Aus dem digitalkamera.de-Testlabor

Bildqualitätstest der Samsung NX20 mit 18-55, 20-50 und 85/1.4

2012-09-04 Samsungs neue Top-Systemkamera NX20 kommt mit einem neuen 18-55-Millimeter in der dritten Generation daher. Das 18-55 wurde oft von uns kritisiert und das 20-50-Millimeter Pancake-Zoom als bessere Alternative herausgestellt – auch dieses Objektiv haben wir zum Vergleich in unserem Testlabor durchgemessen. Ebenfalls im Labortest an der NX20: Das Porträt-Tele 85 Millimeter mit einer maximalen Öffnung von F1,4.  (Benjamin Kirchheim)

Samsung NX20 [Foto: Samsung]Die NX20 besitzt einen ungefähr 20 Megapixel auflösenden Bildsensor im APS-C-Format, womit er sich genau in die Mitte zwischen die weit verbreiteten 16 und 24 Megapixel auflösenden Sensoren von Sony setzt. Samsung produziert seinen CMOS-Sensor jedoch selber und dieser wies in der Vergangenheit einige Probleme bei der Bildqualität auf – er hinkte den Sensoren von Sony und Canon teilweise deutlich hinterher. In der NX20 kommt nun ein neues Modell zum Einsatz, das angeblich stark verbessert worden sein soll. Und tatsächlich: Die NX20 glänzt von ISO 100 bis 400 mit einen hohen Signal-Rauschabstand von über 40 dB. Bis einschließlich ISO 3.200 bleibt der Signal-Rauschabstand im akzeptablen Bereich von über 35 dB. Damit liegt der Sensor mehr als zwei ISO-Stufen vor dem der NX11, ein spürbarer Sprung nach vorne für die NX20. Dennoch wird ab ISO 1.600 Luminanzrauschen sichtbar, das Farbrauschen hat Samsung besser im Griff, es stechen nur die Messwerte bei ISO 3.200 und 12.800 hervor. Die Rauschfeinheit ist bis ISO 400 auf allen Farbkanälen gut, ab ISO 800 wird der Blaukanal grobkörniger, ab ISO 1.600 der Rotkanal und darüber dann alle Kanäle. Aber auch bei allen diesen Werten lässt sich im Vergleich zur NX11 festhalten, dass die NX20 zwei ISO-Stufen besser abschneidet. Die Rauschunterdrückung wirkt sich jedoch auch auf die Wiedergabe feinster, kontrastarmer Details aus. Ab ISO 400 sinkt die Detailschärfe langsam, ab ISO 1.600 werden die Bilder sichtbar weicher, bei der höchsten Empfindlichkeit von ISO 12.800 sind sie schon fast im Bereich des stark Unscharfen. In diesem Punkt hat die NX20 gegenüber der NX11 deutlich abgebaut, denn die zeigte zwar viel Rauschen, aber bügelte im gesamten ISO-Bereich bis 3.200 fast keine Details weg, die Verluste waren hier eher auf Rauschüberlagerung zurück zu führen.

Samsung NX20 [Foto: Samsung]Die Eingangsdynamik liegt von ISO 200 bis 800 über zehn Blendenstufen, bei ISO 100 knapp darunter. Bei ISO 1.600 liegt die Dynamik noch bei etwas über neun Blendenstufen, darüber sinkt die Eingangsdynamik mit jeder ISO-Stufe recht deutlich ab. Auch hier wieder ein riesiger Sprung gegenüber der NX11, bei ISO 800 erreicht die NX20 ganze 2,5 Blendenstufen mehr Dynamikumfang! Die Tonwertkurve der Samsung NX20 ist nur leicht angesteilt. Die Bilder sind also in JPEG etwas geschönt, jedoch nicht zu stark, um für die Bildbearbeitung ungeeignet zu sein. Der Ausgangstonwertumfang ist bis ISO 800 sehr gut, darüber werden die bis zu 256 Helligkeitsstufen nicht mehr so gut differenziert. Farben zeichnet die Samsung dagegen sogar bis ISO 1.600 in sehr feinen Abstufungen auf, überhaupt ist die Farbwiedergabe insgesamt recht akkurat, der manuelle Weißabgleich arbeitet sehr genau. Orange- und Rottöne haben jedoch eine leichte Tendenz ins Gelbe, Gelb wiederum geht ganz leicht ins Grün.

Nach wie vor steht und fällt die Bildqualität aber mit den Objektiven. Leider enttäuscht hier auch die dritte Generation des 18-55-Millimeters. Selbst auf einem für 20 Megapixel kleinen Ausdruck in 20 mal 30 Zentimeter sind die Ecken sichtbar unscharf. Das gilt für die kurze und mittlere Brennweite bis einschließlich F5,6. Nur in Telestellung ist die Schärfeleistung für 20 x 30 cm in den Ecken ausreichend, bei den anderen Brennweiten ab F8. Immerhin rechnet Samsung die Randabdunklung praktisch vollständig aus den Bildern heraus. Die Verzeichnung hingegen ist wieder sehr stark, und zwar bei allen Samsung NX20 [Foto: Samsung]Brennweiten. Drei Prozent Tonnenform im Weitwinkel, ein Prozent Kissenform bei 30 Millimeter und fast zwei Prozent Kissenform in Telestellung sind mehr als deutlich sichtbar und stören je nach Motiv unangenehm im Bild. Chromatische Aberrationen sind hingegen kein großes Problem des Setobjektivs. Im Mittel sind sie gering, die extremeren Ausprägungen werden nur leicht sichtbar, vor allem im Weitwinkel bei Offenblende. Die MTF-Messung bei 50 Prozent Kontrast offenbart dann das Debakel der Randauflösung endgültig. Während bei F3,5 in 18-Millimeter-Stellung im Zentrum respektable 39 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) erreicht werden, sind es am Bildrand magere 17. Selbst bei F5,6 sind es nur 18 lp/mm am Bildrand, man muss schon auf F16 abblenden, um die 30 lp/mm knapp zu erreichen. Bei mittlerer Brennweite löst das Zentrum weniger, der Bildrand dafür mehr auf. Aber auch hier bekleckert sich das 18-55er nicht mit Ruhm. Einzig in Telestellung ist die Auflösung bei Offenblende von F5,6 in der Bildmitte und am Bildrand sogar fast gleich hoch. Beim Abblenden erhöht sich dann die Auflösung im Zentrum, am Bildrand nicht. Bei F16 verringert die Beugung die Zentrumsauflösung wieder so weit, dass sie identisch mit der Randauflösung ist. Der Autofokus der Samsung NX20 reagiert mit dem 18-55 mäßig schnell. 0,4 bis 0,45 Sekunden braucht er etwa, um von unendlich auf zwei Meter zu fokussieren. Das schaffen andere spiegellose Systemkameras fast in der halben Zeit. Immerhin arbeitet der Autofokus sehr präzise.

Samsung NX Lens 3.5-5.6 20-50 mm II OIS i-Function [Foto: Samsung]Wie schon vorher vermutet spielt das 20-50-Millimeter ist einer ganz anderen, deutlich höheren Liga. Allerdings muss man auf ein wenig Zoomumfang und vor allem den Bildstabilisator verzichten. Weder Vignettierung noch Verzeichnung zeigt das 20-50-Millimeter, allerdings ist die Verzeichnungskorrektur der Kamera bei diesem Objektiv eingeschaltet und lässt sich nicht deaktivieren, während sie beim 18-55 standardmäßig ausgeschaltet ist. Eine derartige Korrektur der Verzeichnung kostet in der Regel Bildschärfe, vor allem am Bildrand. Davon unbeeindruckt zeigt das 20-50 bei allen Brennweiten und Blenden auf 20 x 30 cm eine hervorragende Schärfe von der Bildmitte bis zum Bildrand. Hier muss schon die MTF-Messung herhalten, um die Schwächen der Auflösung zu finden. Dort springen die Maximalwerte im Bildzentrum bei 20 und 30 Millimeter Brennweite über die Marke von 50 lp/mm. Der Bildrand beginnt bei 20 Millimeter mit 37 lp/mm, was zwar einen Verlust von 25 Prozent an Auflösung bedeutet, aber für Offenblende und Weitwinkel durchaus in Ordnung geht. Auf F5,6 abgeblendet sinkt der Verlust auf unter 20 Prozent. Auch bei 30 Millimeter gibt es einen Auflösungsverlust von rund 25 Prozent, erst ab F8 wird die 20-Prozentmarke unterschritten. In Telestellung liegt die Auflösung mit etwas über 40 lp/mm insgesamt leicht niedriger, ist dafür aber hervorragend gleichmäßig von der Bildmitte bis zum Bildrand. Auch die Farbsäume des Objektivs sind so gering, dass man sie gar nicht erwähnen muss. Das 20-50 Millimeter empfiehlt sich damit klar als Alternative zum 18-55.

Samsung NX-Lens F1,4 ED SSA 85 mm i-Function [Foto: Samsung]Das Sahnestück dieses Labortests ist jedoch das 85 Millimeter mit F1,4 Offenblendlichtstärke. Schon mechanisch glänzt das Objektiv mit einer soliden Verarbeitung aus Metall, Samsung beweist damit, dass man auch Premium-Objektive bauen kann. Zudem arbeitet der Ultraschall-Autofokus unhörbar, schnell und präzise, gerade auch weil bei Offenblende fokussiert wird. Abbildungstechnisch ist das Objektiv ebenfalls in der Spitzenliga zu finden. Schon bei Offenblende knackt es im Bildzentrum spielend die 50 lp/mm, der Höchstwert von 57 lp/mm wird schon bei F4 erreicht, danach verringert Beugung die Auflösung ganz leicht (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Damit wäre auch bewiesen, dass sich der 20-Megapixel-Sensor von Samsung nicht hinter den hochauflösenden Modellen von Canon oder Nikon zu verstecken braucht, ganz im Gegenteil, die Marktführer müssen sich hier warm anziehen. Der Auflösungsverlust zum Bildrand liegt bei Offenblende bei rund 25 Prozent – für ein Porträttele ist das in Ordnung, das wesentliche Motiv liegt hier meistens im Zentrum. Mit über 37 lp/mm ist die Randauflösung aber auch schon hoch. Bis F8 kann sie sich auf knapp 46 lp/mm steigern, das Zentrum liegt hier noch bei gut 54 lp/mm. Über die Schärfeleistung auf 20 x 30 cm braucht man gar nicht diskutieren, sie ist über jeden Zweifel erhaben. Und auch Verzeichnung, Randabdunklung und chromatische Aberration sind so gering, dass man sie unter den Tisch fallen lassen kann. Wer ein richtig gutes Objektiv zu seiner NX-Kamera möchte, mit der Brennweite und Lichtstärke etwas anfangen kann und der Preis nicht schreckt, der sollte unbedingt zuschlagen, denn mit dem 85 Millimeter F1,4 zeigt Samsung eindrucksvoll, dass man in Korea sehr hochwertige Objektive – optisch wie mechanisch – bauen kann.

Samsung NX Lens 85 mm 1.4 ED SSA i-Function mit Samsung NX20 (v6.0)

Auflösung MTF


NX20

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.


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