Aus dem digitalkamera.de-Testlabor
Bildqualität der Olympus OM-D E-M5 im Labor getestet
2012-03-15 Mit der OM-D E-M5 stellte Olympus im Februar 2012 eine spiegellose Systemkamera vor, die sich in ihrer Professionalität wohl herstellerübergreifend zumindest zum jetzigen Zeitpunkt an die Spitze setzt. Sie bietet nicht nur einen eingebauten elektronischen Sucher und einen optionalen Batteriegriff, sondern auch ein gegen Staub- und Spritzwasser geschütztes Gehäuse samt passend geschütztem Objektiv. Erstmals verfügt eine Olympus-Systemkamera zudem über 16 Megapixel Auflösung und auch mit einer Höchstempfindlichkeit von ISO 25.600 kann die OM-D E-M5 beeindrucken. Ob aber auch die Bildqualität den hohen Ansprüchen gerecht wird, haben wir intensiv im digitalkamera.de-Labor getestet. (Benjamin Kirchheim)
Das Objektiv Olympus 12-50 mm 3.5-6.3 ED EZ zeigt eine durchaus durchwachsene Leistung an der OM-D E-M5, die teilweise deutlich von der an der Pen E-P3 abweicht. Die Verzeichnung des Objektivs ist recht gering. Im Weitwinkel liegt sie bei etwa 1,2 Prozent Tonnenform, in mittlerer und langer Brennweite ist sie unbedeutend. Auch die Randabdunklung ist gut korrigiert, sie ist im Weitwinkel bei Offenblende von F3,5 mit etwa 0,7 Blendenstufen noch am deutlichsten, sinkt aber erwartungsgemäß beim Abblenden. Interessant ist die deutlich höhere Auflösung, die das Objektiv an der E-M5 im Vergleich zur E-P3 zeigt. Hier macht sich die höhere Sensorauflösung durchweg positiv bemerkbar, da die Auflösung sowohl in der Bildmitte als auch am Bildrand um bis zu 30 Prozent steigt. Im Weitwinkel werden fast 50 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) erreicht. Selbst bis Blende F8 beträgt die Auflösung bei jeder Brennweite über 40 lp/mm. Erst dann macht sich die Beugung zusehends bemerkbar, bei Blende 11 bleibt die Auflösung aber noch auf gutem Niveau. Der Randabfall der Auflösung beträgt im Weitwinkel bei Offenblende gut 35 Prozent, bei mittlerer Brennweite ist sie unter 20 Prozent. Für ein Setobjektiv und ein Vierfachzoom mit immerhin 24 Millimeter Brennweite entsprechend Kleinbild im Weitwinkel sind die Werte durchaus ordentlich. Im Vergleich mit anderen Herstellern zeigt sich, dass sich ein etwas hochwertigeres Setobjektiv spürbar positiv auf die Bildschärfe und vor allem deren Gleichmäßigkeit auswirkt.
Allerdings hat das Olympus 12-50 mm 3.5-6.3 ED EZ eine Achillesferse: Chromatische Aberrationen sind vor allem im Weitwinkel stark ausgeprägt (siehe Diagramm unten). Besonders die Maximalausschläge sind im Weitwinkel mit vier bis fünf Pixeln Breite sehr unschön. Doch selbst im Vergleich auf einem etwa A4 großen Print sind die Farbsäume stärker als mit einem anderen Exemplar dieses Objektivs an der Pen E-P3. Aber auch an dieser hat sich das 12-50 mm 3.5-6.3 ED EZ bezüglich der Farbsäume nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Wie so oft zeigt sich, dass bei der Objektivkonstruktion verschiedene Parameter berücksichtigt werden müssen, so dass Objektive immer einen Kompromiss aus der Korrektur verschiedener Bildfehler und dem Preis bilden.
Wie eingangs erwähnt bietet die OM-D E-M5 eine hohe Empfindlichkeit von bis zu ISO 25.600. Allerdings zeigte die Messung im Labor, dass die Empfindlichkeiten, die bei ISO 200 beginnen, durchweg 1 2/3 Blendenstufen niedriger ausfallen als eingestellt. Die Kamera fängt real bei etwa ISO 120 an und endet bei ISO 14.200. Das bedeutet aber auch, dass die Kamera insgesamt eher vorsichtig belichtet und ausgefressene Lichter nicht zur Tagesordnung gehören. Den Signal-Rauschabstand kann man nur als befriedigend bezeichnen. Allenfalls bei ISO 200 kratzt die E-M5 am guten Bereich, der bei 40 dB beginnt. Bis ISO 1.600 dagegen ist sie auf ausreichendem Niveau von über 35 dB, darüber unterscheiden sich Bild- und Rauschsignal nicht mehr deutlich genug. Auch die Rauschunterdrückung ist nur bis einschließlich ISO 1.600 in der Lage, das Bild einigermaßen rauschfrei zu halten, darüber steigt das Helligkeitsrauschen immer stärker an und wird sichtbar, über ISO 12.800 sogar stark. Das Farbrauschen hat Olympus besser im Griff, es taucht erst bei über ISO 12.800 auf, wo man von einer Kamera mit einem Sensor im Four-Thirds-Format aber auch keine Rauschfreiheit erwarten kann, selbst APS-C-Kameras können dies nicht leisten.
Auch die Eingangsdynamik zeigt, dass ISO 1.600 ein "magischer" Schwellwert ist. Bis hierher wird eine hohe Dynamik von über elf Blendenstufen erreicht, darüber sinkt sie rapide ab: Zehn Blendenstufen bei ISO 3.200, neun Blendenstufen bei ISO 12.800 und schlechte acht Blendenstufen bei ISO 25.600. Schaut man sich an, wie die Rauschunterdrückung mit Details umgeht, so sind diese überraschenderweise bis einschließlich ISO 3.200 auf gutem Niveau. Erst bei ISO 6.400 zeigen die Labormesswerte einen nennenswerten Verlust an Details. Insgesamt kann man also von der Rausch-Performance der E-M5 durchaus überrascht sein, die Olympus schlägt beispielsweise die Samsung NX200 locker. Das gilt für Rauschen, Detailzeichnung bei hoher Empfindlichkeit und die Objektivqualität und Schärfe beziehungsweise Auflösung gleichermaßen – und dass, obwohl die Samsung den größeren und auch etwas höher auflösenden Sensor mit mehr und größeren Pixeln besitzt.
Allerdings ist Olympus auch Meister in der JPEG-Bildaufbereitung, in der die Messungen erfolgen. So nutzt Olympus eine offensive Bearbeitung der Bilder, was vor allem für die Schärfe und Tonwerte zutrifft. Die Schärfe (allerdings mit entsprechenden Artefakten) und die steile Tonwertkurve schmeicheln dem Auge und sorgen für einen subjektiv knackigen Bildeindruck, so dass die Fotos ohne weitere Bearbeitung gedruckt werden können. Wer die Bilder allerdings am PC bearbeiten möchte, sollte auf das RAW-Format zurück greifen, denn hier hat er nicht mit diesen Artefakten und anderen "Bildverfälschungen" zu kämpfen. Farben dagegen gibt die Olympus eher zurückhaltend wieder. Die Farbtöne sind erstaunlich genau getroffen, die warmen Farbtöne sind allerdings etwas stärker gesättigt, was jedoch wiederum einen subjektiv eher angenehmen Eindruck hinterlässt.
Beim Autofokus behauptet Olympus, die aktuell schnellste Kamera laut Olympus-Testbedingungen zu haben. Das gilt nicht nur für Systemkameras, sondern schließt auch die Profi-DSLRs mit ein. Schnell war der Autofokus in unserem Test in der Tat: 0,17 Sekunden im Weitwinkel und 0,26 Sekunden im Tele. Somit ist die Telestellung, wenn auch immer noch rasend schnell, um mehr als 50 Prozent langsamer als die Weitwinkelstellung. Allerdings gab es eine Kamera die in unserem Labor schneller war als die OM-D E-M5: Die Panasonic Lumix DMC-GX1 brauchte im Weitwinkel nur 0,16 und im Tele nur 0,2 Sekunden zum Fokussieren. Auf jeden Fall sind die Systemkameras damit in Geschwindigkeitsbereichen angekommen, von denen die Käufer einer DSLR mit Standardobjektiv nur träumen können. Schneller als die Panasonic ist die OM-D E-M5 bei der ohne automatische Fokussierung gemessenen Auslöseverzögerung, die bei 0,04 bis 0,05 Sekunden liegt.
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.