Druckreif
ColorVision PrintFix Pro im digitalkamera.de-Test
2006-06-27 Der Monitor ist kalibriert und zeigt die korrekten Farbwerte an, und dennoch sehen die Farben und die Helligkeit auf jedem Druckmedium anders aus. Mit Mühe und viel Aufwand könnte man sich eine Treibereinstellung so "hinfrickeln", dass das Ergebnis stimmt, doch zum Einen wäre eine Menge Zeit dafür vonnöten, und der "ganze Spaß" ist abhängig vom Umgebungslicht und der Kombination Papier-Druckfarben-Drucker. Wird z. B. die Tinte gewechselt, kann es – etwa beim Rezepturwechsel des Herstellers – unter Umständen zu Farbdifferenzen kommen. ColorVision deckt schon mit dem Spider2, dem Spider Express und Spider2 Pro den gesamten Bereich der Amateur-, Semiprofi- und Profi-Anwender ab und hat nun das bekannte PrintFix-System durch sein neues PrintFix Pro abgelöst. Wie sich die neue Version anstellt und wie sie sich handhaben lässt, erfahren Sie im Praxistest. (Harm-Diercks Gronewold)
Die voluminöse ColorVision PrintFix Pro Suite beinhaltet neben der PrintFix Hardware auch Spyder2 Pro, welche in einigen entscheidenden Punkten gegenüber dem Spyder2 Plus erweitert wurde, um so dem professionellen Einsatz gerecht zu werden. Als Software sind zwei CD-Roms beigelegt, welche alle nötigen Tools und Treiber beinhalten, die zum Profilieren von Bildschirm und Drucker benötigt werden. Außerdem beinhaltet die Box noch einen "Untersatz", auf dem eine weiße und eine schwarze Fläche erkennbar sind. Diese werden benötigt, um das Spectrocolorimeter auf den korrekten Weißpunkt zu setzen.
Es ist empfehlenswert, vor Installation der Software die ColorVision Homepage zu besuchen, um festzustellen, ob ein Softwareupdate vorliegt, denn in diesem Fall kann gleich die neuere Version herunter geladen und installiert werden. Dem Test lag die PrintFix Version 1.1 zugrunde.
Nachdem die Hürde der Software-Installation überwunden ist, steht der Druckerprofilierung nichts mehr im Weg. Der Anschluss der Hardware ist denkbar einfach: Mini-USB-Kabel mit dem Gerät und dem USB-Anschluss des Computers verbinden, nun wird noch der passende Treiber für das Spectrocolorimeter installiert. Die PrintFix-Hardware ist so geformt, dass die Hand des Nutzers bequem auf ihr liegen kann, ohne dass es zu Ermüdungserscheinungen kommt. Das Spectrocolorimeter misst im L*a*b*-Farbmodell, das zum Teil der menschlichen Farbwahrnehmung entspricht, es ist jedoch sehr benutzerunfreundlich. Das L*a*b*-Farbmodell ist aus drei Komponenten zusammengesetzt: L für Helligkeit (Lightness), a und b für die Farbwerte. Somit entspricht a dem Wert auf der Farbachse von Rot nach Grün, b dem Wert auf einer Farbachse von Blau nach Gelb.
Die Profilierung beginnt mit der Eingabe von Drucker, Papiertyp und Trägermaterial, und es können Treibereinstellungen vorgenommen werden. Dieser Schritt lässt sich bei Bedarf auch überspringen. Dem Benutzer steht dabei jederzeit zu jedem Arbeitsschritt eine ausführliche Hilfefunktion zur Verfügung. Als nächstes steht die Prüfung der Druckqualität an, welche optional zur Verfügung steht. Hier kann ermittelt werden, ob der Drucker korrekt ausgerichtet ist und alle Düsen funktionieren.
Nächster Schritt ist die Einstellung des Trägermaterials, auch diese ist wieder optional. Hierbei können PrintFix-PRO-Benutzer vor der Erstellung von Druckprofilen Prüfdrucke für unterschiedliche Trägermaterialeinstellungen (z. B. Papierarten, Tintenmenge) drucken, um sicherzustellen, dass die optimalen Einstellungen gewählt wurden. Wie die drei vorherigen Arbeitsschritte ist auch dieser optional, und auch hier können verschiedene Druckquadranten gewählt werden. Dies ist nicht etwa zum Materialsparen vorgesehen, sondern um damit viele unterschiedliche Einstellungen auf einem Blatt Papier unterzubringen und so die optimale Einstellung zu finden. Auf der Programmoberfläche der letzten drei Schritte befinden sich dafür die Schaltflächen "Seite einrichten" und "Drucken". Wichtig bei den Druckereinstellungen ist, dass die automatischen Bildverbesserungen deaktiviert sind, da sonst der Referenzdruck nicht maßgeblich für eine Korrekturmessung angewandt werden kann.
Nun endlich folgt der Druck des so genannten Target. Das Target kann aus vier Varianten gewählt werden, besteht aus mindestens 150 Farbfeldern ("Schnelles Ziel") und kann mit bis zu 729 Feldern auf drei Seiten oder bei Großdruckern auf einem Blatt gedruckt werden. Grundsätzlich gilt: Je mehr Farbfelder gemessen werden, umso exakter wird das Profil und umso besser können Farbdifferenzierungen dargestellt werden.
Der Druck muss (am besten einige Stunden) getrocknet sein, bevor eine Messung durchgeführt werden kann. Vor der Messung wird das Spectrocolorimeter auf der mitgelieferten Basis auf die weiße Kachel gesetzt, um dort den Weißpunkt zu messen.
Die Messung selber kann – je nach Anzahl der Farbfelder – zwischen 10 und 60 Minuten dauern, ein wenig Präzision und Geduld ist also vonnöten, um die Felder einzumessen. Ist diese Aktion getan, muss nur noch einmal verglichen werden, ob es eine Fehlmessung gab. Ist dies nicht der Fall, dann wird das Messfenster geschlossen, und man gelangt zu einem der letzten Arbeitsschritte.
Damit wird es Zeit, dem Profil einen Namen zu geben, der eindeutig ist und das Profil leicht erkennbar macht. Zwei weitere Punkte sind auf der rechten Seite zu finden: "Ref-Weiß" und "Ref-Schwarz", hier kann der Benutzer den Weiß- bzw. den Schwarzpunkt des Bildschirms anpassen. Diese Funktion kommt besonders bei solchen Programmen zur Geltung, welche mit Softproofs arbeiten können (z. B. Photoshop).
Auf der linken Seite können Kontrast, Helligkeit und Sättigung bei Bedarf geändert werden und auf der anderen Seite die Farbkanäle. Diese sind allerdings nur relevant bei nachträglichem Editieren von Profilen, ohne dass eine neue Messung durchgeführt werden soll. Bei Erstprofilen sollte man nicht an den Reglern spielen, da keine Ausgangsbasis existiert und dies nur zu Verfälschungen des Korrekturergebnisses führt.
In der untersten Reihe befinden sich zwei Schieberegler, diese kommen zum Einsatz, wenn Bilder nicht unter optimalen Lichtbedingungen präsentiert werden. Optimale Beleuchtung erfolgt mit einer Farbtemperatur im Bereich zwischen 5000 K und 6500 K (Tageslicht). "Precise Light Helligkeit" sorgt für die optimale Helligkeitsanpassung der Drucke bei geringem bzw. starkem Licht. "PreciseLight Farbtemperatur" sorgt für den Ausgleich bei der Betrachtung von Drucken, welche bei "kalten" bzw. "warmen" Farbtemperaturen betrachtet werden.
Durch die Möglichkeit, innerhalb der Arbeitsschritte vor und zurück zu gehen, ist es leicht möglich, verschiedene Profile aus einer Messung zu erzeugen. So kann während der letzten beiden Schritte Profile auf verschiedenen Farbtemperaturen eingestellt werden, die mit verschiedenen Einstellungen unter anderen Namen speicherbar sind. Im letzten Schritt steht dann wieder der Druck einer Referenzdatei zur Verfügung, welcher auch wieder in Quadranten möglich ist, um so verschiedene Drucke der Profile auf einer Seite unterzubringen.
Die Handhabung der Software ist einwandfrei, vor allem durch die üppigen Hilfestellungen und Hintergrundinformationen ist man bestens im Bild über das Wieso und Warum. Das Handling der Hardware ist Übungssache, da das Design sehr "massiv" ist und manchmal die korrekte Platzierung des Spectrocolorimeters erschwert.
Die angefertigten Profile stellten sich als präzise heraus und lagen grundsätzlich nicht daneben. Zu Testzwecken wurden Drucker von Canon, Epson und HP mit verschiedenen Papiertypen profiliert. Die PrintFix PRO Suite ist für den professionellen und semiprofessionellen Bereich konzipiert und bietet Drucker- und Monitorkalibration zu einem fairen Preis von knapp 600 EUR. Das PrintFix PRO Spectrocolorimeter ist auch einzeln erhältlich, wenn schon eine Monitor Kalibrationssoftware vorhanden ist, und schlägt mit knapp 500 EUR zu Buche. Anwendern, die nur "ab und an" einmal ein anderes Papier benutzen und dennoch nicht auf ein individuelles Profil verzichten möchten, sei ein Dienstleister empfohlen, welcher sich auf das Erstellen von Druckprofilen spezialisiert hat.