Blitz-Zubehör
Das Honl Photo Speed System im Praxistest
2009-10-21 Der berühmt berüchtigte "Joghurtbecher" auf dem Blitz ist dem Fotografen ebenso bekannt wie der manchmal serienmäßig im Blitzgerät enthaltene Bouncer. Beide sollen das abgegebene Licht weicher machen. Damit erschöpfen sich für viele aber schon die Möglichkeiten, das Licht eines externen Blitzes zu formen. Der amerikanische Profifotograf David Honl hat sich in zwei Jahrzehnten seiner fotojournalistischen Praxis (u. a. auf Reisen für "Newsweek", "People Magazine" oder "National Geographic") Gedanken zum Thema Lichtformer gemacht und eine All-round-Zubehörserie namens "Honl Photo Speed System" für externe Blitzgeräte entwickelt und herausgebracht, die nicht nur universell einsetzbar sein soll, sondern auch robust genug für den harten Arbeitsalltag eines Profis. Ob das gelungen ist und wie sich das Zubehör im Praxisalltag handhaben lässt, soll unser kleiner Erfahrungsbericht zeigen. (Harm-Diercks Gronewold, Jan-Gert Hagemeyer)
Das Honl Photo Speed System wird in den USA hergestellt und von der ExpoImaging, Inc. im kalifornischen Watsonville in Einzelverpackung konfektioniert und vertrieben. Die Produktbezeichnungen sind daher US-englisch gehalten und werden auch vom deutschen Exklusivvertrieb kocktrade im schleswig-holsteinischen Reinfeld nicht ins Deutsche übersetzt. Im Folgenden verwenden wir daher vorwiegend die Originalbezeichnungen.
Das HonlPhoto-Blitzzubehör sieht eher unspektakulär aus. Aus Synthetik-Fasern hergestellt, ähnelt es eher an Fototaschen als an fotografisches Zubehör. Doch das Material ist robust, abriebfest, und die Verarbeitung ist einwandfrei. Besondere Merkmale sind die Klettverschlüsse, die in üppiger Größe und an bestimmten Punkten an dem Zubehör angebracht sind.
Ausgangsbasis des gesamten Systems ist ein 30 cm langer und vier Zentimeter breiter "Speed Strap". Dieser Streifen ist auf der Oberseite komplett mit Klettfilz besetzt und auf der Rückseite mit einem ca. 6 cm langen Kletthaken-Element. Der Rest der Rückseite gehört der aufgenähten Gummierung. Diese sorgt für Halt auf dem Blitzgerät, um das man den Speed Strap schlingt. So können Blitzgeräte aus- bzw. aufgerüstet werden, deren Kopfumfang nicht länger als 24 cm ist. Der "Speed Strap" wird mit der gummierten Seite nach innen fest auf den Blitzkopf gespannt, der Klettverschluss geschlossen, und die Gummierung sorgt für sicheren Halt.
Nun wird spätestens klar, warum der Speed Strap ringsum mit Klettmaterial versehen ist: Daran wird das übrige Lichtform-Zubehör befestigt, und der Nutzer kann sich auf das Kombinieren der einzelnen (einzeln erhältlichen) Teile kümmern. Dazu gehören zwei "Speed Snoot/Reflector", erhältlich in zwei Größen (8" bzw. 29 x 20 cm und 5" bzw. 29 x 13 cm). Diese Speed Snoots sind auf der einen Seite mattsilbern und auf der anderen Seite schwarz. An den Querseiten befinden sich zueinander passende Klettelemente (Ober- und Unterseite) und auf der Längsseite unten, sowohl auf der Vorder- und Rückseite, wiederum ein Klettelement. So kann man aus beiden Speed Snoots sowohl Reflektoren wie auch Röhren als Lichtbegrenzer formen und per Speed Strap am Blitzkopf befestigen. Kehrt man die mattsilberne Seite bei den Röhren nach innen, ergibt sich ein höherer Lichtgewinn, als wenn man die schwarze Seite nach innen nimmt, was auch möglich ist. Doch damit nicht genug – auch als Bouncer, also wie Tore zur seitlichen Lichtbegrenzung, sind die Speed Snoots zu benutzen.
Um Licht richtig zu formen, ist es wichtig, es in nur die Richtung zu bugsieren, in der man es haben möchte. Der HonlPhoto "Speed Gobo/Bounce Card" ist dabei ein weiterer Helfer. Er ist einseitig schwarz und auf der anderen Seite weiß. So ist er einerseits als Bouncer benutzbar oder andererseits auch als Tor, wenn man es mit der schwarzen Seite in Richtung Blitz anklettet. Außerdem kann er, wenn der Blitz als Hintergrundlicht eingesetzt wird, vor Blendenflecken schützen. Leider hing die schwarze Seite in unserem Test bei einer Montage auf der Oberseite des Blitzes immer zu weit vor den Blitzreflektor, so dass der Blitz deutlich sichtbar abgeschattet wurde, was eigentlich nicht beabsichtigt war.
Zum System gehören ferner zwei Wabenfilter in verschiedenen Größen (1/4" Speed Grid und 1/8" Speed Grid). Auch diese werden per Klettverbindung am Blitzkopf befestigt und richten das Licht in einem kleinen Kreis auf das zu fotografierende Objekt. Beim Anbau muss man allerdings beachten, dass der "Speed Strap" ein wenig Abstand zwischen dem Blitz und dem Wabenfilter schafft. Ansonsten nämlich liegt der Wabenfilter des Speed Grid auf hervorstehenden blitzeigenen Bouncerteilen auf, und die empfindlichen schwarzen Plastikwaben würden sich irreversibel verformen.
Wem die reinen Lichtformer noch nicht kreativ genug sind, der findet im Honl Photo Speed System auch eine Reihe von gleichfalls klettbaren Filtern (eine kleine Auswahl aus dem Lee-Folienprogramm). Diese sind als Kreativ-Paket ("Color Effects Filter Kit") oder als Farbkorrektur-Kit ("Color Correction Filter Kit") gebündelt. Versierte Bildbearbeiter würden nun sagen: "Warum bei der Aufnahme Filter verwenden, wenn es auch in der Postproduktion geht?" Diese Aussage ist korrekt, und es gibt keine eindeutige Antwort darauf. Jedoch können die Filterfolien Effekte vor Ort umsetzen, die nur schwer in der Nachbearbeitung erreichbar wären. So kann der Fotograf sich vor Ort entscheiden, etwa den Weißabgleich absichtlich "kalt" zu machen oder bei Außenaufnahmen den Weißabgleich auf Glühlampenlicht einstellen; das Bild bekommt dann einen bläulichen Ton. Will der Fotograf das Gesicht des Modells etwa dennoch im natürlichen Farbton abbilden, nimmt er dazu den CTO-Filter ("Conversion-to-Orange", Tageslicht zu Kunstlicht) aus dem Color Correction Filter Kit (dem Korrekturpaket) und klettet diesen auf den "Speed Strap" vor den Blitz. Leider ist es dann nicht mehr möglich, die "Speed Snoots" als Röhren (Spots) zu benutzen, es sei denn, man beschneidet die Filterfolien, von denen übrigens jeweils gleich zwei in jeder der fünf Filterfarben im Kit vorhanden sind. Das so entstandene Foto enthält nun von Haus aus einen recht stimmungsvollen Farbkontrast, und man muss nicht erst in der Bildbearbeitung mit Masken und Ebenen operieren.
Fazit Insgesamt besticht das Honl Photo Speed System durch seine Einfachheit und die flexible Anpassung auf nahezu alle Blitzgeräte. Zwar leidet die silberne Oberfläche der "Speed Snoots", wenn sie in der Fototasche ungerollt aufbewahrt werden, und auch die Oberflächen der Filter sind kratzempfindlich. Hoch interessant wird das System jedoch besonders dann, wenn der Fotograf mit den Blitzgeräten entfesselt arbeitet, denn dafür hat man tatsächlich ein ganzes Studio auf sehr begrenztem Raum fast immer dabei. All das lässt sich auch in der zum Kit gehörigen schwarzen Packtasche mit Reißverschluss und Aufhängeöse (dem "Honl Photo Speed System Bag", versteht sich) verstauen. Das von kocktrade in Deutschland exklusiv vertriebene Honl-System lag uns in der professionellen "Complete-Kit"-Version vor; dieses kostet ca. 200 EUR, das weniger umfangreiche "Starter-Kit" ist für knapp 85 EUR zu bekommen, lässt sich aber jederzeit und je nach Bedarf durch einzeln erhältliche Komponenten nachrüsten.