Mini-PMA

CES als Paukenschlag am Beginn des Fotojahres 2008

2008-01-11 Groß waren sie nicht, die Erwartungen, die man in der Fotobranche an die CES 2008 hatte, nachdem im vergangenen Jahr kaum Neuheiten geboten wurden und die Fotohersteller über die ganze Messe verteilt waren. Die Meldungen, die dann ab Jahresbeginn zu fluten begannen, haben die Skeptiker schnell eines Besseren belehrt. Mit insgesamt 23 teilweise sehr interessanten neuen Kameras von Samsung, Casio, Kodak und Sony (siehe weiterführende Links) und etlichen Neuheiten im Bereich Fotozubehör hat die Consumer Electronics Show das Fotojahr 2008 mit einem Paukenschlag eröffnet. Außerdem war die Fotobranche dieses Jahr in Las Vegas besser organisiert und die Bemühungen der für die Messe verantwortlichen Consumer Electronics Association (CEA), die Digitalfotografie zu einem Schwerpunkt zu machen, stecken zwar noch in den Kinderschuhen, tragen aber bereits Früchte.  (Daniela Schmid)

International Consumer Electronic Show CES Las Vegas 2008 – digitalkamera.de-US-Korrespondentin Daniela Schmid auf der CES 2008 in Las Vegas [Foto: Daniela Schmid] Wer in Halle South 3 unterwegs war, konnte den "Digital Imaging Showcase" nicht verfehlen. Mit breiten Bodenmarkierungen und riesigen Deckenschildern wurden die Besucher zu den dort vertretenen Herstellern geleitet. Rund ein Viertel der Hallenfläche stand Anbietern zur Verfügung, die sich mit Digital Imaging identifizieren. Eine Firma, die aufgrund dieses Angebots in diesem Jahr zum ersten Mal Aussteller war, ist Vertus mit Fluid Mask 3. Ohne die Bühne des Digital Imaging Showcase erschien den Newcomern aus Großbritannien der Messeauftritt relativ sinnlos; sie haben daher das Vorhaben unterstützt, sich mit anderen Ausstellern zum "Showcase" zusammenzuschließen. Zu den anderen dort vertretenen Firmen gehörten Wacom, Delkin Devices, Quik Pod und der Speicherkartenanbieter ATP. Dazwischen gab es auch einige Aussteller, bei denen man erst auf den zweiten Blick herausfand, warum sie bei Digital Imaging angesiedelt waren. Hinter Aktenvernichtern an einer von außen kaum erkennbaren Wand hatte beispielsweise Royal neben seinem Office-Equipment digitale Bilderrahmen versteckt. Einige amerikanische Fotohändler hatten sich ebenfalls im Digital Imaging Showcase zusammengefunden, bei ihnen gab es aber nichts Neues zu sehen. Diejenigen, die – im Showcase komprimiert – eine Übersicht über Kameras erwartet hatten, wurden allerdings enttäuscht. Im Randbereich waren immerhin HP, Kodak, Corel, Pinnacle Systems, Lexar und immerhin in der gleichen Halle Pentax und SanDisk zu finden. Die großen Anbieter wie Canon, Panasonic, Sony und Samsung präsentierten sich in der Central Hall. Sie haben auf der CES in der Regel einen anderen Schwerpunkt als Digitalkameras, und dieses Jahr ging alles um High Definition. Camcorder und Flatscreen entführten einen in die HD-Welt und zu Demonstrationszwecken wurden auf großen Showbühnen stündlich actionreiche Vorführungen geboten. Die Digitalkameras waren zumindest am Stand immer mit von der Partie, und auch sie konnte man mit Pappfamilien für die Gesichtserkennung oder Rüttelmaschinen für die Bildstabilisierung testen. Der Sony-Stand war jedoch so riesig, dass man sich zu den eher bescheiden ausgestellten Alpha-SLRs erst einmal durchfragen musste, und auch der Demostand der erstmals vorgestellten International Consumer Electronic Show CES Las Vegas 2008 – Digitale Mini-Bilderrahmen von Digital Foci [Foto: Daniela Schmid] Transfer-Jet-Technologie (siehe weiterführende Links) ging im Getümmel eher unter. Dennoch ist die CES wahrscheinlich für diese Art von Neuentwicklungen die bessere Plattform als die rein fototechnisch orientierte PMA. Die Vernetzung der Digitalkameras mit anderen Geräten wie Fernseher, mobilen Speichergeräten, Handys usw. ist schon seit ein paar Jahren am Laufen und nimmt stetig weiter zu. Wo sonst könnte man diese Art der Zukunftstechnologien so gut zeigen wie auf der CES, wo eh schon alles präsent ist, was unter Consumer Electronics fällt?

So hat auch Panasonic die Messe als Anlass genommen, seine neue Wireless-Kamera vorzuführen. Im Moment noch in der Entwicklungsphase und nicht auf konkrete Kameramodelle festgelegt, wird die Wireless-Technologie das direkte Hochladen von Fotos auf die Google-Picasa-Website an T-Mobile-Hotspots ermöglichen. Pro Bild dauert der Upload etwa acht bis zehn Sekunden. Sobald alle Fotos online sind, erhält man eine E-Mail mit der entsprechenden URL zugesandt. Der Service wird im ersten Jahr umsonst sein und danach rund 5 US$ pro Monat kosten. Wie die Wireless-Verbindung in Deutschland umzusetzen ist und wie viel sie kosten könnte, ist noch völlig unklar. Auch wann das Konzept in den USA starten kann, ist noch offen. Auf die Frage hin, ob die Wireless-Verbindung auch Zuhause zum Herunterladen der Bilder auf den eigenen PC verwendet werden könnte, erhielt man dezente Hinweise, dass heutzutage alles um Foto-Sharing ginge und das Herunterladen ja bereits über USB oder Speicherkartenslot perfekt funktionieren würde. Also nur Picasa, aber Wireless ist sicher in den nächsten Jahren noch weiter ausbaufähig.

Eine weitere interessante Neuerung wurde von Ortery Technology vorgestellt, das photosimile 5000. Im Wesentlichen handelt es sich Ortery Photosimile 5000 [Foto: Ortery Technologies] dabei um eine quadratische Licht-Box (28 x 28 x 28 Zoll) mit einer rotierenden Scheibe für 3D-Produktfotografie. Die Scheibe trägt ein Gewicht von bis zu rund 11 Kilogramm. Gesteuert wird der Vorgang vom PC aus, über den man per Vorschau bereits das Produkt positioniert und den Bildausschnitt bestimmt. Der Menü-Button Snap löst die Kamera aus und lädt das Bild automatisch auf den PC. Das war beim Vorgängermodell photosimile 100 schon realisierbar, bei der Neuvorstellung kommt der 3D-Faktor dazu. Die Drehscheibe und ein Kameraarm ermöglichen 72 Bilder pro 360°-Drehung aus neun verschiedenen Winkeln. Die Software fügt 20 Fotos in rund 150 Sekunden zusammen, woraus dann leicht GIFs oder Flash-Animationen für das Internet erstellt werden können. Das soll kleineren Betrieben mit wenig Budget für professionelle Fotografen in die Lage versetzen, selbst die nötigen Bilder in Profiqualität herzustellen. Die Markteinführung in den USA ist für März 2008 zu einem noch unbekannten Preis geplant. Wie es mit einer Verfügbarkeit in Deutschland aussieht, ist noch unklar.

Ebenfalls Geschäftsleute ansprechen will Noritsu mit seinen Fotodrucklösungen für den Handel. Zweck ihrer Präsenz auf der CES war das Erschließen eines neuen Kundenkreises. Die PMA ist für die traditionellen Fotohändler da, auf der CES sollen dagegen die Anbieter kontaktiert werden, die bisher vielleicht noch nicht darüber nachgedacht hatten, einen Bilderservice anzubieten. Kunden mit Fotoabzügen zu locken, ist für Noritsu ein Argument für den Kauf eines ihrer Drucker.

International Consumer Electronic Show CES Las Vegas 2008 – Neuer 10-Zoll-Bilderrahmen von HP [Foto: Daniela Schmid] Wenn man den Blick vom Büro und Händler auf den Consumer zuhause richtet, so ist ein Produkt nach wie vor am Boomen: der digitale Bilderrahmen. Überall auf der Messe ist er zu finden, sowohl bei traditionellen Herstellern wie Kodak und HP als auch bei diversen Kleinstanbietern oder neuerdings auch bei Monitoranbietern wie Viewsonic. Der Display-Hersteller hat nach dem Motto “Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ beschlossen, am Boom der Rahmen teilzunehmen – wer einen TFT-Monitor bauen kann, ist auch als Produzent von digitalen Bilderrahmen geeignet. Den Anfang machen ein 7- und 8-Zoll-Panorama-Modell und ein 8-Zoll-Rahmen im herkömmlichen Bildformat 4:3. Außer dass die Rahmen preislich attraktiv, designbetont und von guter Bildqualität sind, wurden noch keine weiteren technischen Details von Viewsonic bekannt gegeben. Dies soll zur baldigen Markteinführung in Deutschland nachgeholt werden; digitalkamera.de wird entsprechend berichten und die Neueinsteiger vorstellen.

HP ist seit rund vier Monaten mit Bilderrahmen am Markt und hat seine Palette ebenfalls aufgestockt. Neu ist neben dem 7- und 8-Zoll-Modell ein 10-Zoller, zu dem noch keine genauen technischen Angaben vorliegen. Zur PMA Ende Januar 2008 soll er – zusammen mit einer verbesserten Plattform für HPs Bestellservice Snapfish – mit allen Details vorgestellt werden. HP legt besonderen Wert auf Designvielfalt, und so sind neben dem klassisch schnörkeligen Holzdesign auch Acryl- und Klavierlackoptik zu finden. Trotz der relativ jungen Kollektion ist HP sehr stolz auf die Rahmen und besonders zufrieden mit dem Abverkauf. Weihnachten hat dem Hersteller Rahmen-Rekordverkaufszahlen beschert, und man hofft, dass sich nach den Feiertagen die positiven Zahlen halten lassen. Die Produktion kommt jedenfalls mit der Nachfrage kaum hinterher.

Von Kodak gibt es Ähnliches zu berichten, dort wurde die International Consumer Electronic Show CES Las Vegas 2008 – Die neue Samsung NV24HD [Foto: Daniela Schmid] Rahmenkollektion um ein WiFi-Modell erweitert, das im Display per E-Mail meldet, wenn neue Fotos online stehen. Dieser Service ist allerdings auf die Kodak Web-Gallery beschränkt. Ebenfalls WiFi und zusätzlich die Steuerung des Rahmens über Touchscreen bietet der Shogo SG 080. Bilder können vom Webportal myshogo.com ausgewählt und herunter geladen werden. Zur weiteren Ausstattung gehören Kartenslots für alle gängigen Modelle, 1 GByte interner Speicher und eine Fernbedienung für diejenigen, die sich an den Fingerabdrücken auf dem Touchdisplay stören. Ob der Shogo nach Deutschland kommen wird, ist ungewiss. Groß am Markt in den USA und vielfach ausgezeichnet ist der Rahmenhersteller Digital Foci. Neu sind bei ihm jeweils ein 15-, 8- und 6-Zoll-Modell, die sich durch 200 MBytes internen Speicher und die hohe Auflösung auszeichnen. Besonders der 6-Zoller ist mit 640 x 480 Pixeln in seiner Kategorie absolut führend. Das 8-Zoll-SVGA-Display (800 x 600 Pixel) sticht mit LED-Backlight aus der sonstigen Rahmensammlung hervor. Alle Modelle der "Image Moments"-Serie können per Adapter mit individuell angefertigten Rahmen versehen werden. Digital Foci, die ihre Rahmen im High-End-Segment ansiedeln, planen für dieses Jahr 2008 den Sprung über den Atlantik nach Deutschland. Die Konkurrenz ist sicher groß, aber die Nachfrage rechtfertigt vielleicht den Schritt.

Im Gegensatz zu Digital Foci machen viele andere Rahmenanbieter den Eindruck, mit Gewalt Kapital aus dem Boom schlagen zu wollen. Royal beispielsweise hat gute Ideen mit einem Touchscreen-Rahmen, der eine sehr komfortable Bedienung bietet. Andererseits pappt der Hersteller aber überall ein Display drauf, wo es nur irgendwie geht. So kann man dort Geldscheinklammern, Gürtelclips und Wetterstationen mit Fotoanzeige erwerben. In den USA mag das erfolgreich sein, der deutsche Markt wird da sicher zurückhaltender reagieren. Einen ganz anderen Ansatz hinsichtlich Bilderrahmen verfolgt Delkin Devices, die ab der PMA mit ihrem "LumiPrint" auf dem Markt sein wollen. LumiPrint ist ein beleuchteter Bilderrahmen, der keine digitale Anzeige hat, sondern klassisch ein Foto fasst und sich vornehmlich durch einen Lichtschalter mit Dimmer auszeichnet. Mit rund 30 US$ ist diese Variante zwar preisgünstig, ob sie sich aber gegen die digitalen Bilderrahmen durchsetzen kann, ist zweifelhaft.

titaniumbeschichtete Filter von Tiffen [Foto: Daniela Schmid] Neben den Rahmen waren Speicherkarten ein großes Thema auf der Messe (siehe weiterführende Links). Ansonsten waren diverse Zubehöranbieter vertreten, die die eine oder andere Neuheit im Gepäck hatten. Von Tiffen, einem Filterhersteller, gibt es ab Ende dieses Monats titaniumbeschichtete Filter. Die Digital-HT-Filter sind zweifach mit Titanium vergütet und erfüllen so selbst die harten Anforderungen der amerikanischen Armee hinsichtlich Stabilität, Härte und Lebensdauer. Die Beschichtung hat den Vorteil, dass sie sich leicht reinigen lässt, ohne dass man sich dabei über Kratzer Sorgen machen muss, und sie reflektiert gerade mal ein Prozent des auf den Filter treffenden Lichts. Der Rest wird ohne Verluste durchgelassen. Ein Titaniumring in Kombination mit schwarzem Plastik, das aus Reflektions- und Kostengründen zum Einsatz kommt, lässt die Titaniumfilter auch äußerlich hervorstechen. Preise stehen noch keine fest, aber für einen Polfilter mit 72 mm Durchmesser muss man wohl um die 100 US$ im Budget einkalkulieren. Die Titaniumfilter werden von 52-82 mm in verschiedenen Ausführungen erhältlich sein, dazu gehören Pol-, UV- und verschiedene Farbfilter. Für alle, die Filtereffekte erst hinterher am Computer einsetzen möchten, bietet Tiffen seine Software Tiffen Dfx an. Diese soll (weltweit einzigartig laut Tiffen) das wahre Verhalten von natürlichen Glasfiltern simulieren. Für Photoshop-Anwender steht Dfx auch als Plug-in-Suite zur Verfügung. Die Standardversion wird 100 US$ kosten, die vollständige Filtersammlung 300 USD.

Zubehör, das neben dem Kameraeinsatz weitere Unterhaltungselektronik einbezieht, kommt beispielsweise von Joby. Der "Gorillapod Go-Go" ist für alles gedacht, was man an Geräten im Alltag so mit sich herumschleppt, vom mp3-Player über Navigationsgeräte bis hin zur klassischen (Kompakt-)Kamera. Am Grundkonzept des sich überall hinbiegenden Gorillapod hat sich nichts geändert. Der Go-Go kommt mit 29 Einzelgliedern und Saugnapf. Für Kameras verfügt er über eine 1/4-Zoll-Schraube. Ab März kommt der neue Gorilla in den Handel, ein Preis steht noch nicht fest.

Wer auf der CES nichts Neues im Bereich Foto gezeigt hat, der hat zumindest schon mal die Gerüchteküche angeheizt. Hinter vorgehaltener Hand munkelt man von drei neuen Canon-DSLRs, und auch bei Sony und Samsung rechnet man fest mit einer weiteren DSLR. Nikon und Fujifilm, die auf der CES nur in Meetingräumen und nicht auf dem Showfloor zu treffen waren, werden sich sicher nicht von den anderen überrumpeln lassen, und Olympus, die auf der CES dieses Jahr pausiert haben, bereitet sicher im Stillen auch schon Neuheiten vor. Aber nicht nur Kameras wird es geben. Drucker und weiteres Fotozubehör sind in Vorbereitung.

Messestand von Canon [Foto: Daniela Schmid] Zusammenfassend muss man noch einmal die Frage stellen, was die Einführung des Schwerpunkts Digital Imaging auf der CES gebracht hat. Die Anfänge sind sehr verhalten, da viele Traditionshersteller noch außerhalb des neu etablierten "Digital Imaging Showcase" zu finden waren und im Falle der Elektronikgiganten weiter sein werden. Auch die Veranstaltung "Spotlight on Digital Imaging" im Hotel Renaissance am zweiten Messetag hat gerade einmal zehn Hersteller angezogen, wovon Kodak und Pentax die Namhaftesten waren. Und leider hatte Pentax dieses Jahr überhaupt keine Neuerungen im Gepäck. Die im Vorfeld der Veranstaltung versprochenen heißen Trends waren auf der Veranstaltung also nicht zu finden. Dennoch muss man dem Veranstalter CEA und ihrem Co-Sponsor, dem Magazin "PictureBusiness", hoch anrechnen, dass sie den Schritt gewagt haben, den Grundstein für den Schwerpunkt Digitalfotografie zu legen. Als Plattform für lebhafte Diskussionen zum Thema “Wie biete ich dem Consumer als Händler möglichst viel Service?“ war die Gemeinschaftsveranstaltung "Spotlight on Digital Imaging" jedenfalls ideal. Weitere Hersteller sollen nächstes Jahr als Teilnehmer folgen. Die vielen Neuheiten zusammen mit diesen ersten Bemühungen haben jedenfalls dazu beigetragen, dass unzählige Gerüchte über die PMA herumschwirren. Die Nähe zur CES soll sie Besucherzahlen kosten, und angeblich wird laut Auskunft von "PictureBusiness" schon darüber nachgedacht, die PMA 2009 wieder in den Monat März zu verschieben. Aber jetzt soll sie erst einmal kommen, die PMA 2008, und wir sind gespannt, welche Neuerungen sie im Gepäck haben wird. digitalkamera.de-US-Korrespondentin Daniela Schmid wird auch Ende des Monats vom 31.1. bis 2.2. wieder in Las Vegas sein und von der Fotomesse berichten.

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