Aus dem digitalkamera.de-Testlabor
Bildqualität der Olympus OM-D E-M10 mit 14-42 EZ und 9-18mm getestet
2014-02-27 In Kürze soll die Olympus OM-D E-M10 im Handel erhältlich sein, wir konnten bereits ein Serienexemplar in unserem Testlabor auf ihre Bildqualität hin testen. Die E-M10 vereint den Bildverarbeitungsprozessor TruePic VII der E-M1 mit dem 16-Megapixel-Sensor der E-M5, der keine Phasen-Autofokus-Messpunkte besitzt. Die E-M5 und E-M10 setzen also ganz auf den ultraschnellen Kontrastautofokus von Olympus. Diese Kombination aus neuestem Bildverarbeitungsprozessor und bewährtem Sensor hat uns dazu veranlasst, eine ganze Reihe von Objektiven an der E-M10 zu testen. Den Anfang machen das neue Standardzoom 14-42 EZ sowie das Ultraweitwinklelzoom 9-18 mm. (Benjamin Kirchheim)
Im Labortest zeigt die E-M10 einen hohen Signal-Rauschabstand bei ISO 100 und 200, einen akzeptablen bis ISO 1.600, darüber wird die Grenze von 35 dB unterschritten, so dass das Rauschen das Bildsignal immer mehr stört. Besonders bei ISO 12.800 und 25.600 ist der Signal-Rauschabstand mit unter 30 dB sehr gering. Der normale ISO-Arbeitsbereich liegt bei ISO 200 bis 3.200, ISO 100 wird bei der OM-D E-M10 als "Low" gekennzeichnet, ISO 6.400 und höher als "ISO-Erweiterung", die jedoch weiterhin als konkrete Zahlenwerte eingestellt werden. Olympus zeigt damit wie auch andere Hersteller, in welchem Empfindlichkeitsbereich mit einer guten Bildqualität gerechnet werden kann. Die Körnigkeit des Rauschens ist mit rund zwei Pixeln recht fein und auf einer Größe von 20 x 30 cm unauffällig, lediglich der Rotkanal zeigt minimal höhere Werte, die teilweise etwa 0,5 Pixel im Durchschnitt über dem Blau- und Grünkanal liegen. Während das Helligkeitsrauschen bis ISO 3.200 kaum sichtbar ist, steigt die Messkurve bei den höheren Empfindlichkeiten stärker an, so dass das Rauschen sichtbarer wird. Das Farbrauschen unterdrückt die Olympus etwas rigoroser, bei ISO 12.800 und 25.600 kann es dennoch leicht sichtbar werden. Trotz der starken Rauschunterdrückung schafft es die E-M10, die Textur feiner Details über einen großen Empfindlichkeitsbereich sehr gut zu erhalten (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Bis ISO 3.200 zeigt die Messung keine Texturverluste, danach sinkt die Messkurve zwar steiler ab, doch erst ab ISO 12.800 werden die Texturen sichtbar weicher. Diese hervorragenden Messwerte lassen teilweise selbst die APS-C-Konkurrenz alt aussehen, Olympus leistet bei der JPEG-Bildaufbereitung wirklich exzellente Arbeit.
Auch die Eingangsdynamik ist im Bereich von ISO 200 bis ISO 3.200 mit elf und mehr EV-Stufen sehr gut, selbst die 10,3 Blendenstufen bei ISO 100 und 6.400 können sich sehen lassen, die 9,3 Blendenstufen bei ISO 12.800 und 8,7 Blendenstufen bei ISO 25.600 sind ebenfalls sehenswert. Bei der Tonwertübertragung zeigt sich die offensive Bildaufbereitung der E-M10, denn diese verläuft mit Ausnahme von ISO 100 sehr steil, besonders Mittentöne werden sehr kontrastreich wiedergegeben. Hinzu kommt eine deutliche Bildschärfung, die allerdings schon zu recht hohen Schärfeartefakten führt. Die Tendenz ist ganz klar: Wer Bilder möglichst fertig haben möchte und wenig Lust auf Bildbearbeitung hat, schaltet auf JPEG, wer die Bilder intensiv bearbeiten möchte, sollte lieber auf das Rohdatenformat zurück greifen. Oder man schaltet auf Raw+JPEG, dann hat man beides, doch selbst wer nur im Raw-Format aufnimmt, muss auf kamerainterne JPEGs nicht verzichten, da die E-M10 einen integrierten Raw-Konverter sogar mit allerlei Einstellmöglichkeiten bietet.
Zurück zu den Messwerten: Der Ausgangs-Tonwertumfang sink von anfänglich fast perfekten Werten kontinuierlich mit Erhöhung der Empfindlichkeit ab. Bei ISO 100 werden praktisch 256 von 256 möglichen Helligkeitswerten unterschieden, bis ISO 400 sind es sehr gute über 224 Abstufungen, bis ISO 1.600 sind es gute über 160 Stufen. Bis ISO 6.400 bleibt der Tonwertumfang akzeptabel, darüber sinkt er unter 96 Helligkeitsstufen. Auch der Farbumfang ist gut, von ISO 100 bis 1.600 liegt er bei vier bis acht Millionen Farben, bei ISO 3.200 sind es immer noch gute über zwei Millionen. Erst bei ISO 12.800 und 25.600 sind es nur noch eine Million Farben, immer noch ein akzeptabler Wert. Während der manuelle Weißabgleich äußerst exakt arbeitet, gibt es bei der Farbtreue teilweise Abweichungen. Im Mittel ist die Olympus aber sehr Farbgenau, im Wesentlichen werden Rottöne etwas stärker gesättigt wiedergegeben, während Grüngelb und Gelb etwas blasser daher kommen. Der automatische Weißabgleich bietet zwei Modi, einen für warme und einen für neutrale Farben. Letzterer erzeugt tatsächlich auch bei sehr warmtönigen Lichtverhältnissen neutrale Farben.
Der integrierte Blitz mit einer Leitzahl von 5,8 bei ISO 100 beziehungsweise 8,2 bei der Grundempfindlichkeit von ISO 200 leuchtet die Ecken des Bildes bei 28 Millimeter entsprechend Kleinbild nicht richtig aus. Der Helligkeitsverlust ist zwar sehr gleichmäßig, aber doch deutlich sichtbar. Kein Probleme gibt es hingegen mit einem möglichen Schattenwurf durch das Objektiv 14-42 mm EZ. Auch eine Sonnenblende muss man zum Blitzen nicht abnehmen, da es für dieses auf Kompaktheit optimierte Objektiv gar keine gibt. Der Autofokus ist mit dem 14-42 EZ rasend schnell. Im Weitwinkel vergehen nur knapp 0,17 Sekunden vom Drücken des Auslösers bis zur Aufnahme des Fotos bei einer Motiventfernung von zwei Metern, auf die das Objektiv von der Unendlicheinstellung aus fokussieren muss. In Telestellung ist die E-M10 mit 0,19 Sekunden kaum langsamer. Damit gehört die Olympus OM-D E-M10 zu den schnellsten Kameras mit Wechselobjektiv am Markt, das schließt ausdrücklich die DSLRs mit ein, die teilweise deutlich langsamer sind. Die Zeiten von 0,17 bis 0,19 Sekunden beinhalten bereits die Auslöseverzögerung von rund 0,05 bis 0,06 Sekunden – ebenfalls hervorragende Werte. Wenn man so will, benötigt der Autofokus also sogar nur 0,12 bis 0,13 Sekunden zum Scharfstellen von Unendlich auch zwei Meter Motiventfernung.
Ohne Objektiv kann man mit einer Kamera natürlich nur schlecht fotografieren. Olympus legt mit dem 14-42 mm EZ das aktuell schlankste Standardzoom vor. Beim Einschalten der Kamera fährt es motorisch in zwei Segmenten blitzschnell aus. Gezoomt wird motorisch mittels eines Rings am Objektiv, der sich nach links und recht schwingen lässt. Dabei unterscheidet es zwei Zoomgeschwindigkeiten, wobei im Menü festgelegt werden kann, wie schnell das Objektiv überhaupt zoomt, und zwar getrennt nach Video- und Fotomodus. Zoomen lässt sich wahlweise auch über Tasten an der Kamera, wenn man sie entsprechend konfiguriert oder praktischerweise auch über die Kamerafernsteuerung via Smartphone-App. Die Brennweite wird jeweils millimetergenau auf dem Bildschirm der Kamera beziehungsweise des Smartphones (oder Tablets) angezeigt, jedenfalls solange man das Zoom betätigt, danach verschwindet die Anzeige leider. Trotz der kompakten Konstruktion konnte Olympus sogar einen Fokusring unterbringen, die Fokussierung erfolgt übrigens intern über einen MSC-Motor, die Frontlinse bewegt sich beim Fokussieren weder vor und zurück noch dreht sie sich, praktisch für den Einsatz von Polfiltern. Durch das kleine 37mm-Gewinde sind die Filter übrigens recht preiswert.
Bei der Bildqualität schlägt sich das 14-42mm für ein Setobjektiv recht gut. Die Schärfe ist von der Bildmitte bis zum Bildrand bei allen Blenden und Brennweiten für 20 x 30 Zentimeter große Abzüge stets sehr gut. Die Randabdunklung mit maximal einer Blendenstufe ist nicht besonders hoch, zumal sie einen sehr weichen Verlauf zeigt. Ab F8 ist die Randabdunklung mit nur noch einer halben Blendenstufe praktisch nicht mehr sichtbar. Optional lässt sich bei der E-M10 übrigens eine Randabschattungskorrektur hinzuschalten, in den Werkseinstellungen und damit beim Labortest war sie aber deaktiviert. Eine Verzeichnung ist nur in Weitwinkelstellung messbar, mit knapp über einen Prozent Tonnenform fällt sie aber erfreulich gering aus. Bei mittlerer und langer Brennweite ist das Objektiv verzeichnungsfrei. Diese guten Messwerte legen allerdings nahe, dass die Verzeichnung durch die Kamera korrigiert wird. Farbsäume spielen mit im Mittel unter einem halben Pixel praktisch keine Rolle, nur am äußersten Bildrand können sie im Weitwinkel etwas stärker auftreten. Die Auflösung bei 50 Prozent Kantenkontrast ist im Weitwinkel sowie bei mittlerer Brennweitenstellung im Bildzentrum jeweils schon bei Offenblende sehr gut und kratzt an der Marke von 50 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) entsprechend Kleinbild. In Telestellung ist das Objektiv weicher und steigert seine Auflösung beim Abblenden, während beim Weitwinkel hier schon Beugung die Auflösung leicht verringert. Dafür ist die Auflösung in Telestellung auch am Bildrand ähnlich hoch wie im Bildzentrum, während in Weitwinkelstellung einen hoher Randabfall von bis zu 40 Prozent auftritt. Das ist bei Bildvergrößerungen deutlich sichtbar, liegt aber beispielsweise noch unter den 50 Prozent Auflösungsverlust des Panasonic 12-32 mm Pancake-Zooms, das Panasonic mit der Lumix DMC-GM1 mitliefert. In Anbetracht der kompakten Abmessungen erreicht das Olympus 14-42 mm EZ also eine respektable Leistung und braucht sich hinter den Setobjektiven anderer Hersteller ohnehin nicht zu verstecken.
Durch das geringe Auflagemaß (Abstand Sensor zu Objektivbajonett) und den in der Diagonale im Vergleich zum Kleinbild um den Faktor zwei kleineren Bildsensor ist Micro Four Thirds prädestiniert für äußerst kompakte Objektive vor allem im Ultraweitwinkelbereich. Olympus beweist dies nicht nur mit vielen kompakten, lichtstarken Festbrennweiten, sondern brachte ziemlich früh nach dem Start des System ein sehr kompaktes 9-18mm-Ultraweitwinkelzoom auf den Markt, das wir damals (Oktober 2010) noch im alten Labortestverfahren bei Anders Uschold (DCTau) an der 12 Megapixel auflösenden Pen E-PL1 testen ließen. Es ist also höchste Zeit, es an einer 16 Megapixel auflösenden Kamera nach dem neuen Verfahren zu testen, um es im Vergleich zu den anderen Objektiven besser einordnen zu können. Trotz seines im digitalen Zeitalter hohen Alters besitzt das Objektiv bereits den schnellen und leisen MSC-Motor, das alte Plastikdesign passt aber nicht mehr ganz zu den moderneren Olympus-Kameras, hoffentlich lässt ein Nachfolger nicht mehr allzu lange auf sich warten.
Auf 20 x 30 Zentimeter großen Abzügen bildet das Objektiv von der Bildmitte bis zum Bildrand bei allen Brennweiten und Blenden scharf ab, in Anbetracht der kleinbildäquivalenten Brennweite von 18 bis 36 Millimeter ein exzellenter Wert. Die hervorragend niedrige Randabdunklung liegt stets unter einer halben Blendenstufe. Selbst die Verzeichnung ist mit etwas über 1,5 Prozent Tonnenform bei 9 Millimeter Weitwinkel sehr gering, bei 12 Millimeter sinkt sie auf ein halbes Prozent und ist bei 18 Millimeter nicht mehr vorhanden. Auch die chromatischen Aberrationen hat Olympus gut im Griff, im Mittel sind sie mit unter einem halben Pixel gering, allenfalls im Weitwinkel fallen sie minimal höher aus und können in den äußersten Bildecken leicht sichtbar werden. Die Auflösung bei 50 Prozent Motivkontrast liegt bei allen Brennweiten und Blenden bis einschließlich F11 im Bildzentrum stets über einem guten Wert von 40 lp/mm, im Maximum werden etwa 47 lp/mm erreicht (9mm bei F4). Der Auflösungsverlust zum Bildrand hin liegt am unteren Brennweitenende bei Offenblende bei rund 30 Prozent, das ist bei starken Vergrößerungen sichtbar, liegt aber für ein Ultraweitwinkelzoom noch im Rahmen. Bei 12 Millimeter und auf F5,6 abgeblendet tritt der insgesamt höchste Auflösungsverlust zum Bildrand von etwa 33 Prozent auf. Die Randauflösung liegt aber bis F11 stets über 30 lp/mm. In der Summe lässt sich sagen, dass der erneute Labortest des 9-18 mm an einer moderneren Kamera nach unserem neuen Labortestverfahren zeigt, dass das Objektiv immer noch auf der Höhe der Zeit ist und der neue Labortest die guten Werte des alten bestätigt. Man kann das Objektiv ruhigen Gewissens als gutes Weitwinkelzoom empfehlen.
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.