Schlankheits- statt Megapixelwahn
Deutschland-"Premiere" der Superzoom-Flunder Samsung L77
2007-04-17 Gerade einmal 21 mm misst die heute offiziell von Samsung Deutschland angekündigte Siebenfachzoom-Kamera L77 in der Tiefe, die somit nicht nur in jede Hemdtasche passt, sondern auch einen neuen Weltrekord aufstellen will. Tatsächlich ist die L77 noch ein kleines Stück flacher als die Casio EX-V7, die erst im Januar dieses Jahres den bisherigen Rekord in der Kategorie der kompaktesten Superzoom-Kameras aufgestellt hat, und ob der "Schlankheitswahn" der Kamerahersteller damit nun ein vorläufiges Ende gefunden hat oder nicht, ist fraglich. (Yvan Boeres)
Anders als die Exilim Hi-Zoom EX-V7 bringt die "neue" Samsung L77 (in den USA wurde sie wurde bereits Anfang Februar 2007 im Vorfeld der PMA vorgestellt) ihr Superzoom nur im ausgeschalteten Zustand komplett im Gehäuse unter. Ansonsten fährt die Siebenfachzoom-Optik (38-266 mm/F3,5-5,4 entspr. Kleinbild) der L77 schon ein paar Millimeter aus dem 94 x 57 x 21 mm kleinen und bis zu 135 Gramm leichten "Body" heraus, wobei der Großteil des mehrfach vergüteten Objektivs mit seinen asphärischen Linsenelementen im Gehäuse bleibt. Ebenfalls vor den Blicken des Benutzers verborgen bleibt der winzige 7,4-Megapixel-CCD (7,1 MP effektiv) im 1/2,5"-Formfaktor, dessen Signal bis zu einem maximalen Lichtempfindlichkeitsstufenäquivalent von ISO 1.600 verstärkt werden kann.
Verwacklungen will die L77 mit ihrem EPS-System entgegenwirken. Bei diesem "Electronic Picture Stabilizer" handelt es sich nicht um einen Bildstabilisator im eigentlichen Sinne, da die Zitterbewegungen des Fotografen nicht aktiv kompensiert werden, sondern nur anhand von Beschleunigungssensoren (in der Pressemitteilung von Samsung ist von Gyro-Sensoren die Rede) registriert werden, damit die Kameraelektronik die Verwacklungsunschärfen nachträglich aus dem Bild herausrechnen kann. Diese so genannte Dekonvolution dauert mit der L77 knapp 3 Sekunden bei einer Aufnahme in voller Auflösung (3.072 x 2.304 Bildpunkte); allgemein ist aber eine vorbeugende Verwacklungsbekämpfung einer solchen nachträglichen Entwacklung vorzuziehen. Überhaupt greift die L77 gerne in die "elektronische Trickkiste". Mit der Highlight-Funktion können gezielte Unschärfen ins Bild gebracht werden, damit sich das Hauptmotiv so besser vom Hintergrund abhebt, mit dem 5-fachen Digitalzoom kann der Zoomeffekt noch weiter verstärkt werden, mit der Bildrahmen-Funktion kann das Bild mit einem Rahmen geschmückt werden bzw. kann z. B. der Kopf einer Person in einen fertigen Hintergrund (ähnlich wie früher auf Jahrmärkten) hineingesetzt werden, mit der Still-Image-Capture-Funktion werden aus einzelnen Szenen eines Videos Fotos entnommen, und mit der Texterkennungs-Funktion können Dokumente fotografiert werden, die später auf dem Computer in Text umgewandelt werden; die MPEG-4-Komprimierung sorgt beim Aufzeichnen von Videos (auf Wunsch elektronisch stabilisiert sowie mit oder ohne Ton) in einer Auflösung von bis zu 640 x 480 Bildpunkten (VGA-Standard) und mit einer Bildwiederholrate von wahlweise 30 oder 15 Bildern pro Sekunde dafür, dass das zeitlich unbegrenzte (die Aufnahmezeit ist lediglich an die verfügbare bzw. verbleibende Speicherkapazität gebunden) Filmmaterial in besonders hoher Qualität bei gleichzeitig geringstem Speicherbedarf auf der Speicherkarte (SD, SDHC, MMC, MMCplus) oder im internen Speicher (20 MByte) der Kamera landet.
Der Mehrpunkt-Autofokus der L77 stellt nicht nur auf die Bildmitte scharf, sondern verfügt über zusätzliche Messfelder zur Fokussierung auf Personen und Gegenstände, die sich anderswo im Bild befinden. Praktisch ist die Auto-Makro-Funktion, mit der die Kamera selbstständig vom Normal- in der Makro-Bereich und zurück schaltet. Befindet sich das Objektiv in Weitwinkel-Stellung, fährt die L77 so zum Beispiel einen Schärfebereich von 10 cm bis Unendlich durch, ohne dass man irgendeinen Knopf drücken muss. Davon besitzt die L77 sowieso nur wenige; die Bedienung der Kamera erfolgt hauptsächlich über das zentrale Fünfwege-Steuerfeld auf der Geräterückseite. Die weiteren Bedienelemente beschränken sich auf vier Direkttasten (u. a. für den Direktdruck oder die zahlreichen Bildeffekte) und den Zoomhebel. Der 6,3cm-Bildschirm (2,5"-TFT-LCD mit 230.000 Bildpunkten) der L77 dient sowohl als Wiedergabebildschirm als auch als Steuerzentrale und Sucher-Ersatz. Zu den weiteren Ausstattungsmerkmalen des "superschlanken Superzoomers" (O-Ton Samsung) gehören sonst noch spezielle Auflösungsstufen für andere Bildformate (3:2 und 16:9), verschiedene Belichtungsmessarten (Matrix/Mehrfeld, mittebetont Integral, Spot), eine Vollautomatik, eine Programmautomatik, elf Motivprogramme (Sport/Action, Porträt, Strand, Schnee usw.), eine Belichtungskorrekturfunktion (+/- 2 LW in Drittelstufen), ein erweiterter Belichtungszeitenbereich (bis zu 15 s) im Nachtprogramm, ein eingebauter Miniaturblitz (die L77 besitzt eine laut Samsung "sehr effiziente Technik zur Reduzierung des unerwünschten Rote-Augen-Effektes"), eine ganze Spezialeffekt-Sammlung (Farbspielereien, Bildmontage-Funktion, S/W- und Sepia-Modus, Negativbild etc.), Einstellmöglichkeiten für Weißabgleich und Scharfzeichnung, eine Intervallfunktion, eine Belichtungsreihen-Automatik sowie eine Funktion zum Aufbringen des Datums und/oder der Uhrzeit auf den Fotos.
Die Verbindung zu PictBridge-fähigen Druckern und zum Computer (PC/Mac) nimmt die L77 über ihre USB-2.0-kompatible Datenschnittstelle auf. Ein Audio/Video-Ausgang mit umschaltbarem Bildsignal (PAL/NTSC) ist ebenfalls vorhanden; die Stromversorgung der L77 erfolgt über einen kompakten Lithiumionenakku (3,7 V bei 660 mAh) vom Typ SLB-0637. Die Samsung L77 (das ausführliche digitalkamera.de-Datenblatt mit weiteren Infos zu Technik, Funktion und Ausstattung der Kamera kann über die weiterführenden Links am Ende dieser Meldung direkt abgerufen werden) kommt mit ihrem schwarzen Metallgehäuse noch diesen Monat, d. h. im April 2007, mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von knapp 350 EUR in den Handel.