Praxistest

Bilora Ringblitz DC 140 RF

2008-03-11 Für einen Ringblitz, der auf der Wunschliste vieler Makrofotografen sehr weit oben steht, mussten vor kurzem noch Beträge ab 400 EUR bezahlt werden. Auch die Fremdblitze von Sigma oder anderen Herstellern sind kaum unter 350 EUR zu haben. Seit ein paar Monaten ist unter dem Namen Bilora ein vollautomatischer TTL-Ringblitz für digitale Spiegelreflexkameras von Nikon und Canon erhältlich, der weniger als 150 EUR (UVP) kostet. Ist dieses Gerät sein Geld wert, oder sollte man lieber etwas sparen und auf Originalgeräte oder die Geräte der bekannten Fremdhersteller zurückgreifen? Diesen Fragen geht unser Praxistest nach.  (Ralf Conrads)

Bilora Ringblitz [Foto: Bilora] Warum ein Ringblitz? Richtige Makrofotografie beginnt nicht bei Abbildungsmaßstäben von 1:4, wie sie mit den meisten Standard-Zoomobjektiven möglich sind. Damit sind bestenfalls Format füllende Aufnahmen von Gegenständen möglich, die größer als eine Streichholzschachtel sind. Für echte Makroaufnahmen in den Maßstäben 1:2 bis 1:1 wird ein Makroobjektiv benötigt. Damit lassen sich dann auch schon ein Insekt oder Ausschnitte einer Blüte in beeindruckender Detaillierung abbilden. Wer sich jedoch schon einmal mit einem Makroobjektiv in diese kleine Welt begeben hat, wird schnell festgestellt haben, dass die Beleuchtung von sehr kleinen Objekten nicht einfach ist. Das Umgebungslicht reicht in den meisten Fällen nicht aus, um eine sehr kleine Blendenöffnung zu erreichen, die notwendig ist, um eine ausreichende Schärfentiefe in diesem extremen Nahbereich zu bekommen. Deswegen erscheint der Einsatz eines Blitzgerätes hier ratsam. Der eingebaute Blitz oder ein Aufsteckblitz wird oft von dem Objektiv verdeckt, so dass kein Licht beim Objekt ankommt. Selbst wenn das Objekt vom Blitzlicht erreicht wird, entstehen durch die einseitige Beleuchtung oft unschöne Schatten. Abhilfe schafft hier ein Ringblitz. Bei einem solchen Blitzgerät ist die Blitzröhre kreisförmig und umschließt die Frontlinse des Objektivs. Damit ist eine schattenfreie, sehr weiche Beleuchtung von kleinsten Objekten ohne Probleme möglich.

Praxistest - Blüte ist vom Stinkenden Storchschnabel, aufgenommen mit Blende 20 [Foto: Ralf Conrads] Der Bilora Ringblitz D 140 RF wird für digitale Spiegelreflexkameras von Canon und Nikon angeboten. Nach Aussage des Herstellers wird bei Canon E-TTL(2) und bei Nikon i-TTL unterstützt. Das Gerät hat auf ISO 100 bezogen eine Leitzahl von 14, was für Aufnahmen im Nahbereich selbst mit kleinsten Blendenöffnungen vollkommen ausreicht. Der Ausleuchtwinkel entspricht – auf das APS-C Format bezogen – dem Bildwinkel eines 24mm-Objektivs. Da Makroobjektive Brennweiten von etwa 50 mm bis 100 mm haben, gibt es also keine Probleme mit Vignettierungen. Als Stromversorgung dienen vier Mignon-Batterien. Mit Alkali-Mangan-Batterien sind ca. 300 Blitze mit voller Leistung möglich, mit NiMH-Akkus kann ca. 200-mal geblitzt werden. In der Praxis ergeben sich höhere Werte, weil im Nahbereich selten mit voller Leistung geblitzt wird. Die Farbtemperatur liegt bei tageslichtähnlichen 5.600 K. Im Lieferumfang des Gerätes sind neben einer deutschen Bedienungsanleitung Adapterringe mit den Durchmessern 55, 58, 62 und 67 mm enthalten; ohne Adapterring lässt sich der Blitz an Objektiven mit 52 mm Durchmesser verwenden. Die Bedienelemente des Blitzgerätes sind schnell beschrieben: Es gibt einen Ein/Aus-Schalter und einen Knopf zum manuellen Auslösen des Blitzes sowie eine kleine Leuchtdiode, welche die  Blitzbereitschaft signalisiert. Zwischen der Ringblitz-Röhre und der Steuereinheit, die auf die Kamera gesteckt wird, ist ein mit 50 cm Praxistest - Hausspinne, abgelichtet im Maßstab 1:1 bei Blende 16 [Foto: Ralf Conrads]ausreichend langes Kabel, und alles zusammen wiegt ohne Batterien ca. 250 g. Das Steuergerät ist ohne erkennbaren Sinn schwenkbar und hat vorne eine Kunststoffverkleidung, die aussieht wie ein Infrarot-Hilfslicht. Es ist aber kein Hilfslicht vorhanden, das bei der Fokussierung unterstützt. Sowohl die Blitzeinheit als auch das Steuergerät sind komplett aus Kunststoff gefertigt. Die Verarbeitung ist solide, auch wenn auf den zweiten Blick erkennbar ist, dass bei der Fertigung mehr auf die Kosten als auf die Schönheit geachtet wurde. Kompatibel ist der Blitz mit den meisten aktuellen digitalen Spiegelreflexkameras von Canon und Nikon. Besitzer einer Canon EOS 40D müssen beim Kauf unbedingt darauf achten, dass sie einen Ringblitz bekommen, der nach dem November 2007 produziert wurde; erst ab diesem Datum ist der Blitz mit der Canon EOS 40D verwendbar. Ein Vermerk über die Kompatibilität zu dieser Kamera findet sich auf der Verpackung.

Praxistest - Früchte einer Eibe im Maßstab ca. 1:2 bei Blende 5,6 [Foto: Ralf Conrads] In der Praxis lassen sich mit dem Bilora D 140 RF einfach und ohne viele Vorkenntnisse beeindruckende Makroaufnahmen anfertigen. Das Steuergerät ist schnell auf dem Blitzschuh des Kameragehäuses aufgesteckt und kann mit einer Rändelschraube fixiert werden. Die Befestigung am Objektiv erfolgt – mit oder ohne Adapterring – über einen großen, gezahnten Ring, der drehbar mit der Blitzeinheit verbunden ist. Nach dem Einschalten ist der Blitz mit frischen NiMH-Akkus nach ca. 4-5 Sekunden einsatzbereit. Die gleiche Zeit vergeht in etwa zwischen Blitzen bei voller Leistung. Da der Ringblitz über eine Thyristorschaltung verfügt, liegt die Blitzfolgezeit in der Praxis erheblich darunter. Selbst bei kleinsten Blendenöffnungen von 16-32 wird im Nahbereich mit einem Motivabstand zur Frontlinse zwischen 2 cm bis 10 cm nicht die gesamte Blitzleistung abgegeben, so dass von Blitz zu Blitz in den meisten Fällen nicht mehr als eine halbe Sekunde Zeit vergeht. Die für Blitzaufnahmen erforderliche Synchronisationszeit wird vom Blitz automatisch an der Kamera eingestellt. Wenn die Kamera auf  Zeitautomatik eingestellt ist, braucht man jetzt nur noch die Blende vorzuwählen, die Schärfe einzustellen und auf den Auslöser zu drücken. Die TTL-Blitzmessung der Kamera sorgt dafür, dass der Blitz nur die Leistung abgibt, die für eine korrekte Praxistest – Mücke auf einer Raufasertapete, bei Blende 22 im Maßstab 1:1 [Foto: Ralf Conrads]Belichtung erforderlich ist. Selbstverständlich kann auch mit der Programmautomatik gearbeitet werden. Es empfiehlt sich jedoch die Zeitautomatik, weil hier die Blende vorgegeben werden kann. Im extremen Nahbereich sind hier Werte zwischen 8 und 22 sinnvoll. Noch kleinere Blendenöffnungen sollten nicht verwendet werden, weil es sonst zu Beugungsunschärfen kommen kann. Die Blitzaufnahmen mit dem Bilora D 140 RF zeichnen sich durch eine ausgewogene, farbrichtige und sanfte Belichtung aus. Ausreißer wie starke Über- oder Unterbelichtungen sind bei unseren Tests nicht vorgekommen. Ein relativ unbekannter Einsatzbereich für diesen Ringblitz ergibt sich auch in der Personenfotografie. Durch die frontale, weiche und schattenfreie Beleuchtung lassen sich sehr stilvolle Porträts machen. Hierbei ist jedoch etwas Übung erforderlich, und es treten fast immer rote Augen auf, die sich jedoch leicht mit einem Bildbearbeitungsprogramm entfernen lassen.

Fazit Der Ringblitz Bilora D 140 RF, der schon für unter 150 EUR erhältlich ist, braucht sich hinter seinen großen Brüdern von Nikon, Canon oder Sigma nicht zu verstecken. Wer auf ein LCD-Display am Blitz und vielfältige, manuelle Einstellungen verzichten kann, bekommt mit dem D 140 RF ein Gerät, mit dem die echte Makrofotografie erst richtig Spaß macht. Ohne Stativ und aus freier Hand sind schnell und vollautomatisch beeindruckende Fotos aus der Welt des Unscheinbaren möglich.

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