Runde 1, die digitalen Spiegelreflexkameras
Canon EOS 5D und EOS-1D Mark II N im Detail
2005-08-22 Den Anfang unserer Berichterstattungs-Runde über die unzähligen Produktneuheiten von Canon machen die digitalen Spiegelreflexkameras der Marke. Zwar ist die neue EOS 5D unseren Lesern bereits bekannt (siehe weiterführende Links), und wir haben auch schon darauf hingewiesen, dass sie von der EOS-1D Mark II N begleitet wird, aber mit der heutigen Vorstellung von Canon kommt die offizielle Bestätigung, dass wir nicht auf das Werk eines zu Späßen aufgelegten Schwindlers hereingefallen sind. Die beiden DSLRs sind real und deren technische Daten sind schon beeindruckend. (Yvan Boeres)
Es
ist also doch wahr: Die Canon EOS 5D ist kein Hirngespinst, und sie bietet
tatsächlich einen Vollformat-Sensor bei einem Preis von unter 3.500 EUR an.
Hieß es inoffiziell noch, dass sie knapp 3.460 EUR kosten sollte, darf man
sich darüber freuen, dass der Preis hier in Deutschland mit rund 3.400 EUR
noch etwas geringer ausfällt. Dafür bekommt man eine digitale
Spiegelreflexkamera der Oberklasse mit Kleinbild-großem CMOS-Sensor, der mit
seinen 12,8 Millionen Pixeln Bilder in einer spektakulären Auflösung von
maximal 4.368 x 2.912 Bildpunkten liefert. Bedenkt man, dass
Vollformatchip-Kameras wie z. B. die große Schwester EOS-1Ds Mark II bisher
locker das Doppelte kosteten, ist das eine kleine Preissensation. Doch bei
allem Enthusiasmus vieler DSLR-Fans, die sich darüber freuen, ihre Objektive
der EF-Serie weiterbenutzen zu können, ohne dass sich der Bildausschnitt
verändert, sei darauf hingewiesen, dass die Sache auch einige Tücken birgt.
Wer sich zum Beispiel mit neuen Objektiven der EF-S-Serie eingedeckt hat,
kann diese aufgrund des kleineren Bildkreises schon mal nicht zusammen mit
der neuen EOS 5D benutzen. Und selbst wer passende EF-Linsen besitzt, kommt
auch nicht unbedingt um eine Neuanschaffung teurer Objektive herum. Denn –
wie Tests mit der EOS-1Ds bzw. EOS-1Ds Mark II es bewiesen haben –
harmonieren längst nicht alle EF-Objektive mit Vollformat-Sensoren. Dabei
ist nicht mal die Qualität der Optik ein Garant für gute Resultate: Manche
Zooms und Festbrennweiten, die bei der Verwendung an
Kleinbild-Spiegelreflexkameras der EOS-Serie als ausgezeichnet galten,
zeigten sich bei den Tests als gar nicht bzw. nur eingeschränkt
digitaltauglich. Die Ansprüche von Vollformat-Sensoren an die Optiken sind
halt andere als bei Kleinbildkameras, und vor allem Weitwinkel-Objektive
(aber z. T. auch Tele-Objektive) können sich u. U. verstärkt an den
Bildrändern als kritisch oder weniger leistungsfähig erweisen. Erste Tests
werden noch belegen, ob der CMOS-Bildwandler der EOS 5D genauso anfällig für
Abbildungsschwächen nicht digital optimierter Objektive ist und welche fürs
Kleinbildsystem konzipierten Linsen gut zur 5D passen. Perfekt auf die EOS 5D
abgestimmt müssten hingegen die beiden brandneuen Objektive der EF-Serie,
das EF 24-105 mm 1:4 L IS USM und das EF 70-300 mm 1:4-5,6 IS USM, sein.
Schließlich wurden die zwei Linsen parallel mit der EOS 5D vorgestellt, und
man sollte davon ausgehen können, dass sie sich besonders gut mit der EOS 5D
vertragen.
In der EOS-D-Produktfamilie nimmt die EOS 5D nicht nur preislich den Platz
zwischen den Profi-Modellen der 1er-Serie und der Semi-Profi-Kamera EOS 20D
ein. So verfügt die EOS 5D neben neuen Ausstattungsmerkmalen auch über
Features, die man entweder von den größeren Schwestern oder von der
kleineren Schwester her kennt. So tut ein DiGIC-II-Signalprozessor innerhalb
der Kamera seinen Dienst, und selbstverständlich wird die
E-TTL-II-Blitzbelichtungsmessung und -Steuerung unterstützt. Ein angenehm
großer LC-Farbbildschirm mit einer Bilddiagonale von 2,5" (bei einer
Bildschirmauflösung von 230.000 Bildpunkten und einem Betrachtungswinkel von
bis zu 170° in horizontaler und vertikaler Richtung), die Kompatibilität mit
dem optional erhältlichen WiFi/WLAN-Transmitter WFT-E1, eine
PictBridge-kompatible USB 2.0-Highspeed-Schnittstelle,
21 Individualfunktionen mit 57 Einstellungen, auswechselbare
Suchermattscheiben, die auf Wunsch gleichzeitige Aufzeichnung von RAW/CR2-
und JPEG-Dateien, der erweiterte Empfindlichkeitsstufen-Bereich
(ISO 100-1.600 sowie ISO 50 und ISO 3.200) und ein Serienbildmodus mit einer
Bildfolgerate von 3 Bildern pro Sekunde (bis zu 60 JPEG-Aufnahmen oder 17 RAW-Shots
in Folge) gehören weiter zu den Funktionen und Ausstattungsmerkmalen der
neuen Kamera.
Ganz neu sind hingegen der Autofokus, die Picture-Style-Funktion und die
Custom-Einstellung. So werden die 9 Messfelder des AF-Systems von 6
zusätzlichen, unsichtbaren Feldern umgeben, die automatisch aktiviert
werden, wenn die Kamera im AI-Servo-Schärfenachführungsmodus betrieben wird
und das mittlere AF-Feld manuell aktiviert wurde, um so die Erfassung
bewegter Objekte zu unterstützen. Die neue Picture-Style-Funktion bietet
einen größeren Einstellbereich für Scharfzeichnung, Farbsättigung,
Bildkontrast und Farbton. Insgesamt können sechs motivoptimierende Modi
(Standard, Portrait, Landschaft, Neutral, Natürlich, Schwarzweiß)
individuell eingestellt und drei zusätzliche anwenderdefinierte
Einstellungen gespeichert werden. Damit sind laut Canon mehr als
48.000 Konfigurationen bzw. Farbgrundeinstellungen möglich. Von den
Digitalkameramodellen der PowerShot-Serie her bekannt ist die
Custom-Funktion. Auf dem Programmwählrad findet man, mit "C" markiert, die
entsprechende Position, über die man auf verschiedene benutzerdefinierte
Kamerakonfigurationen zurückgreifen kann. So kann man schnell zwischen
unterschiedlichen Grundeinstellungen wechseln. Wie man es von EOS-D-Kameras
für gehobene Ansprüche gewohnt sein kann, ist die EOS 5D robust (mit einem
Gehäuse aus einer Magnesium-Legierung) konstruiert. Auffällig ist die
Tatsache, dass die Kamera im Gegensatz zu den kleineren Schwestern keinen
eingebauten Blitz besitzt; als Zubehör gibt es den Batteriegriff BG-E4, der
die Kamera noch griffiger macht und Platz für einen weiteren BP-511-Akku
(oder baugleiche Modelle) bietet. Weitere Informationen zu Technik, Funktion
und Ausstattung der Canon EOS 5D gibt es im entsprechenden
digitalkamera.de-Datenblatt nachzulesen, das aktualisiert wurde und nun
einen verbindlicheren Charakter besitzt. Die Canon EOS 5D ist ab Ende
September im Handel erhältlich.
Mit
der EOS-1D Mark II N geht die EOS-1D bereits in die dritte Runde. Wurde die
ursprünglich mit 4 Millionen Pixeln versehene DSLR-Kamera mit APS-C-Sensor
bei der Beförderung auf Mark-II-Status sowohl technisch (8,2-Megapixel-CMOS,
DiGIC-Signalprozessor, E-TTL-II-Blitztechnik, größerer Farbbildschirm usw.)
als auch funktionsmäßig generalüberholt, fallen die Neuerungen diesmal etwas
bescheidener aus. So wurde der LC-Monitor auf 2,5" vergrößert (bei gleich
bleibender Auflösung von 230.000 Pixeln und bei einem Betrachtungswinkel von
170°), die Lupenfunktion verbessert (man kann nun im One-Shot-Modus und bei
manueller Steuerung des AF-Feldes direkt in ein bestimmtes AF-Feld
hineinzoomen) und die – soeben im Zusammenhang mit der EOS 5D erwähnte –
PictureStyle-Funktion übernommen. In Zukunft sollen übrigens alle neuen
digitalen EOS-Modelle mit der PictureStyle-Funktion versehen werden. Keine
grundlegende Änderung gibt es beim 45-Punkt-Autofokus, beim
Empfindlichkeitsstufenbereich und bei der Robustheit bzw.
Wetterverträglichkeit des Gehäuses. Neu ist indessen die Möglichkeit, RAW/CR2-
und JPEG-Fotos auf getrennten Karten zu speichern. Nicht umsonst verfügt die
EOS-1D seit der Mark-II-Version über zwei Speicherkartensteckplätze (für
CompactFlash- und SD-Karten). Den Aufnahmen kann man dabei zur besseren
Differenzierung getrennte Dateinamen vergeben, da die ersten vier Buchstaben
frei editierbar sind.
Ob die ebenfalls vorgenommene Vergrößerung des Pufferspeichers überhaupt von
den Profi-Fotografen wahrgenommen wird, ist eine Frage, die wohl nur
anspruchsvollste Sport- und Reportagefotografen werden beantworten können.
Denn kann man mit der neuen EOS-1D Mark II N bis zu 48 JPEG-Aufnahmen oder
22 RAW/CR2-Aufnahmen bei 8,5 Bildern pro Sekunde hintereinander aufnehmen,
konnte das Vorgängermodell EOS-1D Mark II bei gleicher Bildfolgerate auch
schon 40 JPEG-Bilder bzw. 20 RAW-Fotos in Folge schießen. Aber vielleicht
kommt es im rauen Profi-Alltag auf jedes weitere geschossene Bild an.
Vielleicht ist dann das Exklusiv-Bild darunter, das die Runde in allen
Zeitungen macht und den Anschaffungspreis der neuen Kamera auf einen Schlag
amortisiert. Denn die EOS-1D Mark II N kostet stolze 4.200 EUR, wenn sie im
Oktober dieses Jahres auf den Markt kommt. Wie gewohnt halten wir auch für
diese Kamera ein ausführliches digitalkamera.de-Datenblatt bereit, das
zeitgleich mit dieser Meldung frei geschaltet wurde, und Auskunft über
Technik, Funktion und Ausstattung des Gerätes erteilt. Damit wären wir auch
am Schluss dieser Vorstellung angekommen und können nun zu den neuen
Kompaktdigitalkameras von Canon übergehen. Wer Interesse an den PowerShot-
und Digital-Ixus-Modellen hat, kann sich jedenfalls die entsprechenden
Meldungen auch einmal angucken, und eventuell ist ja auch unter diesen
Kameras ein Modell dabei, das der zukünftige EOS-5D- oder
EOS-1D-Mark-II-N-Besitzer dann sich selbst (als kleine Ergänzung zur DSLR)
oder für seine(n) Partner(in) kaufen möchte. Wir wüschen jedenfalls viel
Spaß beim Entdecken der anderen Canon-Neuheiten!