Japanischer Europäer

Casio Europe stellt "sein" neues Exilim-Card-Modell EX-S770 vor

2006-08-28 Casio Europe hat heute Morgen mit der EX-S770 ein weiteres Kompaktdigitalkameramodell der ultraflachen Exilim-Card-Serie mit einer Nettoauflösung von 7,2 Millionen Pixeln vorgestellt. In Japan und in den USA war die Kamera schon am 8. August offiziell angekündigt worden, doch laut Casio soll sich die für den europäischen Markt bestimmte Version der EX-S770 leicht von ihren fremdländischen Alter-Egos unterscheiden. Gemeinsam haben aber alle Modelle die neue Data-Taste, welche die Kamera zum praktischen kleinen Datensichtgerät macht.  (Yvan Boeres)

Casio Exilim Card EX-S770 [Foto: Casio] In den Grundeigenschaften unterscheidet sich die europäische Version der neuen Casio Exilim Card EX-S770 nur wenig von den S770-Ausführungen für den asiatischen und (nord-)amerikanischen Markt. Die Kamera baut technisch auf der EX-S600 vom Oktober letzten Jahres auf, die in der entsprechenden digitalkamera.de-Meldung (siehe weiterführende Links) ausführlich beschrieben wurde. Die wichtigsten Neuerungen betreffen den Bildsensor und den LC-Bildschirm der Kamera. So wurde der 6-Megapixel-Chip der S600 gegen ein auflösungsstärkeres Modell (jetzt mit 7,2 Millionen Pixeln) gleichen Formfaktors (1/2,5") ausgewechselt und der 2,2"-Farb-LCD durch einen deutlich breitflächigeren (2,8" bzw. 7,1 cm Bilddiagonale), feineren (230.400 Pixel) und helleren (1.100 cd/m²) Bildschirm ersetzt.

Trotz 53 Prozent größerer Bildfläche des LCDs ist die neue EX-S770 nur 8 Prozent größer als ihre Vorgängerin und immer noch extrem schmal (stellenweise 13,7 mm). Die Vorzüge des breiteren Displays kann man dabei auf unterschiedliche Art und Weise nutzen. So kann man Fotos wahlweise im gewöhnlichen 4:3-Format (die nicht genutzte Bildschirmfläche wird dann u. a. zur Einblendung einer Schnellauswahl-Leiste genutzt) als auch im bildschirmfüllenden 16:9-Format (bei einer entsprechenden Bildgröße von 3.072 x 1.728 Bildpunkten) aufnehmen. Eine spezielle "Display"-Taste erlaubt das Ändern des Bildschirmlayouts, das Ein- und Ausblenden diverser Informationen (u. a. Histogramm), die Einstellung der Bildschirmhelligkeit und das Wechseln des Betrachtungsformates per Knopfdruck; weitere Funktionen, wie z. B. die Motivprogramm-Auswahl und die Indexwiedergabe (es können nun mehr BestShot-Motivprogramme bzw. Miniaturansichten auf einer Bildschirmseite dargestellt werden) sowie die Doppelauslösung mit Bildgegenüberstellung (bei der das volle Sensorbild und der per Digitalzoom vom Benutzer gewählte Bildausschnitt nebeneinander angezeigt werden), nutzen ebenfalls die Vorzüge des Breitbildschirms aus.

Casio Exilim Card EX-S770 [Foto: Casio]Von der EX-S600 übernimmt die neue EX-S770 u. a. die Fähigkeit, Videos in speicherplatzschonender MPEG-4-Komprimierung aufzuzeichnen. Neu ist jedoch die Möglichkeit, mit einer zusätzlichen Videoauflösung von 704 x 384 Bildpunkten (Bildwiederholrate: 30 Bilder/s) im 16:9-Format zu filmen; wer es lieber klassisch mag, kann nach wie vor VGA- und QVGA-Videos (640 x 480 und 320 x 240 Pixel) mit einer Bildwiederholrate von 30 bzw. 15 Bildern pro Sekunde aufnehmen. Außerdem verfügt die EX-S770 jetzt über einen speziellen Aufnahmeknopf für Videos (man kann die Aufnahme sofort per Knopfdruck starten, ohne in den Videomodus zu wechseln), kann hochkant aufgenommene Videos bei der Ausgabe über den A/V-Ausgang (dazu braucht man den mitgelieferten Kamerasockel) seitenrichtig wiedergeben und hält das Bild durch einen elektronischen Bildstabilisator ruhig. Mit all diesen Features konkurriert die EX-S770 aber schon mit manchen digitalen Camcordern und müsste sogar zolltechnisch als solcher eingestuft werden. Das ist auch der Grund, warum bei der europäischen Ausführung der EX-S770 die maximale Länge eines Videos auf 10 Minuten beschränkt ist. Ob man diese Firmware-"Drossel" durch das Einspielen eines Firmware-Updates für amerikanische oder asiatische EX-S770-Modelle eventuell aufheben kann, werden wir bei Gelegenheit einmal ausprobieren. Allerdings weist Casio auch darauf hin, dass die Bildabstimmung bei den anderen Marktversionen der EX-S770 unterschiedlich sein kann (vor allem Asiaten haben eine andere Vorstellung davon, wie eine Kamera bzw. ein Film Farben wiederzugeben hat), so dass man u. U. nach einer solchen Operation Bilder von der Kamera geliefert bekommt, deren Farben nicht mehr unbedingt dem europäischen Geschmack entsprechen…

Die Beschränkung der Aufnahmezeit bei Videos und die unterschiedliche Bild- bzw. Farbabstimmung wären aber auch die zwei einzigen Unterschiede zwischen der EU-Version der EX-S770 und den japanischen bzw. amerikanischen Ausführungen der Kamera. Gemeinsam haben alle Marktversionen auf jeden Fall die Objektivdaten (38-114mm/F2,7-5,2 entspr. KB), die Größe des eingebauten Speichers (6 MByte), die Speicherkarten-Kompatibilität (SD/SDHC, MMC), den verwendeten Akkutyp (NP-20-Lithiumionenakku), die PictBridge-kompatible USB-2.0-Highspeed-Schnittstelle, den eingebauten Miniaturblitz und die zahlreichen Sonderfunktionen bzw. Ausstattungsmerkmale. Zu Letzteren zählen u. a. der AntiShake-DSP (erweiterte Funktion zur Verringerung des Verwacklungsrisikos), die BestShot-Taste (zur schnellen Auswahl der vielen Motiv- und Spezialprogramme), die verschiedenen Serienbildmodi (Normal mit ca. 0,9 Bildern/s, High-Speed mit max. 3 Bildern in Folge bei ca. 3 Bildern/s, Rapid-Flash für Serienaufnahmen mit Blitz bei leicht verringerter Blitzreichweite), die Soft-Flash-Funktion (zur Vermeidung von Überblitzeffekten bei Nahaufnahmen), die Angle/Color-Correction-Funktion (zur Korrektur perspektivischer Verzerrungen und verblasster bzw. verfremdeter Farben), die Color-Restauration-Funktion (zur Korrektur verblasster/verfremdeter Farben ohne Perspektivenkorrektur), die Zeit/Datum-Stempel-Funktion usw. Viele dieser Funktionen wurden im digitalkamera.de-Test der EX-Z850 (siehe weiterführende Links) ausführlicher beschrieben, so dass sich eine Lektüre des Tests durchaus lohnt.

Casio Exilim Card EX-S770 [Foto: Casio] Ganz neu ist hingegen der Data-Knopf auf der Gehäuseoberseite. Einige Leute werden dessen Funktion wohl als Spielerei ansehen, aber nachdem man sie – wie die digitalkamera.de-Redaktion die Gelegenheit hatte – ausprobiert hat, ist man vielleicht anderer Meinung. Mit dieser Taste wird die EX-S770 teilweise zum Organizer bzw. Datensichtgerät. Wer zum Beispiel eine PowerPoint-Präsentation zeigen will, braucht nicht mehr unbedingt einen Laptop mit sich herumzuschleppen, sondern kann sie entweder auf dem eingebauten LC-Bildschirm der Kamera oder auf einem – am A/V-Ausgang der Kamera angeschlossenen – Fernseher, Videoprojektor o. ä. anzeigen lassen. Möglich gemacht wird das durch die mitgelieferte Data-Transport-Software, die auf dem (Windows-)PC installiert wird, beliebige Druckdaten in JPEG-Bilder umwandelt und diese Bilder dann automatisch auf die Kamera überträgt (deshalb funktioniert die Software auch nur mit der EX-S770). Die Data-Transport-Software gibt sich auf dem System als ein virtueller Drucker aus und kann somit von jeder Anwendung aufgerufen werden, die über eine Druckfunktion verfügt. Einfach den Druckbefehl im jeweiligen Programm aufrufen, in der Druckerliste die Data-Transport-Software auswählen und bei Bedarf die Konvertierungseinstellungen ändern. Die Software wandelt die Druckdaten dann automatisch in JPEG-Bilder um und überträgt diese auf die Kamera, wo man sie dann anzeigen, mit der Bildschirmlupe vergrößern und/oder mit der Diaschau-Funktion vorführen kann.

Da die Data-Transport-Software sich als Druckertreiber in das System einbindet, ist ihre Funktion nicht an ein bestimmtes Programm oder speziell an Microsoft-Programme gebunden. Egal ob E-Mails (aus Outlook, Lotus-Notes & Co.), ganze Webseiten oder einzelne Bilder (aus dem Internet Explorer, Firefox, Opera etc.), Charts, Text-Dokumente, Stadtpläne, Termine, Kontakte oder was auch immer – prinzipiell kann alles, was gedruckt werden kann, auf die EX-S770 "transportiert" werden. Noch einfacher funktioniert die Photo-Transport-Software. War es vor allem bei älteren Kameras (gleich welcher Marke) nicht möglich, Bilder vom Computer auf die Kamera zurückzuspielen bzw. weigerte sich die Kamera dann, die Bilder anzuzeigen (insbesondere wenn die Bilder schon auf dem Computer verarbeitet worden waren), geht dies bei der EX-S770 problemlos. Man braucht dazu nur die zu übertragenden Bilder per Mausklick anzuwählen und per Drag-and-Drop auf die kleine Bildschirmleiste der Photo-Transport-Software zu ziehen. Die Bilder werden dann automatisch auf die Kamera übertragen und können dort wie ganz normale Aufnahmen (wie sie sonst mit der Kamera gemacht werden) wiedergegeben werden.

Die Casio Exilim Card EX-S770 (weitere Details: siehe digitalkamera.de-Datenblatt am Ende der Meldung) wird es im September in den drei Gehäusefarben Silber, Graphit-Blau und Flammend-Rot für knapp 380 EUR (UVP) zu kaufen geben. Eine Akkuladung des NP-20-Akkus reicht im CIPA-Standardtest für rund 200 Aufnahmen (das sind 100 Aufnahmen weniger als bei der EX-S600); Casio gibt zudem eine Einschaltzeit von ca. 1 Sekunde und eine Auslöseverzögerung von ca. 0,01 Sekunden an. Als Photokina-Neuheit wird die EX-S770 selbstverständlich auch in den Kölner Messehallen auf dem Casio-Stand zu sehen sein. Wer die Exilim-Flunder also "live" erleben will bzw. sich die Kamera ausführlich demonstrieren lassen will, sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen…

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