Aus dem digitalkamera.de-Testlabor
Bildqualität der Sony NEX-7 mit vier Objektiven getestet
2012-03-09, aktualisiert 2012-03-12 Auf den Labortest der Sony NEX-7 waren wir ob ihres 24-Megapixel-Sensors und des schon an 16 Megapixeln eher schlechten 18-55-Millimeter-Objektivs sehr gespannt. Umso erfreuter waren wir, dass Sony uns drei weitere Objektive zum Test mit schickte, von denen vor allem die Festbrennweiten eine bessere Bildqualität versprachen. Es handelt sich um das Telezoom Sony E 55-210 mm F4.5-6.3 sowie die Festbrennweiten Sony E 30 mm 3.5 Macro und Sony E 24 mm F1.8 Carl Zeiss Sonnar T*. (Benjamin Kirchheim)
Das 18-55-Millimeter fällt vor allem durch seine starke Verzeichnung auf. Im Weitwinkel mit annähernd 3,5 Prozent Tonnenform, die sich schon bei mittlerer Brennweite von ca. 50 Millimeter (entsprechend Kleinbild) auf über ein Prozent Kissenform umkehrt und sich zur Telebrennweite hin glatt noch verdoppelt. Im Weitwinkel missfällt die Auflösung des Objektivs vor allem am Bildrand, aber auch bei mittlerer Brennweite ist ein spürbarer Auflösungsverlust nicht von der Hand zu weisen. Man muss für gleichmäßigere Ergebnisse schon auf F8 abblenden. Besser schneidet das Objektiv bei der Randabdunklung ab, die allenfalls im Weitwinkel leicht zu beobachten ist. Farbsäume sind dann schon eher wieder ein Problem, zumindest an den beiden Brennweitenextremen zu den Bildrändern hin. Bei genauem Hinsehen sind sie aber in leichter Form bei jeder Brennweite zu beobachten.
Die NEX-7 zeigt durchgängig von ISO 100 bis 16.000 eine um etwa eine Drittel Blendenstufe geringere Empfindlichkeit als eingestellt. Sie beginnt also etwa bei ISO 80 statt 100 und endet bei ISO 12.800 statt 16.000. Der bei ISO 100 niedrigere Signal-Rauschabstand (siehe Diagramm unten) und das bei ISO 100 minimal höhere Rauschen als bei ISO 200 weisen darauf hin, dass die Kamera bereits bei ISO 200 eine höhere Rauschunterdrückung anwendet als bei ISO 100. Auch bei ISO 400 ist der Signal-Rauschanstand geringfügig höher als bei ISO 100. Insgesamt aber sind dies die einzigen drei Empfindlichkeiten mit gutem Signal-Rauschabstand, denn schon bei ISO 800 sinkt dieser unter die magische Grenze von 40 dB. Kritisch wird es aber erst ab ISO 3.200, wo der Wert deutlich unter 35 dB sinkt. Die Körnigkeit des Rauschens hat Sony gut im Griff, auch das Luminanzrauschen steigt nur langsam an, je höher man die ISO einstellt. Ab ISO 3.200 wird dann aber leichtes Helligkeitsrauschen sichtbar. Farbrauschen hingegen spielt praktisch keine Rolle. Bei aller Rauschunterdrückung schafft Sony es, die Detailschärfe bis ISO 3.200 auf einem sehr guten und bei ISO 6.400 auf einem guten Wert zu halten, erst darüber werden die Details weicher. Auch die Eingangsdynamik ist bis ISO 1.600 mit etwa elf Blendenstufen hervorragend, und bei ISO 3.200 und 6.400 gut, erst darüber bricht sie deutlicher ein. Die Kamera eignet sich also trotz 24 Megapixeln Auflösung gut auch für hohe Empfindlichkeiten und Sony schiebt mit der maximalen Empfindlichkeit von ISO 16.000 rechtzeitig den Riegel vor, so dass die Bilder keine Chance haben, völlig im Rauschen unter zu gehen.
Sehr knackig sind die Tonwerte abgestimmt, so dass die Fotos lebendig und kontrastreich wirken, einer originalgetreuen Wiedergabe entspricht das aber nicht. Bei den Farben zeigt die NEX-7 ein differenzierteres Bild. Während kalte Farben wie Grün und Blau recht neutral wieder gegeben werden, sind warme Farbtöne wie Rot und Orange stark gesättigt, so dass die Bildwiedergabe insgesamt warm und lebendig wirkt. Beim Autofokus und der Auslöseverzögerung weiß die NEX-7 selbst mit dem 18-55-Millimeter-Setobjektiv mit sehr guten Werten zu überzeugen. Egal bei welcher Brennweite, es dauert immer ungefähr eine viertel Sekunde vom Drücken des Auslösers bis zur Aufnahme – inklusive Fokussierung. Die Auslöseverzögerung ohne Fokussierung liegt mit 0,01 bis 0,02 Sekunden an der Grenze des in unserem Labor messbaren Bereichs, das heißt die Kamera ist dann voll Schnappschuss- und Actiontauglich.
Das Telezoom mit 55-210 Millimeter Brennweite weist eine deutlich gleichmäßigere Auflösung auf als das 18-55-Millimeter. Allerdings ist das unter anderem dem Umstand zu verdanken, dass dieses Teleobjektiv im Bildzentrum schwächer ist als das Standard-Setobjektiv. Besonders in Telestellung liegt die Auflösung im Bildzentrum sogar nur bei rund 30 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm), das 18-55 knackt bei jeder Brennweite im Bildzentrum spielend die 45 lp/mm. Bei der Verzeichnung weiß das Telezoom ebenfalls nicht zu überzeugen. Bei jeder Brennweite ist sie mindestens ein Prozent kissenförmig, bei mittlerer Brennweite sogar über 1,5 Prozent, was schon unangenehm auffällt. Chromatische Aberrationen weist das Objektiv ebenfalls bei jeder Brennweite auf, im Mittelwert leicht sichtbar, in den Extremwerten sogar stärker. Einzig an der Randabdunklung findet sich wie beim 18-55-Millimeter kaum etwas zu bemängeln, allenfalls bei 55 Millimeter zeigt das Telezoom ganz leicht dunklere Ecken, was sich durch Abblenden noch etwas verringern lässt.
Vom 30-Millimeter-Macro dagegen erwarteten wir schon vor vornherein knackige Schärfe. Bereits bei Offenblende liegt die Auflösung im Bildzentrum bei 47 lp/mm und lässt sich durch Abblenden noch leicht steigern, bevor die Beugung die Auflösung bereits ab Blende 8 auf 45 lp/mm drückt. Reprofotografien sollte man mit dem Makroobjektiv indes nicht anfertigen. Es verliert zum Bildrand bis zu 35 Prozent an Auflösung. Wenn es auf Detailzeichnung und starke Vergrößerungen ankommt, sind die Randbereiche also eher nicht zu gebrauchen. Für eine Ausgabegröße bis DIN A4 hingegen ist die Randauflösung noch völlig ausreichend. Die Verzeichnung des Objektivs kann man vernachlässigen, eine leichte Randabdunklung tritt nur bei Offenblende auf und wird durch Abblenden minimiert. Chromatische Aberrationen sind bei dem Makroobjektiv im Mittel gering, nur die Extremwerte können unter Umständen leicht sichtbar werden.
Unsere höchsten Erwartungen aber steckten wir in das 24-Millimeter mit dem Carl-Zeiss-Label, zumal auch der Preis des Objektivs recht ambitioniert ist. Die Verarbeitung jedenfalls ist auf deutlich höherem Niveau als bei den restlichen getesteten Objektiven, das Zeiss ist aber auch groß und schwer. Bereits bei Offenblende von F1,8 erreicht es fast 40 lp/mm und weist einen zu vernachlässigenden Randabfall der Auflösung auf. Blendet man das Objektiv ab, so steigt die Auflösung im Bildzentrum auf bis zu knapp 48 lp/mm, allerdings zieht die Randauflösung kaum mit, so dass der Schärfeverlauf ungleichmäßiger wird. Interessanterweise maßen wir eine kissenförmige Verzeichnung, die aber nur am Bildrand sprunghaft auftritt. Hier wurde wohl nicht bis ganz in die Ecken korrigiert. Die chromatischen Aberrationen lassen sich wie auch beim Makro charakterisieren: Im Mittel kaum der Rede Wert, in extremen Ausprägungen aber durchaus für das geschulte Auge sichtbar. Die Randabdunklung ist gering und damit vernachlässigbar. Insgesamt ein Objektiv, das man gut bei Offenblende verwenden kann, womit es genau den Zweck erfüllt, der es auch so teuer macht.
Nachtrag vom 12. März 2012, 11.30 Uhr: Nach dem Hinweis eines Lesers haben wir uns dessen Auffassung angeschlossen, dass ab ISO 200 wahrscheinlich eine höhere Rauschunterdrückung greift und daher der gemessene Signal-Rauschabstand steigt und das Rauschen leicht absinkt.
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.