EOS für den schmalen Geldbeutel
Canon EOS 1000D attackiert Nikon D60, Sony Alpha 200 & Co.
2008-06-10 Die Nikon D60 und die Sony Alpha 200 bekommen also doch noch Konkurrenz! Vor knapp einem Monat haben wir von einer EOS 1000D berichtet, die sich preislich und ausstattungstechnisch unter der EOS 450D ansiedeln dürfte – jetzt ist die "Low Budget"-EOS da. Heute Morgen hat Canon die EOS 1000D offiziell vorgestellt, und wie erwartet, handelt es sich dabei um eine kaum "abgespeckte" EOS 450D. Im Set mit dem Objektiv EF-S 18-55 mm 1:3.5-5.6 IS soll die EOS 1000D zirka 650 EUR kosten und ist damit rund 200 EUR günstiger als ihre Schwester bei der Markteinführung. (Yvan Boeres)
Die neue EOS 1000D unterscheidet sich dabei nur unwesentlich von der EOS 450D. Der größte Unterschied liegt wohl bei der Auflösung. Während die große Schwester der 12-Megapixel-Klasse (genau 12,2 Megapixel effektiv) angehört, muss sich das preisgünstigere Modell mit "nur" 10,1 Megapixeln begnügen. Ein Sensorreinigungsmechanismus ist aber auch hier mit an Bord, so dass das eingesparte Geld nicht gleich in geeignetes Putzzeug zurück investiert werden muss. Durch die geringere Auflösung fällt die maximale Bildgröße auf 3.888 x 2.592 Bildpunkte. Die EOS 1000D kann zwar neben JPEG-Bildern auch RAW/CR2-Aufnahmen machen, aber nur mit 12 Bit Farbtiefe (14 Bit bei der EOS 450D). Weil die Tonwertprioritätsfunktion der EOS 450D auf die höhere Farbtiefe aufbaut, fällt diese Funktion bei der EOS 1000D weg. Die automatische Belichtungsoptimierung bleibt aber erhalten, d. h. Schatten werden weiterhin elektronisch aufgehellt.
Gemeinsam haben die EOS 1000D und die EOS 450D die Farbraum-Einstellungen (sRGB und AdobeRGB), die Anzahl und Bezeichnung der Picture Styles (= Bildparameter-Voreinstellungen), alle Weißabgleich-Einstellungen, die Reihenautomatiken (für Belichtung und Weißabgleich) sowie die zuschaltbaren Rauschunterdrückungsoptionen (Langzeitbelichtungs- und Hochempfindlichkeits-Rauschunterdrückung). Dafür ist das Sucherbild bei der EOS 450D nicht ganz so groß wie bei ihrer Schwester (0,81- vs. 0,87-fache Sucherbildvergrößerung); der Sucherkomfort für Brillenträger ist dank verlängertem Augenabstand (21 vs. 19 mm) sogar geringfügig besser und die Sucheranzeigen sind dieselben (inkl. eingestelltem ISO-Wert). Nicht eingespart wurde die Abblendtaste – wofür Canon besonderes Lob gebührt. Dass der Autofokus jetzt nur noch sieben Messfelder (9 AF-Punkte bei der EOS 450D) aufweist, ist ein "Verlust", der von den meisten Benutzern extrem leicht zu verschmerzen sein dürfte.
Bei der Belichtungsmessung fehlt der EOS 1000D wieder die Spotmessung, die die EOS 450D gerade erst bekam. Zur Auswahl stehen so die Matrix- bzw. Mehrfeldmessung mit 35 Messfeldern, die gute alte mittenbetonte Integralmessung und die Selektivmessung (sozusagen eine "gröbere" Spotmessung). Die Belichtungsprogramme bleiben dieselben, die Belichtungsfunktionen auch, und selbst am Einstellbereich für die Lichtempfindlichkeitsstufenregelung (ISO 100 bis 800 in der Vollautomatik und dem Motivprogrammen bzw. ISO 100 bis 1.600 in den übrigen Belichtungsprogrammen) ändert sich nichts. Canon hätte beim Verschluss sparen können – hat es aber nicht getan. Auch bei der EOS 450D sind Verschlusszeiten von 30 bis 1/4.000 Sekunde einstellbar, und die maximale Blitzsynchronzeit im Normalbetrieb (d. h. ohne zugeschaltete Highspeed-Blitzsynchronisation) verweilt bei 1/200 Sekunde. Apropos Blitzen: Der eingebaute Miniaturblitz (LZ 13 bei ISO 100) wurde nicht durch ein leistungsschwächeres Modell ersetzt, und die EOS 1000D unterstützt die E-TTL-II-Blitzbelichtungsmessung und -steuerung in vollem Umfang.
Was die EOS 1000D im Gegensatz zu den ranghöheren Modellen nicht kann, ist drahtlos aus der Ferne ausgelöst zu werden. Der kleine Infrarot-Empfänger für die optionalen IR-Fernbedienungen RC-1 und RC-5 fiel dem Rotstift zum Opfer – nicht aber der Anschluss für die elektrische Kabelfernbedienung RS-60E3. Bei den Selbstauslöser-Einstellungen gibt es keine Funktionskürzungen zu befürchten. Leicht gedrosselt wurde die Serienbildgeschwindigkeit. Während die EOS 450D sowohl bei JPEG- als auch bei RAW-Aufnahmen auf eine Bildfrequenz von bis zu 3,5 Bildern pro Sekunde kommt, erreicht die EOS 1000D bei JPEGs noch eine Frequenz von 3 Bildern pro Sekunde, die bei RAW aber auf die Hälfte (also 1,5 Bilder/s) einbricht. Es sind bei der EOS 1000D auch nur 5 RAW-Aufnahmen in Folge möglich (4 bei RAW/JPEG-Simultanaufzeichnung), wobei im JPEG-Format bis zu 514 Bilder in Folge drin sind.
Eine der besten Nachrichten zum Schluss: Die EOS 1000D ist livebildfähig – und auch mit beiden Fokussiermethoden (Quick- und Live-Modus)! Die Bildvorschau in Echtzeit erfolgt aber hier bei gleicher Auflösung (230.000 Pixel) auf einem etwas kleineren Bildschirm als bei der EOS 450D (2,5"/6,3 cm vs. 3"/7,6 cm). Ansonsten nehmen sich die EOS 1000D und EOS 450D nicht viel. Die Direktdruck-Funktionen sind dieselben, ein PAL/NTSC-Videoausgang ist bei beiden Kameras vorhanden, und man macht vom selben Lithiumionenakku Gebrauch (die 450D kommt mit dem LP-E5 auf 400 bis 600 Aufnahmen je nach Aufnahmebedingungen). Die Wiedergabe-Funktionen (z. B. Spitzlicht-Warnung) wurden auch nicht gekürzt, die Anzahl der Menüsprachen bleibt unverändert bei 20, die USB-Schnittstelle entspricht bei allen zwei EOS-Kameras dem Highspeed-Standard (USB-2.0-Highspeed), es kommen dieselben Speicherkartentypen (SD und SDHC) zum Einsatz, und die Einschaltzeit ist laut Herstellerangabe gleich (0,1 s). Die EOS 1000D weist mit zwölf Individualfunktionen nur eine weniger auf als ihre Schwester und ist mit Außenmaßen von 126,1 x 97,5 x 61,9 Millimeter minimal kleiner als die EOS 450D (128,8 x 97,5 x 61,9 mm). Mit einem Gewicht von 450 Gramm (nur Body) soll sie – Canon zufolge – die bislang leichteste digitale EOS sein. Die Markteinführung der neuen Canon EOS 1000D ist für Ende Juli 2008 angepeilt, und der Preis beträgt ohne Objektiv rund 550 EUR. Weitere Informationen zu Technik, Funktion und Ausstattung des "Sparmodells" sind im entsprechenden digitalkamera.de-Datenblatt zu finden.