Das Warten hat ein Ende

Canon EOS 5D Mark II mit 21,1-Megapixel-Vollformat-CMOS und Video

2008-09-17 Canon hat heute Morgen die von vielen Marken-"Afficionados" sehnsüchtig erwartete EOS-5D-Nachfolgerin offiziell vorgestellt: die EOS 5D Mark II. Wie zu erwarten, fällt die "Zukunft der digitalen Fotografie" (so wie sie Canon vorab in seinem Teaser genannt hat) bei Canon relativ konservativ aus. So bleibt die neue digitale EOS der Spiegelreflexkamera-Architektur treu und setzt weder mit ihrer 21,1-Megapixel-Auflösung (hier kam ihr die Sony Alpha 900 zuvor) noch mit ihrer Videofunktion (hier kam ihr die Nikon D90 zuvor) neue Maßstäbe. Doch Canon hat es trotzdem wieder verstanden, die neuen Features und Spezifikationen der EOS 5D Mark II zu einem – nicht nur für Canon-Fans – äußerst attraktiven Gesamtpaket zusammen zu schnüren.  (Yvan Boeres)

Canon EOS 5D Mark II [Foto: Canon]Denn es besteht jetzt schon kein Zweifel daran, dass der Auflösungsvorteil der Sony Alpha 900 (24,6 Megapixel) gegenüber der EOS 5D Mark II von der resultierenden Bildqualität her nur marginal ausfallen kann, und die EOS 5D Mark II mag vielleicht nicht die erste digitale Spiegelreflexkamera mit Videofunktion sein, aber diese Funktion hat sie besser umgesetzt als bei der Nikon D90. So bringt sie eine höhere Videoauflösung (1.920 x 1.080 Bildpunkte entspr. HDTV-Standard 1080p) mit als ihre Konkurrentin (1.280 x 720 Bildpunkte entspr. HDTV-Standard 720p), und ersten Informationen zufolge bleibt bei der Canon im Gegensatz zur Nikon die Autofokus-Funktion beim Filmen erhalten. Auch verfügt die EOS 5D Mark II über einen externen Mikrofon-Anschluss, welcher der D90 fehlt, um z. B. in den Genuss einer Filmaufnahme mit Stereo-Ton zu kommen. Weiterer Pluspunkt für die EOS: Sie verwendet den hocheffizienten H.264-Codec zur Komprimierung der Videodaten, während die Nikon D90 auf den etwas betagten Motion-JPEG-Codec zurückgreift. Das ist sicher auch einer der Gründe, warum die maximale Aufnahmezeit trotz höherer Videoauflösung bei der EOS 5D Mark II mit 12 Minuten etwas mehr als doppelt so lang ausfällt wie bei der D90 (max. 5 Min.).

Natürlich wurde die EOS 5D Mark II auch sonst überall auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Schließlich sind seit der Markteinführung der EOS 5D (der Ersten ihres Namens) schon drei Jahre vergangen, und der Digic IV Prozessor der Canon EOS 5D Mark II [Foto: Canon]technische Fortschritt hat in dieser Zeit nicht geruht. Der Bildsensor im Kleinbildfilm-Format (36 x 24 mm) soll laut Informationen der französischen Foto-Fachzeitschrift "Chasseur d'Images" nicht derselbe sein wie in der EOS-1Ds Mark III und im Zusammenspiel mit dem funkelnagelneuen DiGIC-4-Prozessor (erst kürzlich mit der EOS 50D eingeführt) Lichtempfindlichkeitsstufen-Einstellungen bis entsprechend ISO 25.600 (in der H2-Einstellung) erlauben. Man darf auf die ersten Beispielbilder, Testberichte oder gar "Duelle" mit der Nikon D700 bzw. D3 (die bei geringerer Auflösung auf ähnlich hohe ISO-Werte kommen) gespannt sein! Um wohl die EOS-1Ds Mark III nicht zu sehr in den Schatten zu stellen, reicht die Serienbildgeschwindigkeit bei der EOS 5D Mark II nur bis 3,9 Bilder pro Sekunde. Damit sind zwischen 8 (RAW/JPEG-Simultanaufnahme) und 78 (JPEG-Fine) Bilder in Folge CMOS-Sensor der Canon EOS 5D Mark II [Foto: Canon]machbar. Auch begnügt sich die EOS 5D Mark II mit demselben 15-Punkt-Autofokus (9 sichtbare AF-Messfelder plus 6 nicht im Sucher markierte Hilfssensoren) und derselben Mehrfeld-Belichtungsmesszelle (35 Messfelder/Zonen) wie die ihrer Vorgängerin. Im Vergleich zu dieser bringt aber die EOS 5D Mark II einen Livebild-Modus (dank DiGIC-IV-Prozessor auch mit Gesichtserkennungs-AF), eine Tonwertprioritätsfunktion (samt zuschaltbarer automatischer Belichtungsoptimierung und 14bit-Rechentiefe für einen besonders effektiven Kontrastausgleich), eine Sensor-Selbstreinigungseinheit, einen deutlich größeren und detailreicheren 7,6cm-Bildschirm (3"-TFT-LCD mit 920.000 Bildpunkten und hundertprozentiger Bildfeldabdeckung im Livebild-Modus) sowie eine AF-Feinkorrektur (zum Entgegenwirken von Front-/Backfocusproblemen) mit. Auch deckt der Sucher bei gleicher 0,71-facher-Sucherbildvergrößerung und fast gleichem Augenabstand (21 vs. 20 mm) ein größeres Bildfeld (98 vs. 96 %) ab. Die Suchermattscheiben bleiben weiterhin vom Benutzer austauschbar.

Was gibt es sonst so Neues an der EOS 5D Mark II? Da wäre zuerst einmal die kamerainterne Korrektur der "peripheren Ausleuchtung". Damit ist nichts anderes als eine zuschaltbare elektronische Vignettierungskorrektur gemeint. Mit der im Lieferumfang der Kamera enthaltenen EOS-Utility-Software lassen sich die Abbildungsleistungsdaten (inkl. der Vignettierungsdaten) von bis zu 40 unterschiedlichen Canon-Objektiven registrieren; die kamerainterne Vignettierungskorrektur funktioniert nur für JPEG-Aufnahmen, während für RAW/CR2-Canon EOS 5D Mark II [Foto: Canon]Aufnahmen die Korrektur mit der Canon-Software auf dem Computer erfolgen muss. Auch macht die EOS 5D Mark II von einem neuen Lithiumionenakku Gebrauch (Typ: LP-E6), mit dem laut Canon zwischen 180 (bei permanenter Benutzung des Livebild-Modus) und 850 (bei ausschließlicher Verwendung des optischen Suchers) Aufnahmen pro Vollladung erreichbar sind. Die EOS 5D Mark II nimmt nach wie vor Speicherkarten vom Typ CompactFlash (Typ I und II) auf, unterstützt aber nun auch den schnellen UDMA-Modus (Ultra-Direct-Memory-Access-Technologie für einen direkten Zugriff auf die Speicherkarte) moderner CF-Karten. Sonst wurde noch das Kameradesign leicht verändert (die neuen Kamera-Abmessungen liegen bei 152 x 113,5 x 75 mm und das Gewicht bei 810 Gramm ohne Objektiv); viel wichtiger ist aber, dass die EOS 5D Mark II mit zusätzlichen/verstärkten Dichtungen Canon zufolge einen besseren Staub- und Spritzwasserschutz bieten soll als ihre Vorgängerin.

Auf den ersten Blick unverändert ist die verwendete Verschlusseinheit. Doch der Schein trügt. So bleiben zwar die schnellste Verschlusszeit im normalen Kamerabetrieb von 1/8.000 s und die kürzeste Blitzsynchronzeit von 1/200 s (ohne Highspeed-Blitzsynchronisation) dieselben wie bei der EOS 5D erster Generation, doch der Verschluss fällt bei der EOS 5D Mark II robuster aus. Die geprüfte Mindestlebensdauer steigt von 100.000 auf 150.000 Auslösungen, so dass man noch länger etwas von seiner Kamera hat. Das sind die wichtigsten Unterschiede zwischen der EOS 5D Mark II und ihrer Canon EOS 5D Mark II [Foto: Canon]Vorgängerin, der EOS 5D. Weitere Unterschiede kann es im Detail geben (z. B. steigt die Zahl der Benutzerfunktionen von 21 auf 25); eine vergleichbare Übersicht der technischen Daten beider Kameras liefern die jeweiligen digitalkamera.de-Datenblätter, wobei ein Link am Ende dieser Meldung direkt zum Datenblatt der neuen EOS 5D Mark II führt.

Noch ein Wort zum Schluss: Canon wäre natürlich nicht Canon, wenn die EOS 5D Mark II nicht auch erfolgreich versuchen würde, die direkte Konkurrenz preislich zu unterbieten. So ist die Kamera mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von knapp 2.500 EUR günstiger als eine Sony Alpha 900 (UVP: ca. 2.800 EUR) und kostet auch weniger als eine Nikon D700 (UVP: ca. 2.600 EUR). Damit ist die nächste Runde des Preis-/Ausstattungskampfes bei den digitalen Spiegelreflexkameras der Mittelklasse eingeläutet, und die EOS 5D Mark II lässt da ganz schön die "Muskeln" spielen. Canons Photokina-Neuheit kommt hier in Deutschland Ende November in den Handel.

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