Aus dem digitalkamera.de-Testlabor
Bildqualität des Apple iPhone 7 Plus getestet
2016-11-30 Mit dem iPhone 7 Plus springt auch Apple auf den Doppelkamera-Zug auf, der sich aktuell bei Smartphones breit macht. Anders als Huawei setzt Apple jedoch nicht auf eine Monochrom- und eine Farbkamera, um die Bildqualität zu erhöhen, sondern auf zwei unterschiedliche Brennweiten, neben einem Weitwinkel gibt es auch ein "Tele"-Objektiv. Was sich technisch dahinter verbirgt und welche Bildqualität die beiden Kameras bieten, haben wir im Testlabor untersucht. (Benjamin Kirchheim)
Das Apple iPhone 7 Plus besitzt zwei Kamera mit unterschiedlicher Brennweite, Lichtstärke und Sensorgröße. Die Weitwinkelkamera besitzt den mit 1/2,9" etwas größeren Sensor als die Telekamera mit 1/3,6". [Foto: Apple]
Die Weitwinkelkamera bietet mit F1,8 eine hohe Lichtstärke. Die kleinbildäquivalente Brennweite beträgt 28 Millimeter, während die reale bei lediglich 3,99 Millimetern liegt. Das bedeutet einen Cropfaktor von sieben und mithin einen ziemlich kleinen 1/2,9"-Sensor, der mit zwölf Megapixeln bestückt ist. Der Empfindlichkeitsbereich reicht von ISO 25 bis 1.600. Wer nun meint, die "Telekamera" wäre mit demselben Sensor, aber lediglich einem anderen Objektiv ausgestattet, der irrt. Die Lichtstärke ist mit F2,8 deutlich geringer als im Weitwinkel, die kleinbildäquivalente Brennweite liegt bei 57 Millimetern. Es handelt sich also mitnichten um ein Tele, sondern lediglich um eine Normalbrennweite, die sich aber beispielsweise deutlich besser für Porträtaufnahmen eignet als die Weitwinkelkamera, die für "Kartoffelnasen" sorgt. Die reale Brennweite aber beträgt lediglich 6,6 Millimeter, was einem Cropfaktor von 8,6 entspricht. Mit 1/3,6" ist der Telesensor deutlich kleiner, muss also mit noch winzigeren Pixeln auskommen und lässt sich folgerichtig nur auf maximal ISO 1.250 statt 1.600 einstellen.
Im Testlabor musste das iPhone 7 Plus wie jede normale Kamera auch den üblichen Test durchlaufen. Die kompletten Labortestergebnisse inklusiven aller Diagramme sind über die weiterführenden Links abrufbar, im Falle des iPhone 7 Plus, wie bei jedem Smartphone, sogar kostenlos. Kamera-Labortests kosten hingegen 1,40 Euro im Einzelabruf. Im Rahmen einer Prepaid-Flatrate ab 2,08 Euro monatlich ohne automatische Verlängerung sind sogar alle über 1.600 Labortests einsehbar. Wer kostenlose Artikel wie diesen hier unterstützen möchte, kann dies übrigens mit dem Kauf von Labortests machen.
Bildqualität
Zunächst einmal lässt sich festhalten, dass beide Kameras des iPhone 7 Plus von der Bildmitte mit zum Bildrand genügend scharfe Ergebnisse liefern, um DIN A4 große Bilder davon auszudrucken. Zudem spielen Verzeichnung, Randabdunklung und Farbsäume praktisch keine Rolle. Betrachtet man aber die Auflösung genauer, so reicht diese nicht für viel mehr als DIN A4. Die Weitwinkelkamera bringt es auf 36 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) im Bildzentrum und 30 lp/mm am Bildrand bei jeweils 50 Prozent Kantenkontrast. Die zweite Kamera löst sogar nur 32 lp/mm im Zentrum und 27 lp/mm am Bildrand auf (alle Auflösungsangaben im Kleinbildäquivalent). Für Kameras mit zwölf Megapixeln Auflösung sind diese Werte nicht gerade viel, aber für den Alltag noch ausreichend. Die Messung der ISO-Empfindlichkeit offenbart wie schon beim iPhone 6S Plus, dass diese in Wahrheit deutlich höher liegt als tatsächlich eingestellt, beim 7 Plus ist sie sogar mehr als doppelt so hoch. Dies erklärt zumindest teilweise die schlechten Ergebnisse bei den weiteren Messungen.
Während die Weitwinkelkamera des Apple iPhone 7 Plus eine kleinbildäquivalente Brennweite von 28 Millimetern sowie mit F1,8 über eine hohe Lichtstärke verfügt, besitzt die zweite Kamera ein F2,8 lichtstarkes 57 Millimeter-Objektiv (KB). [Foto: Apple]
Der Signal-Rauschabstand des iPhone 7 Plus ist miserabel (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Selbst bei ISO 25 werden gerade einmal noch 35 dB erreicht, bei allen anderen Empfindlichkeiten ist der Wert deutlich schlechter. Damit einher geht ein Helligkeitsrauschen, dass bereits bei ISO 100 sichtbar und bei ISO 200 deutlich sichtbar und ab ISO 400 störend wird. Bei ISO 800 und 1.600 steigt es sogar noch deutlich weiter an. Hinzu kommt bei diesen beiden höchsten Empfindlichkeiten ein sichtbares Farbrauschen, das noch unschöner ist als das Helligkeitsrauschen. Nun könnte man vermuten, dass die Rauschunterdrückung zurückhaltend arbeitet und damit Bilddetails erhält. Aufgrund des schlechten Signal-Rauschabstands ist aber auch das nicht der Fall, wie die Messung feiner Texturen bestätigt. Nur bei ISO 25 gibt es keine Texturverluste, bei ISO 100 gehen bereits einige feinste Strukturen verloren, aber es sind gerade noch ausreichend genug Texturen vorhanden. Ab ISO 200 jedoch sind Detailverluste nicht mehr zu übersehen und ab ISO 400 fehlen viele feine Details, sodass die Bilder detailarm und obendrein verrauscht wirken.
Das Apple iPhone 7 plus verfügt nicht nur über mehr Kameras als das iPhone 7, sondern auch über einen größeren Bildschirm, der 5,5" in der Diagonale misst. [Foto: Apple]
Der Dynamikumfang ist immerhin bei ISO 25 und 50 mit fast elf Blendenstufen sehr gut und bis ISO 200 gut, sinkt darüber jedoch rapide ab. Die Tonwertkurve ist stark angesteilt für knackige Mittenkontraste, während der Ausgangs-Tonwertumfang bei allen Empfindlichkeiten nur im akzeptablen oder gar schlechten Bereich liegt. Die zur Verfügung stehenden 256 Helligkeitsabstufungen nutzt das iPhone nicht einmal zur Hälfte aus. Die Farbabweichung ist im Mittel nicht allzu hoch, einige Farben stechen aber mit einer überhöhten Sättigung und/oder Farbtonabweichung hervor. Immerhin schafft es das iPhone 7 Plus bis ISO 200 über vier Millionen Farben zu differenzieren, was wiederum ein ziemlich guter Wert ist. Erst ab ISO 800 wird die Farbdifferenzierung mit unter zwei Millionen Farben etwas schlechter.
Fazit
Bei der Bildqualität bekleckert sich das Apple iPhone 7 Plus nicht gerade mit Ruhm. Während andere Smartphone-Kameras immer besser werden, wie beispielsweise das jüngst getestete Huawei Mate 9, ist die Bildqualität des neuesten iPhones sogar ein gutes Stück schlechter als beim Vorgängermodell, erst recht bei höheren ISO-Empfindlichkeiten. Das bedeutet, dass man praktisch nur bei gutem Licht eine annehmbare Bildqualität beim Apple iPhone 7 Plus bekommt. Die gute Lichtstärke und der optische Bildstabilisator können die schlechte Leistung zumindest teilweise etwas kaschieren. Auch die längerbrennweitige Zweitkamera reißt es mit ihrem noch kleineren Bildsensor nicht heraus.