Canon und kein Ende

Canon entwickelt "Anti-Wackel"-Digitalkameraobjektiv mit 10-fach-Zoom

2000-05-25 Kein Tag vergeht ohne eine neue Ankündigung im Digitalkamerabereich seitens Canon. Belegt der Konzern bereits bei den Videokameras, den Fotoapparaten und den Desktop-Druckern seit Jahren immer einen der ersten drei Plätze auf dem Siegertreppchen der Verkaufszahlen, will Canon im heiß umkämpften Markt der digitalen Standbildkameras auch ganz oben mitmischen. Die Ankündigung einer neuen Digitalkameralinse mit 10-fachem Zoombereich und optischer Bildstabilisierungseinheit beweist den Tatendrang von Canon.  (Yvan Boeres)

Bei der elektronischen Bildstabilisierung werden nicht benutzte Rand-Pixel des CCD-Bildwandlers dazu benutzt, die Bewegungen des Video- oder Fotografen zu ermitteln und anschließend rechnerisch wieder auszugleichen. Wie bei vielen elektronischen "Hilfsmitteln", wie dem Digitalzoom oder der Pixelinterpolation, hat dies eine mehr oder weniger leichte Qualitätseinbuße zur Folge. Die optische Bildstabilisierung wie sie hauptsächlich bei Ferngläsern, Videokameras und Kleinbild-Objektiven von Canon (und neuerdings mit dem VR 80-400/4,5-5,6 KB-Objektiv von Nikon) angewandt wird, ist da viel aufwendiger: Die Bewegungen des Benutzers werden zuerst von sogenannten Gyroskopen wahrgenommen. Gyroskope sind kreiselähnliche Geräte, die Bewegungen um die horizontale und vertikale Achse registrieren können. Gyroskope werden zum Beispiel in Raketen oder in Navigationssystemen von Flugzeugen eingesetzt. Sobald die Kamera bzw. das Objektiv "weiß", in welche Richtung sich die Aufnahmelinse bewegt, wird eine – meistens in einer Flüssigkeit gelagerte – spezielle Brechungslinse fast zeitgleich genau in die entgegengesetzte Richtung bewegt, so daß die Kameraverwacklungen (nicht die des Motives!) weitgehend ausgeglichen werden. Das wirkt sich umso positiver auf das Bild aus, je größer die verwendete Brennweite ist. In der Fotografie gilt nämlich die Faustregel, daß man zum Schutz vor Verwacklungen immer den zur Objektivbrennweite nächsthöheren Umkehrwert als Verschlußzeit einstellen sollte. Fotografiert man also mit einer Brennweite von z. B. 200 mm, sollte man 1/200 Sekunde (wie sie bei manchen Kameras wählbar ist) oder zur Sicherheit 1/250 Sekunde nicht unterschreiten. Dank des Bildstabilisierungsverfahrens können selbst Benutzer mit ungeübten Händen diese Faustregel "ignorieren" und mit wesentlich längeren Verschlußzeiten folglich auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen – freihand fotografieren, während andere schon das Stativ auspacken müssen (was dann meistens auch nicht zur Hand ist).

Die neue Objektiveinheit von Canon wurde speziell für Digitalkameras entwickelt und verfügt somit über ein - für Digitalkameras unabdingbares – sehr hohes Auflösungsvermögen. Bemerkenswert ist auch der Integrationsfaktor der Stabilisatoreinheit in die Objektivkonstruktion – im Vergleich zur Stabilisationseinheit der Sony Mavica, die die schon "klotzige" Kamera noch etwas mehr verunstaltet, ist die Canon-Konstruktion total unauffällig in die Linsengruppe integriert. Bei solchen Zukunftsperspektiven kann man also von einem hochlichtstarken Zoom mit einem Brennweitenbereich von z. B. 35 bis 350 mm in Kombination mit einem zusätzlichen Schutz vor verwackelten Bildern träumen – ein Traum, der in der nächsten Generation (allerspätestens der übernächsten Generation) von Canon-Digitalkameras (sollte Canon seine Objektiveinheit lizenzieren, auch von anderen anderen Herstellern) zur Realität werden könnte.

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