Schlanke Kamera für "schlanke" Videos

Casio Exilim Card EX-S600D mit Videoaufzeichnung im DivX-Format

2006-06-26 Gerade erst fängt das MPEG-4-Format sich bei den digitalen Fotokameras durchzusetzen, da gibt es schon erste Hersteller, die einen Schritt weiter gehen und den MPEG-4-"Ableger" DivX unterstützen. Die neue Casio Exilim Card EX-S600D ist eine dieser seltenen Kameras und auch wenn sie dadurch keine besseren bzw. schöneren Fotos macht, verhilft ihr die DivX-Technik wahlweise zu deutlich längeren Videosequenzen oder zu mehr freiem Platz auf der Speicherkarte bei gleich langen Videos. Stehen tut das Akronym DivX dabei für "Digital Video Xtreme".  (Yvan Boeres)

Casio Exilim EX-S600 [Foto: Casio}Das DivX-Format umgibt ein Hauch von Anarchie, soll es doch ursprünglich auf einem geknackten Microsoft-Codec für MPEG-4 beruhen und ist es lange Zeit (bzw. ist es zum Teil immer noch) das von Tauschbörsenbenutzern bevorzugte Komprimierungsverfahren für den – oftmals illegalen – Austausch von Filmen und Videos über das Internet gewesen. Mittlerweile ist das DivX-Format aus der patentrechtlichen Grauzone heraus und kommt auch in diversen Markengeräten ganz legal zum Einsatz, aber das Image des "rebellischen" Außenseiter-Formates ist teilweise hängen geblieben.

Die heute von Casio vorgestellte Exilim Card EX-S600D ist beileibe nicht die erste digitale Fotokamera, die das DivX-Format unterstützt. "Pionier" ist da die Firma Pentax, die mit ihrer Optio S6 bereits im September letzten Jahres als erster renommierter Kamerahersteller eine DivX-kompatible Digitalkamera auf den Markt gebracht hat. Die Anfang dieses Jahres präsentierte Pentax Optio A10 ist eine weitere digitale Fotokamera mit DivX-Kompatibilität. Wurde diese Eigenschaft in den entsprechenden Pressemitteilungen von Pentax aber nur am Rande erwähnt, rührt Casio für die DivX-Fähigkeit der Exilim Card EX-S600D die große Werbetrommel.

Abgesehen von der Videoaufzeichnung im DivX-Format ist die Exilim Card EX-S600D mit der im Oktober letzten Jahres angekündigten Exilim Card EX-S600 identisch. Zu den charakteristischen Eigenschaften der beiden Kameras gehören u. a. die extrem flache Bauform (13,7 mm an der schmalsten Stelle), die 3-fach-Zoomoptik (38-114 mm/F2,7-5,2 entspr. Kleinbild), der 2,2"-Farbbildschirm (TFT-LCD mit 84.960 Bildpunkten) und die – gerne als Marketinggag verschriene – AntiShake-DSP-Technik (die zwar nicht ineffektiv ist, aber letztendlich nichts anderes darstellt als eine intelligente Programmkurvenanpassung); eine ausführliche Beschreibung der Kamera finden interessierte Leser in der damaligen digitalkamera.de-Meldung zur Exilim Card EX-S600 (ohne D), die hier weiter unten unter den weiterführenden Links angeführt wird. Deshalb wollen wir uns an dieser Stelle nicht weiter mit der Technik, Funktion und Ausstattung der Casio-Kamera auseinandersetzen, sondern näher auf das Alleinstellungsmerkmal der EX-S600D, nämlich der DivX-Kompatibilität eingehen.

Wie auch bei anderen MPEG-4-kompatiblen Kameras (DivX ist im Grunde genommen auch nur ein MPEG-4-"Ableger"), merkt man nach Außen hin zuerst einmal nichts. Die Videos werden in gewohnter Weise im AVI-Format aufgezeichnet, da MPEG-4 und DivX eigentlich keine Dateiformate, sondern nur Komprimierungsverfahren sind. Der besondere Vorteil von DivX soll darin bestehen, ähnlich wie das MP3-Format bei Musik, Videos mit vergleichsweise geringem Qualitätsverlust deutlich stärker als andere Videoformate (bei digitalen Fotokameras sind Motion JPEG und MPEG-1 üblich) zu komprimieren. Zum Vergleich: Ein typischer Kinofilm ist mehrere Gigabyte groß und passt nur durch Komprimierung im MPEG-2-Format überhaupt auf eine handelsübliche DVD wie man sie fertig bespielt in der Videothek oder im Handel findet. Mit DivX komprimiert soll derselbe Film auf nur eine CD-ROM mit einer typischen Speicherkapazität von nur 650 bis 700 MByte passen und immer noch eine sehr hohe Bildqualität (wenn auch nicht ganz so hoch wie beim Original) aufweisen.

Die Casio Exilim Card EX-S600D nimmt ihre DivX-Filme im AVI-"Container" mit einer maximalen Videoauflösung von 640 x 480 Bildpunkten (VGA) bei einer Bildwiederholrate von 30 Bildern pro Sekunde (Datenrate zwischen 2,1 und 4,0 Mbit/s je nach gewählter Qualitätsstufe) auf. Das Ganze selbstverständlich mit Ton und ohne feste Begrenzung der Aufnahmezeit. Die Aufnahme endet erst wenn der Benutzer sie stoppt oder die Speicherkarte bzw. der eingebaute Kameraspeicher voll ist; die resultierende AVI-Datei sollte dank DivX deutlich "schlanker" sein als von anderen digitalen Fotokameras ohne DivX gewohnt. Ähnlich wie bei Kameras mit Videoaufzeichnung im QuickTime-Motion-JPEG-Format (siehe weiterführende Links) kann es aber auch bei DivX-Filmen Probleme mit dem Abspielen auf dem Computer geben. Je nachdem, welche Version des Windows Media Player man auf seinem Windows-PC installiert hat, unterstützt dieser DivX noch nicht und weigert sich, die Filme abzuspielen bzw. verlangt nach einem so genannten "Codec". Erst nach Installation eines solchen Codecs (sozusagen das "Entschlüsselungs"-"Modul" für das jeweilige Komprimierungsformat) oder einer alternativen Abspielsoftware mit serienmäßiger DivX-Unterstützung kann man sich die mit der EX-S600D "gedrehten" Videos auf dem Rechner angucken; brennt man das Video auf CD oder DVD, sollte man sicher gehen, dass der DVD-Player ebenfalls DivX-kompatibel ist (was vor allem der Fall für DVD-Player aus dem Niedrigpreissegment ist).

Interessant bzw. außergewöhnlich ist die Tatsache, dass die Casio Exilim EX-S600D zumindest in Europa fast ausschließlich übers Internet vertrieben werden soll. Die EX-S600D darf das offizielle "DivX Certified"-Logo der DivX-Gründerfirma DivX Inc. tragen und soll in den nächsten Tagen (Casio gibt als Markteinführungstermin "Ende Juni 2006") zu einer unverbindlichen Preisempfehlung von knapp 400 EUR in den (Online-)Handel kommen.

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