Ohne (Fein-)Staub-Belastung
Canon EOS 400D mit 10,1 Megapixeln und integriertem Staubschutz
2006-08-24 Schluss mit der Geheimniskrämerei und den Gerüchten! Canon hat soeben die EOS 400D offiziell vorgestellt. Wie mittlerweile beim Branchenprimus nicht anders zu erwarten, waren im Vorfeld erste Informationen über die Kamera im Internet durchgesickert. Die undichte Stelle lag diesmal bei Canon China, und wer gestern schon in einschlägigen Foren auf der Suche nach neuen Infos über Canons Photokina-Neuheiten war, konnte u. a. erfahren, dass der EOS-350D-Nachfolger einen 10,1-Megapixel-Sensor und einen integrierten Staubschutz besitzt. (Yvan Boeres)
Selbstverständlich ist die EOS 400D wieder einmal preislich sehr aggressiv positioniert. Canon hat den Gehäusepreis seiner jüngsten digitalen Spiegelreflexkamera auf knapp 800 EUR festgelegt und unterbietet damit die Preise der beiden anderen 10-Megapixel-Kameras Nikon D80 (UVP: 970 EUR) und Sony Alpha 100 (UVP: 900 EUR). Mit ihrem 7-Punkt-Autofokus war die EOS 350D gegenüber diesen Konkurrentinnen ein bisschen ins Hintertreffen geraten; die EOS 400D bietet jetzt immerhin 9 AF-Messfelder.
Mit der EOS 400D hält nun auch eine Entwicklung bei Canon Einzug, die von Olympus gestartet und kürzlich von Sony aufgegriffen wurde: der eingebaute Sensor-Staubschutz. Wurde das Staubproblem in diversen Canon-lastigen Foren lange Zeit von einigen Markenfetischisten heruntergespielt, bekennt sich ihre Lieblingsmarke nun auch selbst zum Staubproblem. Das Integrated-Cleaning-System der EOS 400D weist einige Gemeinsamkeiten mit dem Anti-Dust-System der Sony Alpha 100 auf. So versuchst es wie dieses, durch die Verwendung antistatischer Materialien zu verhindern, dass sich Staub auf dem Bildsensor (bzw. genauer auf dem Tiefpassfilter vor dem CMOS-Sensor) ablagert, und wenn dennoch Staub auf den Sensor gelangen sollte, wird dieser praktisch "abgerüttelt" – nur eben mit dem Unterschied, dass bei der EOS 400D nicht der ganze Sensor, sondern alleine der Tiefpassfilter geschüttelt wird. Demnach besitzt die EOS 400D im Gegensatz zur Alpha 100 auch kein eingebautes Bildstabilisationssystem; hier muss man weiterhin auf die Objektive der IS-Serie (Image Stabilization) zurückgreifen, die einen optischen Bildstabilisator integrieren. Die EOS 400D will sich aber auch "prophylaktisch" des Staubproblems annehmen. Die Materialeigenschaften der inneren Kamerateile sollen laut Canon so gewählt sein, dass das Entstehen von Staub durch natürlichen Abrieb auf ein Minimum reduziert wird. Unter anderem wurde der Gehäusedeckel abriebfest konstruiert – offenbar hat Canon die Sache bis ins kleinste Detail durchdacht. Sollten trotz all dieser Maßnahmen noch Staubteilchen auf dem Sensor verbleiben, versucht die Kameraelektronik bzw. das so genannte Dust-Delete-Data-System, sie zu lokalisieren und ihre Position aufzuzeichnen. Die mitgelieferte Digital-Photo-Professional-Software kann die entsprechenden Bildfehler dann nachträglich (auf dem Computer) aus dem Bild herausrechnen.
Ansonsten hat sich in Sachen Technik und Funktionalität nicht viel getan. Die EOS 400D bekam – entgegen ersten Gerüchten – keinen neuen Signalprozessor mit auf den Weg (es bleibt beim DiGIC II), und die Vollformat-Sensoren (d. h. CMOS-Chips in Kleinbildfilm-Größe) bleiben vorerst einmal den semi-professionellen und professionellen EOS-Modellen vorbehalten. Die Belichtungsmessung erfolgt nach wie vor über 35 Messfelder, und man muss statt mit einer Spotmessung weiterhin mit der Selektivmessung (Messkreis: 9% des Bildfeldes) vorlieb nehmen. Es gibt bei der EOS 400D auch keinen schnelleren Verschluss (die kürzeste Verschlusszeit liegt unverändert bei 1/4.000 s ohne Blitz und 1/200 s mit Blitz), ferner keine E-TTL-III-Technologie o. ä., keine höheren Lichtempfindlichkeitsstufen (es bleibt bei max. ISO 1.600), keinen leistungsstärkeren Akku (bei der EOS 400D trifft man den altbekannten NB-2LH-Akku und den optionalen Batteriegriff BG-E3 von der EOS 350D wieder) und keinen besseren bzw. größeren und helleren Sucher. Einen Wechsel auf ein anderes Speicherkartenformat brauchen Liebhaber von CompactFlash-Karten (Typ I+II inkl. Miniaturfestplatten) auch nicht zu befürchten, und ein neues Objektivsystem muss auch nicht her.
Ein paar weitere Unterschiede zur EOS 350D findet man aber schon. So verschwindet bei der EOS 400D die monochrome Statusanzeige, um einem auf eine Bildschirmdiagonale von 6,3 cm gewachsenen Farbbildschirm (2,5"-TFT-LCD mit 230.000 Pixeln und einem Betrachtungswinkel von 160°) Platz zu machen. Die Kameraeinstellungen werden nun auf dem großen LC-Bildschirm zusammengefasst (ähnlich wie bei anderen DSLRs ohne Statusanzeige); damit man diese gleich angezeigt bekommt, wenn man das Auge vom Sucher nimmt und auf den LCD blickt, befinden sich unterm Okular zwei Augensensoren. Ob die Speicherverwaltung optimiert oder vielleicht sogar der Pufferspeicher vergrößert wurden, ist nicht klar, aber die EOS 400D kann im Serienbildmodus deutlich längere Bildserien aufnehmen als die EOS 350D. Die Bildfrequenz liegt unverändert bei 3 Bildern pro Sekunde, aber es können nun bis zu 27 JPEG-Bilder und bis zu 10 RAW/CR2-Aufnahmen in Folge geschossen werden. Ebenfalls erhöht wurde das Fassungsvermögen der virtuellen Bildordner (9.999 Aufnahmen pro Ordner), die Anzahl der Personalisierungsmöglichkeiten (11 Individualfunktionen mit 29 Einstellungen) und der Einstellungsumfang der PictBridge-Direktdruckfunktion; die EOS 400D bietet nun auch die von der EOS-1D Mark II N, EOS 5D und EOS 30D bekannten PictureStyles (= Bildparameter-Voreinstellungen für verschiedene Aufnahmesituationen).
Wie alle digitalen Spiegelreflexkameras der Marke Canon ist auch die EOS 400D – bis auf einige kameraspezifische Ausnahmen – mit dem gesamten EOS-Systemzubehör kompatibel (EF- und EF-S-Objektive, Speedlite-Blitzgeräte der EX-Serie, Strom- und Speicherlösungen usw.). Die EOS 400D ist prinzipiell in 0,2 s nach dem Einschalten betriebsbereit; verlängert sich der Einschaltvorgang um ca. 1 Sekunde wegen des Sensorreinigungsprozesses, kann man diesen vorzeitig durch Betätigung des Auslösers abbrechen, um so kein wichtiges Motiv zu verpassen. Weitere Details zu Technik, Funktion und Ausstattung der Canon-Neuheit finden interessierte Leser zum Beispiel am Ende dieser Meldung im ausführlichen digitalkamera.de-Datenblatt. Die Canon EOS 400D kommt Mitte September (also noch vor der Photokina) auf den Markt und wird in verschiedenen Sets (Preisspanne: ca. 900 bis 1.500 EUR) angeboten. Begleitet wird die offizielle Präsentation der EOS 400D von weiteren Ankündigungen im Objektiv-, Kompaktdigitalkamera- und Druckerbereich; einige Links unten führen zu den entsprechenden digitalkamera.de-Meldungen.