen. Die ausgesprochen schwache Randauflösung vermag der neue Sensor weniger zu kaschieren. Sie beträgt teilweise weniger als die Hälfte der Auflösung im Bildzentrum. Mehr als 30 lp/mm werden überhaupt nur bei F11 und F16 erreicht (siehe auch Diagramm aus dem Labortest unten). Selbst auf einem A4 kleinen Abzug ist der weichere Bildrand auszumachen, so dass man die X100S deutlich abblenden sollte. Schärfeartefakte sind bei der X100S übrigens gering.
Besser schlägt sich das Objektiv bei der Vignettierung. Die Helligkeit nimmt zum Bildrand hin sehr sanft ab und fällt selbst bei Offenblende eher im Messlabor auf, in der Praxis dürfte das keine Rolle spielen. Die maximal 0,5 Prozent tonnenförmige Verzeichnung fällt ebenfalls nicht ins Gewicht. Bemängeln könnte man hier höchstens die leicht wellenförmige Charakteristik, da die Verzeichnung in den äußersten Bildecken wieder minimal abnimmt. Selbst chromatische Aberration hat die Fujifilm nahezu perfekt im Griff, sogar im Maximum bleiben sie unter einen Pixel Breite und spielen damit für die Praxis keine Rolle.
Sehr deutliche Verbesserungen gibt es beim Signal-Rauschabstand, obwohl die X100S mit 16 Megapixeln höher auflöst also die X100, die es auf 12 Megapixel bringt. Bis ISO 800 liegt die X100S bei über 40 dB, bei ISO 100 und 200 bewegt sich der Signal-Rauschabstand sogar bei sehr guten 45 dB. Erst bei Empfindlichkeiten oberhalb von ISO 6.400 wird der kritische Wert von 35 dB unterschritten. Farbrauschen spielt über den gesamten Empfindlichkeitsbereich keine Rolle, Helligkeitsrauschen wird über ISO 6.400 jedoch leicht sichtbar. Dabei bleibt das Rauschen mit unter zwei Pixeln für eine 16-Megapixel-Kamera recht feinkörnig. Das geringe Rauschen ist jedoch offensichtlich auf eine starke Rauschunterdrückung zurück zu führen. Nur bei ISO 100 ist die X100S richtig knackig. Bereits bei ISO 200 sinkt die Texturschärfe sprunghaft ab, bleibt dann aber bis ISO 1.600 auf einem Niveau, wo zwar Verluste messbar sind, aber die Bilder subjektiv kaum weicher wirken. Ab ISO 3.200 hingegen werden die Fotos auch für das Auge detailärmer, oberhalb von ISO 6.400 sind sie deutlich weicher. In der Disziplin "Texturschärfe" muss sich die X100S ihrer Vorgängerin X100 knapp geschlagen geben.
Bei der Eingangsdynamik bedeckt sich die X100S ebenfalls nicht mit Ruhm, sie kommt kaum über neun Blendenstufen hinaus. Das Niveau von 8,6 bis 9,1 Blendenstufen vermag sie aber bis ISO 12.800 zu halten, selbst die 8,2 Blendenstufen bei ISO 25.600 weichen nicht großartig davon ab. Der X100 muss sich die X100S in dieser Disziplin jedoch deutlich geschlagen geben, diese lag bei Spitzenwerten von bis zu 11,2 Blendenstufen bis einschließlich ISO 3.200 auf einem Niveau von mindestens 10 Blendenstufen. Die Tonwertkurve verläuft mit Ausnahme von ISO 100 bei der X100S sichtbar angesteilt, vor allem Mittentöne gibt sie sehr kontrastreich und damit subjektiv knackig wieder. Bei ISO 100 fällt die Tonwertkurve deutlich weicher aus. Dies liegt daran, dass der Sensor seine Grundempfindlichkeit bei ISO 200 besitzt, die 100 ISO werden durch Signaldämpfung erreicht, was im ISO-Menü durch den Zusatz "(L)" auch deutlich gekennzeichnet ist. Glänzen kann die X100S wieder beim Tonwertumfang, hier werden insbesondere bis ISO 800 Spitzenwerte erreicht. Spürbar schlechter wird die Fujifilm erst bei Werten von ISO 6.400 und höher. Ihr manueller Weißabgleich arbeitet absolut präzise, auch die Farbwiedergabe weiß mit ihrer Genauigkeit zu gefallen. Selbst die am stärksten von der Originalvorlage abweichenden Farben sind vom Betrag her noch akzeptabel dicht am Original. Dabei differenziert die X100S hervorragend viele Farbabstufungen (über acht Millionen), vor allem bis ISO 800. Aber hier gibt es selbst bei den höchsten ISO-Stufen keine kritischen Einbrüche, denn es werden stets über zwei Millionen Farben erreicht.
In einem Punkt sollte die X100S laut Fujifilm deutlich zugelegt haben: Der Autofokusgeschwindigkeit. Die Verbesserung ist schon subjektiv deutlich spürbar, die Labormesswerte untermauern dies. Während die X100 noch 0,69 Sekunden für Fokussierung von unendlich auf zwei Meter inklusive der Auslösung benötigte, sind es bei der X100S nur noch 0,44 Sekunden im Mittel, sie ist also eine viertel Sekunde schneller. Selbst die reine Auslöseverzögerung wurde von 0,03 auf sehr schnelle 0,02 Sekunden verbessert. Indes stellen die 0,44 Sekunden keinen absoluten Spitzenwert dar, moderne Systemkameras sind mitunter doppelt so schnell. Als lahme Krücke kann man die X100S dennoch nicht bezeichnen.
In der Summe bringt der neue Sensor tiefgreifende Änderungen bei der Bildqualität, die jedoch nicht alle positiv ausfallen. Vor allem vermag er die Auflösungsschwäche des Objektivs bei Offenblende und am Bildrand nicht zu kaschieren, kitzelt aber neue Spitzenwerte im Bildzentrum heraus. Dennoch kann man in der Summe durchaus von einer verbesserten Bildqualität sprechen, insbesondere wenn man die Kamera in ISO- und Blendenbereichen betreibt, die beste Ergebnisse versprechen.
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.